Bei den knapp 1000 PKWs, ebensovielen Motorräder, an die 500 Traktoren und vielen Fahrrädern, alle mit 40 Jahren und deutlich mehr auf dem »Gestell«, kam jeder Oldtimerfan, unabhängig von seinen individuellen Interessen auf seine Kosten.
In diesem Jahr gab es viele Fahrzeuge aus den Anfangszeiten des Automobilzeitalters zu bestaunen. Das älteste, ein Ford-T-Modell stammt von 1914, erklärte der stolze Besitzer Andreas Straube aus Waging. Bei diesem Modell habe Henry Ford erstmals die Fließbandproduktion eingesetzt und so 15 Millionen Stück davon gebaut. Das »T«-Modell, auch als »Tin Lizzy« oder »Blechliesl« bezeichnet, war das meistverkaufte Automobil der Welt, bis ihm 1972 der VW-Käfer den Rekord abrang. In Deutschland gebe es noch etwa 300 Stück davon, so Straube. Deutlich rarer ist hingegen der Opel »Laubfrosch«, Baujahr 1929, so genannt wegen der grünen Farbe. In Europa sind noch lediglich rund 100 fahrbereite Exemplare zu finden, eines davon konnte in Mehring bestaunt werden.
Dass man mit den junggebliebenen oder besser wiederbelebten Fahrzeugen auch das ganz große Abenteuer bewältigen kann, zeigt die Geschichte von Viktor Münzer aus Trostberg. Mit seinem in Mehring ausgestellten, schwarzen Citroen CV 1571 Baujahr 1954, auch »Gangsterlimousine« genannt, hat er heuer eine Marokko-Rundfahrt mit 4500 Kilometern unternommen. 32 Tage war er in dem nordafrikanischen Staat unterwegs. »Wir hatten nur einen Motorschaden und den haben wir an Ort und Stelle selbst repariert«, so Münzer.
Es waren nicht nur das strahlende Blech, der spezifische Sound der Motoren, die ungewöhnliche Form, Farbe und Größe der reichlich vertretenen Chevrolets, Cadillacs, Ferraris, Lincolns, Porsches, Opels, BMWs aus allen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, die in Mehring beeindruckten. Es war auch die Bescheidenheit der BMW-Isettas, NSU, Fiats, Trabants der Nachkriegsjahre, die vor allem bei älteren Besuchern Erinnerungen an das erste Auto und an die »gute alte Zeit« hervorriefen, als man mit wenigen PS und der Sehnsucht nach dem Süden im Gepäck die Alpenpässe mühsam, aber überglücklich erklomm. Das Campinggefühl der 1970er am Strand von Bella Italia ließ eine Gruppe stolzer Besitzer in Mehring wieder lebendig werden, mit VW-Bus, kleinem Fiat, Kofferradio, Lederkoffer, den typischen, aus gestreiftem Tuch gefertigten, kleinen Campingstühlen und natürlich der italienischen Flagge. Entschleunigung und Nostalgie pur inmitten der Besuchermassen.

Es ist schon ein »verrücktes Hobby, die Oldtimer-Leidenschaft«, so ein stolzer Besitzer eines BMW-R75 Motorrads von 1944. In Mehring waren Motorräder aller Epochen und Marken zu bestaunen. Eines der ältesten dürfte eine BSA aus dem Jahr 1930 gewesen sein, die etwas abseits stehend, vor allem von den wahren Kennern beäugt wurde. Beeindruckender für den Laien waren die im Zweiten Weltkrieg gebauten BMW-R75 Motorradgespanne mit Rückwärtsgang und angetriebenem Beiwagen. An das genaue Gegenteil – Lebensfreude, Leichtigkeit, Reiseabenteuer – erinnerten zwei hellblaue Maschinen aus den 1950er Jahren, Capriolo normale und Vicky IV Luxus, mit liebevollen Details wie Lederkoffer, altem Helm und gehäkeltem Hut. Auch alte Fahrräder, Traktoren, Feuerwehrautos und LKWs waren reichlich vertreten. Ein mit einem Hilfsmotor betriebenes Dauerrad der Marke »Edelweiß« aus dem Jahr 1938 zum Beispiel wird von seinem Besitzer auch in E-Bike Zeiten gerne gefahren. Bei einem Verbrauch von 1,25 Liter auf 100 Kilometern ein vertretbarer Luxus.
Wie bereits in den Vorjahren sorgte die Gruppe »Ois dabei« für die musikalische Unterhaltung. Leider diesmal zum letztenmal, weil die fünf Musiker nach 25 Jahren gemeinsamer »Voixmusi und Party« aufhören werden, was die Veranstalter bereits jetzt bedauern. Für das leibliche Wohl sorgten die »Oldtimerfreunde« aus Mehring. Eine Tombola mit wertvollen Preisen hatte die DLRG Teisendorf vorbereitet. Der Hauptpreis, 150 Euro in Bar, ging an Sonja Unterreiner aus Punschern. Der Gewinn aus der Tombola kommt der Jugendarbeit der DLRG zugute.
Es war eine rundum gelungene Veranstaltung, bei der alle Oldtimerfans, Besitzer und Bewunderer geschichtsträchtiger Fahrzeuge, voll auf ihre Kosten kamen. Die Besitzer konnten Erfahrungen austauschen, Ersatzteile beschaffen, Kontakte knüpfen und ihre wertvollen fahrenden Teile vorführen.
Die vielen Besucher durften bei dem Treffen in Nostalgie und Erinnerungen schwelgen und davon träumen »neben den rosa, knallgelben und leuchtend roten Schlitten James Dean, Elvis oder Jack Ewing ganz nahe zu sein«, wie eine Besucherin es lachend formulierte und sich gleich mal in Modellpose auf der Kühlerhaube eines Cadillacs fotografieren ließ. kon