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»Il Coro Nuovo« unter Leitung von Alessandra De Crescendo in der Erlöserkirche in Marquartstein bei seinem Jubiläumskonzert. (Foto: Giesen)

Begeisterndes Chorkonzert von Il Coro Nuovo

Überaus gut besucht war die evangelische Erlöserkirche in Marquartstein beim Konzert von »Il Coro Nuovo«, das der Chor zum Anlass seines 10-jährigen Bestehens gab.


Die 23 Sängerinnen und Sänger boten mit Chorleiterin Alessandra de Crescendo ein unglaublich abwechslungsreiches Programm aus vielen Sparten der Chorliteratur. Der Chor lässt sich auf keine bestimmte Stilrichtung festlegen, sondern bringt anspruchsvolle genauso wie anscheinend »leichte« Musik auf hohem Niveau zu Gehör. Geleitet von den ruhigen, klaren Bewegungen der Chorleiterin sang der Chor ausdrucksstark mit vollem, homogenen Klangkörper, wobei auch einzelne Nuancen der Stücke fein herausgearbeitet wurden.

Beginnend mit einem Spiritual und dem eindrucksvollen lettischen Choral »The Fruit of Silence« folgte ein Ausflug in die Klangwelt der Romantik, wobei unter anderem Franz Schuberts wunderschönes, bekanntes Lied »An die Musik« erklang.

Es passte umso besser, als die Harfe, die mehrere Stücke begleitete, darin direkt angesprochen wird. Einen ganz besonderen, eigenen Ausdruck erhielt das Konzert, da die Konzertharfenistin Barbara Pöschl-Edrich einige Stücke auf der Harfe begleitete. Sie war 14 Jahre in den USA tätig, wo sie viele Konzerte mit dem Boston Symphony Orchestra und dem Boston Pops Orchestra gab. Seit sie im Herbst 2014 nach Deutschland zurückgekehrt ist, trat sie schon häufig in Konzerten in Süddeutschland und Österreich auf. Ein Hörgenuss waren die perlenden Klänge der Harfe auch bei den beiden Solostücken – der bekannten Fantasie über »Barcarole« von Jacques Offenbach und später der Romance Nr. 1 des englischen Komponisten Elias Parish Alvars. Alessandra De Crescenzo führte selbst mit kleinen Einführungen zu den einzelnen Liedblöcken durch das Programm. Sie hatte den Chor vor elf Jahren in Marquartstein gegründet, wobei der erste Auftritt zum Gedenken an den 60. Todestag von Dietrich Bonhoeffer in der Erlöserkirche stattfand. Im Laufe der Zeit folgten immer wieder Konzerte in Traunstein und der Region, oft zu besonderen Anlässen, für die der Chor ein Programm ein-studiert.

Beim Jubiläumskonzert in Marquartstein war ein Höhepunkt das dramatische achtstimmige »Ave Maria« aus Verdis Oper »Otello«. Der Chor bewältigte das anspruchsvolle Lied ebenso gut wie die beschwingten Klänge von Brahms« »All meine Herzgedanken«. Dem vertrauten Volkslied »Guter Mond, du gehst so stille« folgte das klar und rein gesungene »Der Mond ist eine Frau« des Zeitgenossen Uli Führe nur für Frauenstimmen.

Trotz des großen, mehr als eineinhalbstündigen Programms gab es keine Pause, was den Interpreten nichts auszumachen schien. Im Gegenteil, man hatte den Eindruck, dass die Sänger im zweiten Teil immer sicherer wurden und die Freude am Singen noch deutlicher zum Ausdruck kam. Moderne zeitgenössische Lieder erklangen, so ein traditionell irischer, ein amerikanischer und der deutsche Song »Wie kann es sein« von Daniel »Dän« Dickopf.

Wunderschön interpretierte der Chor dann den anspruchsvollen »Gabriellas Sang« aus dem schwedisch-dänischen Musikfilmdrama »Wie im Himmel«. Ohrwürmer wie »My Way«, das auch durch Elvis Presley und Frank Sinatra bekannt ist, riss das Publikum vollends mit. Weitere Höhepunkte waren »Hallelujah« von Leonard Cohen und Reinhard Meys »Gute Nacht, Freunde«.

Wenn anfangs der Applaus nach jedem einzelnen Lied, kaum dass der letzte Ton verklungen war, störte, so war der Jubel und nicht enden wollende Applaus am Schluss umso verdienter. Il Coro Nuovo erhielt sogar stehende Ovationen des begeisterten Publikums. So folgte noch die beschwingte Zugabe »Küssen kann man nicht allein« von Max Rabe, bevor im Gemeindesaal ein Büffet wartete. Christiane Giesen

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