In vier Kriterien werden die 13 Finalisten beurteilt
Um die 80 Teilnehmer sind es alljährlich, eine Zahl, die Ludwig Baumann stolz macht – und auch ein bisschen nostalgisch: »Ich möchte schon gerne wissen, wie viele aus den etwa 560 jetzt erfolgreich arbeiten...« Heuer qualifizierten sich aus den Bewerbern 13 Finalisten, die sich im Kultursaal Am Park der Bad Endorfer Chiemgau Thermen der Jury stellten, neben Ludwig Baumann, dem Intendanten, und seiner Frau Cornelia von Kerssenbrock, der Dirigentin der Immlinger Opernfestspiele, und sechs weiteren erfahrenen Persönlichkeiten aus der Gesangselite, dem Musikmanagement und der Finanzwelt.
Nach vier Kriterien beurteilten sie in zwei Durchgängen die Probanden, in Stimmpotenzial, Stand der Stimmentwicklung, Musikalität und Bühnenpräsenz – wahrlich keine leichte Aufgabe. Opernarien zwischen Klassik und Romantik, die Stimmencharakteristika von Sopran, Mezzo, Tenor, Bariton und Bass waren abzuwägen und zu würdigen. Aber auch für die Zuhörer war es ein interessanter Parcours für die Ohren. Einen sehr hohen Anteil am Gelingen des Finalabends hatten die zwei Damen und der Herr, die die Klavierbegleitung auf dem altgedienten, schon etwas abgespielten Stutzflügel aus dem Haus Steinway & Sons trotzdem genial ablieferten.
Nach einer (über-)langen Pause – mehr oder weniger geduldig, aber insgesamt begeistert harrte das Publikum insgesamt viereinhalb Stunden im Kursaal von Bad Endorf aus – gaben die Juroren die Preisträger bekannt: Der 1. Preis (1500 Euro, verbunden mit einem Auftritt beim »Finale Grande« des Immlinger Opernfestivals) ging an den Bass Byung Gil Kim aus Korea für seine Arien »Ella giammai m’amo« (Verdi: Don Carlos) und »Ecco il mondo« (Boito: Mefistofele). Den 2. Preis erhielt Emma McNairy, eine Sopranistin aus den USA, die sich mit der Arie der Lulu »Wenn sich die Menschen...« aus »Lulu« von Alban Berg und mit »Glitter and be gay« aus »Candide« von Leonard Bernstein in enormer Ausstrahlung und Präsenz auf der Bühne präsentiert hatte.
Die Mezzo Eskandani Shirin aus Kanada errang den 3. Preis mit dem unverständlich artikulierten Lied »Wie du warst« aus Richard Strauss’ »Rosenkavalier« und der Arie »Non piu mesta« aus Gioachino Rossinis »La Cenerentola«. Den 4. Preis erhielt der koreanische Tenor Junbum Lee für die Arie des Rudolfo »Quando le sere placido« aus Verdis »Luisa Miller« und die ansprechende Arie »O souverain o juge o père« des Cid aus »Le Cid« von Jules Massenet.
Zusätzliche Sonderpreise für besondere Leistungen
Der »Sonderpreis« ging an Xu Xiang aus China – seltsamerweise war damit ein »Engagement bei einem chinesischen Musikfestival oder Opernhaus« verbunden. Xu Xiang, ein Heldentenor der besten Art, hatte in seinem Auftreten ebenso überzeugend wie mit seinem Stimmpotenzial und seiner Interpretation »Si, ritro varia io giuro«, die Arie des Don Ramiro aus »La Cenerentola« und das extrem anspruchsvolle »Ah, mes amis« des Tonio aus der »Regimentstochter« von Gaetano Donizetti gestaltet.
Den Preis für die beste Interpretation einer Mozartarie gewann die koreanische Sopranistin Bomi Lee mit »Come scoglio« aus »Cosi«. Den Liedpreis sicherte sich die finnische Sopranistin Reeta Haavisto mit Rachmaninows »Ne poi krasavitsa«.
Der Nachwuchspreis ging an die Mezzosopranistin Jessica Veronique Miller aus Deutschland für die Arie der Dorabella »Ah, scostati« aus »Cosi fan tutte« und Robert Schumanns Lied »Es ist schon spät« aus »Waldgespräch«, mit sicher geführter, angenehm timbrierter Stimme und in wohltuend sparsamer Gestik vorgetragen.
Den Publikumspreis schließlich eroberte sich die Sopranistin Fei Quifang aus China, die auch den 1. Preis verdient gehabt hätte. Ihre große, modulationsfähige Stimme war ideal für »Quel guado il cavaliere«, die Arie der Norina aus Donizettis »Don Pasquale« in überzeugender gestischer Darstellung, aber auch für die glockenreine Arie »Ou va la jeune Indoue« aus »Lakmè« von Leo Delibes. Engelbert Kaiser