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Auf der Suche nach verlorenen Welten

Der Surberger Bildhauer Johann Brunner hat über die Jahre hinweg eine große Büchersammlung angelegt, die um die großen künstlerischen und zeitgeschichtlichen Themen des 20. Jahrhunderts kreist. Neben Beispielen aus dem literarischen und künstlerischen Expressionismus und der Exilliteratur gilt die Aufmerksamkeit von Johann Brunner vor allem der Stigmatisierung und Auslöschung der deutsch-jüdischen Kultur in Mitteleuropa durch den Nationalsozialismus.


Ziel und Anspruch der Ausstellung »Bibliomania«, die am Donnerstag, 13. September, um 19 Uhr in der Städtischen Galerie Traunstein eröffnet wird, ist jedoch keine wissenschaftliche Präsentation und Analyse oder die Zurschaustellung bibliophiler Raritäten und Attraktionen, die seine Sammlung durchaus aufweist, sondern das Eintauchen in ein sehr subjektives Panoptikum aus historischen Bezügen und künstlerischen Sichtweisen. Johann Brunner versteht dabei seine Sammelleidenschaft als eine Suche nach verlorenen Welten und geistigen Zusammenhängen, die direkt auf sein eigenes künstlerisches Schaffen einwirken.

Manipulierte Bücher und bearbeitete Buchseiten, Zeichnungen, skulpturale Objekte, Porträtbüsten oder der Entwurf zum Holocaust-Mahnmal in Berlin von 2004/05 sowie die Installation »Das unendliche Regal« werden mit Brunners Büchersammlung, die mit Erstausgaben und bibliophilen Kleinodien hochkarätig bestückt ist und von Brunner selbst textlich kommentiert wird, in einem persönlichen Gesamtkunstwerk verwoben. Wie verhält sich ein Künstler der Gegenwart zur deutschen Vergangenheit und welchen Einfluss hat eine kritische und intensive Beschäftigung mit geistesgeschichtlichen Traditionen, inbegriffen ihrer gewaltsamen Abbrüche und verschlungenen Nebenwege, auf die eigene bildnerische künstlerische Arbeit? Die Ausstellung »Bibliomania« kreist um die Frage der künstlerischen und menschlichen Verantwortung für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und Johann Brunner führt den Ausstellungsgast dabei in nicht nur interessante, sondern zutiefst ergreifende Welten.

Die Ausstellung wird mit einem Grußwort des Oberbürgermeisters Manfred Kösterke und einer Einführung von Galerieleiterin Judith Bader eröffnet. Sie ist bis zum 14. Oktober Mittwoch bis Freitag von 15 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr zu besichtigen. Führungen für Gruppen sind auch außerhalb der Ausstellungsöffnungszeiten nach Anmeldung unter Tel. 0861/16 43 19 möglich. Bei Schulführungen kann je nach Interesse der Schwerpunkt auf Bildende Kunst, Literatur oder Geschichte gelegt werden. Johann Brunner steht in geführten Ausstellungsrundgängen an den Sonntagen 30. September und 14. Oktober jeweils um 15 Uhr für Auskünfte und Gespräche zur Verfügung.

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