In diesen Tagen jährte sich der Todestag von Prof. Wolfgang Sawallisch zum zehnten Mal. Dies war Anlass für eine Feierstunde in der Villa Sawallisch.
Dabei gedachten die Mitglieder des Freundeskreises der Wolfgang-Sawallisch-Stiftung und Vertreter der Gemeinde Grassau des Stiftungsgründers. Die Gäste wurden musikalisch eingestimmt von der international erfolgreichen Konzertpianistin Tomoko Sawallisch, der angeheirateten Nichte von Wolfgang Sawallisch, mit dem 2. Satz aus Beethovens Klaviersonate Nr. 8 c-Moll »Pathetique«.
Als Mitglied des Beirats der Wolfgang-Sawallisch-Stiftung hatte die Pianistin bereits in der Woche zuvor gemeinsam mit dem Geiger Ingolf Turban im vollbesetzten Großen Saal der Sawallisch Villa in Grassau ein brillantes Benefizkonzert gespielt. Ingolf Turban, einer der bedeutendsten Geiger unserer Zeit, ist bekannt für seine technische Versiertheit sowie hochgradige Qualität eines sehr breiten und selten gespielten Repertoires. Diese Virtuosität brachten dann beide Musiker am Konzertabend zum Ausdruck mit einem anspruchsvollen Programm.
Den Auftakt machte die Duo-Sonate für Violine und Klavier Sonate von Franz Liszt (nach einer Mazurka Nr. 2 cis-Moll von Frederik Chopin). Oder sollte man es eher umgekehrt sagen? Denn eigentlich gibt das Klavier das Thema vor und die Geige hängt sich daran. Franz Liszt, gerne auch als Paganini des Klaviers bezeichnet, vermischt hier verschiedene musikalische Einflüsse zu etwas ganz Eigenem. Nach den Worten von Ingolf Turban »tänzelt die Violine zum Teil über der massiven quasi vulkanischen Klavierstimme, sodass man sich hinterher fragen kann, ob die Geige überhaupt noch dabei war«.
Im zweiten Teil folgte die ebenfalls selten gespielte Sonate Nr.2 e-Moll für Violine und Klavier von Ferruccio Busoni. Turban erläuterte vorab die elf Sätze, die am Stück durchgespielt werden. »Nach ca. 20 Minuten kommt es zum Kern der Botschaft, nämlich zu einem Bach-Choral, wie so oft bei Busoni … und die Schlussbotschaft endet pianissimo, quasi wie eine Fürbitte nach allen Freuden und Wutausbrüchen (auf dem Klavier). Passend in unsere jetzige Zeit«. Dies gilt auch für den Stiftungszweck der Sawallisch-Stiftung, welchen der Vorstandsvorsitzende Paul Bischof in seiner Ansprache in der bereits angesprochenen Gedenkstunde besonders hervorhob: »Die Förderung von Bildung und Erziehung, von Kunst und Kultur, der Völkerverständigung und des Heimatgedankens«.
Um alle die anspruchsvollen Vorgaben umzusetzen, ist vor fünf Jahren die Wolfgang-Sawallisch-Musikakademie gegründet worden. Inzwischen veranstaltet diese pro Jahr 50 bis 60 Konzerte, zu denen über 3000 Besucher kommen, wo oft auch Künstler von internationalem Rang auftreten, die sonst nur auf den großen Bühnen der Welt zu erleben sind. Außerdem kommen junge Leute aus aller Welt zu ca. 50 Meisterkursen im Jahr, um sich von hochkarätigen Lehrkräften unterrichten zu lassen.
Weiterhin erläuterte Paul Bischof die zahlreichen musikalischen Stationen des Dirigenten Wolfgang Sawallisch, welche hinreichend bekannt und weitgehend nachzulesen seien. Anders verhält es sich mit dem Privatmenschen Sawallisch. Diesen kannten dagegen nur wenige. Dazu gehört eine Wegbegleiterin, die heute noch in der Region lebende Bayerische Kammersängerin Brigitte Fassbaender.
Der zweite Vorstand der Stiftung, Robert Höpfner, las daher aus deren Abschiedsrede während der Gedenkmatinee in der Bayerischen Staatsoper im März 2013: »Wolfgang Sawallisch war ein großer, tiefer, ehrlicher Vermittler von Musik – und er war ein großer, tiefer, ehrlicher – und höflicher Mensch...«
Dies sprach auch Bürgermeister Stefan Kattari in seinem Grußwort an, als er betonte, dass Wolfgang Sawallisch neben seinen zahlreichen internationalen Auszeichnungen 2003 auch die Ehrenbürgerschaft von Grassau erhalten habe, denn er hatte sich mehrfach für repräsentative Anlässe gewinnen lassen und insbesondere die Aktivitäten der Grassauer Musikschule intensiv verfolgt. In diesem Zusammenhang hob der Bürgermeister hervor, dass der Markt Grassau inzwischen nicht zuletzt durch die Sawallisch-Stiftung ein umfangreiches kulturelles Leben hat und besonders fördert. Auch wenn dieses sicher nicht ausschlaggebend war, als sich die Familie Sawallisch bereits 1960 in Grassau niederließ.
Im Anschluss zur Gedenkstunde folgte das fulminante Abschlusskonzert mit 13 Teilnehmern des Meisterkurses Violine von Prof. Ingolf Turban, welcher als renommierter Lehrer, sein Können gerne an die jüngere Generation weitergibt.
In der zweiten Jahreshälfte finden im Rahmen des 100. Geburtstags von Wolfgang Sawallisch (26. August) weitere außergewöhnliche Konzerte mit international bekannten Musikern statt.
Marion Tippmann-Böge