Bildtext einblenden
Wolfgang Diem dirigierte beim Stefani-Konzert die große Marktkapelle Grassau. (Foto: Kaiser)

Beste musikalische Unterhaltung beim Grassauer Stefani-Konzert

Das erste der beiden Stefani-Konzerte 2014 in Grassau eröffnete das Kinder-Orchester unter der Leitung von Capucine Mühlbauer (beim zweiten Konzert tags darauf machte die Jugendkapelle unter Sebastian Krause den Anfang), eine muntere Gruppe mit vier grundsoliden Schlagwerkern. Für etwa die Hälfte der jungen Musizierenden war es der erste Auftritt in der Öffentlichkeit – sie absolvierten ihn mit erstaunlicher Gelassenheit.


Rhythmussicher eröffneten sie mit der »Green Park Overture« von Wilhelm Koenen. Daran schlossen sie zwei Bearbeitungen von Martin Klaschka an, die von »When The Saints«, der wohl bekanntesten Gospel-Melodie aus den USA, schon fast 90 Jahre alt, und die des um etwa 50 Jahre jüngeren »Tom Dooley’s Song«, der traurigen Ballade über einen Mann aus Tennessee, der die Frau eines anderen liebte und sie erdolchte, weil sie nichts von ihm wissen wollte: »Hang down your head and cry«. Den Erfolg, den sie damit erzielten, feierten sie mit der Zugabe »Smoke on the Water« der britischen Rock-Band Deep Purple (1972) auf ihre ganz eigene Art.

Danach brauchte es eine geraume Zeit des Umbaus, bis die 52 Musikantinnen und Musikanten der Marktkapelle Grass-au ihre Plätze auf dem Podium eingenommen hatten. Doch dann legten sie los mit dem wahrhaft herrschaftlichen »Königsmarsch« von Richard Strauss (1864 bis 1949). Da funkelten die Instrumente und blitzten die Töne bei der effektvollen Einleitung. Aber auch die leisen Passagen kamen bezaubernd herüber und führten zu einem fulminanten Schluss.

»Diatonika«, eine Komposition des »Ziachorgelspielers« und Erzmusikanten Herbert Pixner aus Südtirol, war eine echte Herausforderung für die Solistin Antonia Grauvogel. Doch »sie hat das Pixner-Feeling«, sagte Wolfgang Diem über sie und ihr Können. Mit vertraut-volksmusikantischen Tönen begann das Stück; darauf folgte ein virtuoser Moll-Teil, dann eine »Kadenz« mit Griffen und Intervallen, die manch ein Ziachspieler für unmöglich halten dürfte. Eine Walzermelodie in speziell Pixnerscher Färbung und ein Abstecher in jazzige Improvisationen fanden zu einem bombastischen Schluss und großem Beifall für die Solistin und die Marktkapelle.

Vor der Pause hatte die Kapelle noch die Ouvertüre zur romantischen Oper »Der Freischütz« von Carl Maria von Weber (1781 bis 1826) auf den Pulten. Aggressiv und feinfühlig, schwärmerisch und entschlossen lieferte sie ein getreues Stimmungsbild aller Gefühle, die diese Oper durchweben: Liebe und Vertrauen, Verzweiflung und Rache, Hoffnung und Vergebung. Im Jahr 1883 hatte der junge Richard Strauss seinem Vater Franz Joseph Strauss, Hornist der Münchener Hofkapelle, ein Hornkonzert komponiert, das in seiner signalhaften Thematik vital-virtuose Aufgaben stellt. Den letzten Satz daraus, ein lebhaftes Rondo, spielte Sebastian Krause unaufgeregt-konzentriert mit der verkleinerten Marktkapelle, sozusagen dem »Eliteensemble«, unter der sorgsamen Leitung von Wolfgang Diem zu einer überzeugenden Gesamtleistung.

Der »Spanische Marsch« von Johann Strauß Sohn (1825 bis 1899) mit »El Horst« (Horst Lehnert) »an den Kastagnetten« vermittelte lässig-südliche Gefühle. Mit dem Stück »Trompetensterne« von Ernst Hutter, dem legitimen Erben von Ernst Mosch und seinen Egerländer Musikanten erklang Böhmen pur in einer gefühlvollen Abteilung mit zwei und einer flott-fetzigen mit vier Trompeten (Georg Hogger, Sebastian Wandinger, Josef Ederer, Alex Mayer). Die »Indiana Jones Selection« nach Melodien, die John Williams für die vier berühmten Spielberg-Filme geschrieben hat, boten eine Ausdrucksskala, die von sentimental über aufreizend und frech bis herausfordernd und majestätisch reichte.

Aus der böhmischen Notenwerkstatt und Stimmungsküche mit allen Zutaten, die die Blasmusik hörens- und liebenswert macht, stammte »Die Hexe« von Antonin Ulrich. Und »Die Regimentskinder« von Julius Fucik, einem der besten Komponisten für Konzertmärsche, brachte Fanfarensignale am Beginn und Schluss mit einem feinen Trio dazwischen.

Die launige, informative Moderation des Konzerts durch Maria Ager mit zahlreichen Spitzen an die Mitwirkenden zeigte, dass die Marktkapelle ein recht »familiäres Unternehmen« ist. Die Musiker gaben noch zwei Stücke zu, den Traditionsmarsch »Ernst August« und den beruhigenden »Abendsegen« aus der Oper »Hänsel und Gretel« von Engelbert Humperdinck. Engelbert Kaiser

Mehr aus Kultur aus der Region