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Mit dem Grand Pas aus dem Ballett »Paquita« ging die Ballettveranstaltung im Traunreuter k1 in die Schlussrunde. (Foto: Heel)

Anmut, Schönheit und Dramatik

Im Winter hat russisches Ballett auf deutschen Bühnen Hochkonjunktur. Das Traunreuter k1 bildet da keine Ausnahme und präsentierte auch heuer wieder einige der bekanntesten Ballettmomente, aufgeführt vom Ensemble des Russischen Nationalballetts.


Eine zur Zeit der Perestroika gegründete Kompanie, deren Repertoire praktisch alle großen Choreografien der Ballett-Legende Marius Petipa wie »Schwanensee« oder »Dornröschen« umfasst, aber auch andere Produktionen wie »Der Nussknacker«. Diese drei Werke, die alles verkörpern, was das klassische Ballett berühmt gemacht hat, standen denn auch im Mittelpunkt der eindrucksvollen Gala »Perlen des klassischen Balletts« im sehr gut besuchten Saal des k1. Bei so viel Anmut, Schönheit und Dramatik störte es kaum, dass die unsterbliche Musik von Peter I. Tschaikowski vom Band kam; sehr nützlich wäre jedoch ein ausliegender Flyer mit dem Programm gewesen.

Entsprechend standen die tänzerischen Leistungen im Vordergrund, wobei neben Ausschnitten aus den bereits erwähnten Werken, von den Vier kleinen Schwänen bis zum Russischen Tanz, auch eine moderne Tanznummer nach einer Komposition des Tango Nuevo-Begründers Astor Piazzolla (1921 bis 1992) auf dem Programm stand, die mit ihrer robusten Athletik und Bodenarbeit einen spannenden Kontrast bot. Eine großartige Darbietung lieferte auch Velena Gerasimenko als sterbender Schwan aus Camille Saint-Saens' »Karneval der Tiere«, und als Trio aus dem Ballett »Walpurgisnacht« (Musik: Charles Gounod) fesselten Anna Seregina, Dimitri Poliakov und Alexej Riumin mit ihrem Treiben der Hexen das Publikum.

Nach der Nummer »Frühlingswasser« (Rachmaninow) ging die Gala dann mit dem Grand Pas aus dem Ballett »Paquita« in die Schlussrunde. Ein eher unbekanntes Werk, das 1846 in Paris erstmals auf die Bühne gebracht wurde und eine Geschichte erzählt, wie sie das Ballett des 19. Jahrhunderts liebte: In der von der französischen Armee besetzten, spanischen Provinz Saragossa verliebt sich ein junger Adliger in die schöne Zigeunerin Paquita. Dabei ist er aus politischem Kalkül bereits der Tochter des Gouverneurs versprochen. Zum Klassiker avancierte das Stück dann vor allem durch Marius Petipa, der es ein Jahr später als seine allererste Inszenierung in St. Petersburg auf die Bühne brachte. Grandios choreografiert und in perfekter Harmonie mit der wuchtigen Musik des österreichischen Komponisten Ludwig Minkus (1826 bis 1917) agierten die Tänzer/innen dabei mit faszinierender Eleganz und Präzision und bewältigten souverän sämtliche Schritte, Pirouetten und Sprünge. das Publikum bedankte sich mit heftigem Beifall. Wolfgang Schweiger

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