Nach kurzer Umbaupause eröffnete Herbert Pixner mit seinem Ensemble und einem gemütlichen »Sommernachtswalzer« den zweiten Teil des Konzerts. Mit seinem Ensemble – Manuel Randi (Gitarren), Heidi Pixner (Harfe) und Werner Unterlercher (Kontrabass) – stellte Pixner einen Teil seines neuen Programms »Summer« vor. Dass der Sommer nicht nur aus lauen, lauschigen Abendstimmungen besteht, war der Nummer »Cento lire« anzuhören – ein wahres musikalisches Sommergewitter: ein atemberaubendes, rockiges Duell zwischen Diatonischer Harmonika (Pixner) und Gitarre (Randi) peitschte die Stimmung »am Stoa« hoch.
Wie fatal eine Panne zur Mittagszeit auf einer italienischen Autobahn im Hochsommer sein kann, beschrieb Pixner in Tiroler Dialekt sehr lebendig und humorvoll. Von diesem Erlebnis inspiriert setzte das Quartett das südländische Hitze- und Pannenthema musikalisch mit dem Titel »Breaking bad« um: Der Kontrabass brachte mit tiefen vibrierenden Tönen die flimmernde Hitze über dem Asphalt vors innere Auge des Zuhörers. Jammerndes Aufbegehren der Trompete (Pixner) und dissonante Akkorde an der Gitarre (Randi) ließen die Schweißausbrüche des Pannenopfers auf dem weiten Weg zur Tankstelle nachempfinden. Kontrastreich zum Hitzedrama gab es dann zur willkommenen Abkühlung ein fantastisches Harfensolo (»Nightingale«) von Heidi Pixner und im Anschluss den beliebten Pixner-Klassiker »Hiatabua« – Rock im Alpengewand unter Absinth-Einfluss: der Soundtrack zu einer haarsträubend witzig-grotesken Alpensaga um ein Abenteuer dreier Hirtenbuben.
Zwischen den »wilden« Nummern beruhigte das Quartett seine Zuhörer immer wieder mit herkömmlichen Alpenmusik-Klängen, wohl um an die Wurzeln des ausgeuferten Alpenrocks zu erinnern oder vielleicht, um selbst wieder Kraft zu schöpfen für folgende Hochgeschwindigkeitsakrobatik an den Instrumenten. Naturverbundenheit und Heimatliebe war der Nummer »Morgenrot« nachzuempfinden: Ruhe, Weite und Frieden am Berg – grandios in Musik transferiert erzeugte das Lied Gänsehaut beim Zuhörer, genau wie »Summer bossa«, ein ruhiges Stück, das Erinnerungen an laue Sommernächte im Süden weckte.
Das »Herbert Pixner Projekt« steht für Extravaganz, die es sowohl durch seine ungewöhnliche, ständig wechselnde Instrumentierungen (Pixner wechselte mühelos zwischen Diatonischer Harmonika, Klarinette, Saxofon, Trompete und Flügelhorn) erzeugt, aber auch durch das ungezwungene Ineinanderfließen von alpenländischer Volksmusik mit Pop-, Rock- und Latin-Music-Elementen. Und das bei unbändiger Musizierfreude, blindem Verständnis und perfektem Zusammenspiel zwischen den Virtuosen. Zurecht erlangt dieses Ensemble einen immer größer werdenden Bekanntheitsgrad.
Die Besucher am Hochschloss brachen immer wieder in Begeisterungsstürme aus, klatschten mit und motivierten so die Musiker zu etlichen Zugaben. Ein rauschendes Open-Air-Fest, für Besucher gleichermaßen wie für die Ausführenden. Kirsten Benekam