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Als Motiv genügten Max Weihrauch oft wenige, ihm besonders naheliegende Themen wie die Chiemseelandschaft oder Gesichter aus der Familie.

»Bilderreise«: Sehenswerte Ausstellung von Max Weihrauch in Prien

Auf dem schmalen Grat zwischen Beruf und Berufung hat sich Max Weihrauch dem Malen verschrieben. In seinem Leben, in den geregelten Bahnen in Greiling bei Bad Tölz, ist ein malerisches Werk funkelnd zutage getreten. Schöpfend aus dem Bedürfnis, die Häuser, Bäume, die Natur der heimatlichen Landschaft, die Umgebung, den Chiemsee und die Landschaft seiner Jugendjahre in Prien sowie die Landschaft auf seinen vielfachen Reisen nach Kroatien, Italien und Frankreich zu malen, entstand mit Phantasie und Akribie, mit Gewissenhaftigkeit und großen Schöpferdrang inmitten des für Maler berauschenden Geruchs von Ölfarben und Terpentin jedes Jahr eine Handvoll Bilder, von denen derzeit 102 Werke in der Galerie im Alten Rathaus in Prien zu sehen sind.


Sie zeigen einen Einblick und Überblick von Beginn seines künstlerischen Schaffens 1947 bis 2006, einem Jahr vor seinem Tod am 13. Oktober 2007. Die Priener Ausstellung mit dem Titel »Bilderreise« versucht nach ihrer ersten Weihrauch-Ausstellung 1998 aus dem umfangreichen Oeuvre Weihrauchs nicht nur Schaffensabschnitte zu zeigen, sondern erstmals das gesamte Lebenswerk in repräsentativer Auswahl vorzuführen. Einheit und Wandel eines Künstlerlebens zugleich.

1946, als Jugendlicher, begann Max Weihrauch bereits seine ersten Versuche in der Landschaftsmalerei als Autodidakt. Unterstützung und Anregungen sowie Anleitungen von der unmittelbaren Anschauung der Natur erhielt er mittels privater Kontakte durch die hochbetagten Maler der Münchner Schule, Albert Stagura und Ludwig von Schlieben. Von 1951 bis 1955 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste in München, Malerei bei Charles Crodel, Keramik bei Franz Eska, Schriftgestaltung und Kalligraphie bei Eugen Julius Schmid sowie Kunstgeschichte bei Hans Sedlmayr.

1952 wurde Max Weihrauch Mitglied der Künstlergruppe »Die Frauenwörther« und beteiligte sich erstmals in einer Ausstellung im Münchner Haus der Kunst. 1955 legte er sein künstlerisches Staatsexamen ab und absolvierte danach ein zweijähriges kunstpädagogisches Studium und sein pädagogisches Staatsexamen für das Höhere Lehramt. Ein Jahr später begegnete er auf der Insel Ischia dem Maler Werner Gilles, von dem er wichtige Anregungen für sein malerisches Schaffen erhielt.

Im Jahr 1957 begann er seine Lehrtätigkeit als Kunsterzieher am Gymnasium Bad Tölz. 38 Jahre lang, bis 1993, war Weihrauch hauptberuflich als Kunsterzieher tätig und unterrichtete während dieser Zeit 3500 Schüler. Neben seinem Hauptberuf war er unentwegt künstlerisch aktiv, in zahlreichen Einzelausstellungen von 1981 bis 1998 waren seine Exponate zu sehen.

Die sehr gute Ausgewogenheit von Intellekt und Gefühl, naturhaftem Eindruck und überlegtem Aufbau gibt seinen Exponaten einen klassischen Anstrich. Eine Klassizität, aufgrund der im direkten Kontakt mit der Natur erlebten Gefühle und aufgrund der Eigenschaft seines Stils, der sich durch mühevolle Arbeit und Vertrautheit mit großen Malern herausbildete. Für Weihrauch scheint das Bild ein in sich geschlossenes Ganzes zu sein, das nur auf seine malerischen Werte vertraut.

Immer wieder findet man in seinen Gemälden einen Reichtum an Farbnuancen, die immer innerhalb eines kraftvollen, plastischen, strukturellen Zusammenhangs liegen. Durch eine energische Eingrenzung des Raums und der plastischen Struktur präzisiert Max Weihrauch seine Bildthemen. Als Motiv genügen Weihrauch oft wenige, ihm besonders naheliegende Themen: die Chiemseelandschaft mit ihrer Leuchtkraft, Gesichter aus der Familie, alltägliche Gegenstände in seinen Zimmern oder Blumen in seinem Garten.

Max Weihrauch ist ein Maler, ein Künstler, dem es durch lange, mühsame Arbeit gelingt, seine ihm eigene Bilderwelt zu finden. Verschiedene Malphasen lassen sich dabei ablesen. Er konstruiert seine Gemälde in Helldunkel-Kontrasten mit dickem Farbauftrag. Aber auch die vielfach ausgestellten Gemälde, die wie spontan geschaffen wirken, sind in Wirklichkeit langsam entwickelt worden durch ständige Überlagerung von Farbschichten.

Die Form wird machtvoll und plastisch dargestellt durch eine kräftige Pinselführung, die der Kraft der Natur gleichkommt. Seine Kompositionen fügen sich zu perspektivischen, architektonisch streng gegliederten Strukturen zusammen. Gewagte Farbakkorde bestechen in seinen Gemälden, wobei die Farbe Blau eine signifikante Intensität gewinnt. In der Transponierung der Form, der Farbkontraste und durch die Einbeziehung weiterer Sektoren sprechen seine Stillleben eine eigenständige Sprache. Die Farbe erlangt in diesen Werken eine Dynamik, die sie oftmals zum alleinbestimmenden Bildelement werden lässt.

Max Weihrauchs ausgestellte Werke in Öl und Aquarell sind von einer erstaunlichen Präsenz. Der Farbauftrag, das intuitive Ordnen der Bildgegenstände, ihre Plastizität, das räumliche Vorstellungsvermögen und die gekonnt abgestuften Farbwerte lassen spüren, mit welch scharfen Augen der Künstler die Welt der vertrauten Dinge betrachtet hat.

Die sehr sehenswerte Ausstellung ist bis Sonntag zu sehen, täglich von 14 bis 17 Uhr. Gabriele Morgenroth

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