Mit einem festlichen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Andreas begann der Landfrauentag. Pfarrer Martin Klein feierte die Messe. Und einmal mehr sorgte der Landfrauenchor unter der Leitung von Anja Warislohner für die anrührende Gestaltung, die auch später im Saal lobend erwähnt wurde.
Wissen an junge Generation weitergeben
Der »Festtag für die Landfrauen« wurde dann im Poststall gebührend gefeiert. Neben den zahlreichen Landfrauen waren Vertreter aus Politik, von Schulen, Ämtern, Verbänden und Behörden zur Veranstaltung gekommen. Kreisbäuerin Maria Krammer wies auf das Jubiläum der Landfrauen hin, die seit nun 75 Jahren organisiert sind.
1947/48 waren die ersten Ortsbäuerinnen bestimmt worden, meistens in reinen Bauernversammlungen. Am 7. Mai 1948 richtete der Bayerische Bauernverband (BBV) im Generalsekretariat in München das Referat »Die Landfrau« ein. Dann folgten Berufungen der Kreis- und Bezirksbäuerinnen.
Krammer reflektierte die Arbeit im Berchtesgadener Land und zählte Aktivitäten wie den »Kindertag« auf, bei dem grundlegendes Wissen über die Kreisläufe der Natur an die junge Generation weitergegeben wird. Das jüngste Projekt war die Plätzchenbackaktion, die in ihrer dritten Auflage wieder einen stolzen Erlös für die Dorfhelferinnenstation eingebracht hat. In diesem Zusammenhang dankte Krammer allen Beteiligten, Maria Walch für die Organisation, den Bäckerinnen sowie den Helferinnen beim Verpacken für ihre Arbeit. »Es ist schön, dass die Jungen und die jung Gebliebenen mit Elan dabei sind. Das macht uns Landfrauen aus.« Die Kreisbäuerin sprach auch ein überregionales Projekt der Landfrauen in Kenia an, das seit 2017 in Zusammenarbeit mit dem Entwicklungshilfeministerium läuft.
»Bei allem Engagement bietet der Landfrauentag eine kleine Auszeit, es ist ein Tag zum Genießen. Und wie heißt es: ‚Wer nicht genießen kann, der wird ungenießbar‘«, meinte Maria Krammer mit einem Augenzwinkern.
Kaniber: »Ihr seid die Vorbilder unserer Zeit«
Teisendorfs Bürgermeister Thomas Gasser eröffnete den Reigen der Grußwortredner. Er meinte, dass die Frauen persönlich bei all ihrer Arbeit oft zu kurz kämen und an diesem Tag auch neue Impulse für den Alltag gesetzt werden können. Gasser unterstrich den religiösen Aspekt und hatte dazu ein humorvolles Gebet von Hermann Kappen mitgebracht, das auf großen Zuspruch im Saal stieß. Staatsministerin Michaela Kaniber sprach über die Entwicklungen seit der Gründung der Landfrauengruppe vor 75 Jahren. Sie richtete den Blick auf bedeutende Weichenstellungen wie das Projekt »Landwirtschaft macht Schule«. »Durch euch sind Alltagskompetenzen an die Schulen gekommen, das hätte die Politik ohne euch nicht geschafft.« Die Landwirtschaftsministerin ging kurz auf die Diskussionen zur Nutztierhaltung und zur Ernährung ein. Demnach gehöre auch Fleisch zu einer ausgewogenen Ernährung. »Denn eine solche Nährstoffdichte kann man mit einem Ersatzprodukt nicht haben.« Kaniber gab den Frauen mit: »Ihr seid die Vorbilder unserer Zeit, hört nicht auf, euch in die Gesellschaft mit einzubringen«.
Landrat Bernhard Kern hatte zahlreiche Bezeichnungen für die Landfrauen: »Ihr seid Politikerin, Netzwerkerin, Tierschützerin, Ernährungsfachfrau, Ehefrau, Mutter und Großmutter. Ihr gestaltet, seit im Naturschutz tätig und fördert das Heimatgefühl.« Er dankte für das vielseitige, moderne und aktive Engagement. Abschließend richtete BBV-Kreisobmann Hans Gruber ein kurzes Grußwort an die große Runde, um die Verbundenheit mit den Landfrauen zum Ausdruck zu bringen.
Mit großem Interesse und von anerkennendem Applaus begleitet war das Referat von Katharina Plenk. Sie ist eine der drei Dorfhelferinnen im Berchtesgadener Land und stellte deren Arbeit vor. Gemeinsam mit Theresia Kirmair und Franziska Rauscher bildet sie das BGL-Team.
Kein Acht-Stunden-Job mit geregelten Abläufen
Beginnend bei den Kompetenzen einer Dorfhelferin, über das Einsatzspektrum und die Aufgaben bis hin zur Ausbildung informierte Plenk. Erfrischend und mitreißend gestalteten sich ihre Ausführungen, wobei deutlich wurde: Es handelt sich um keinen Acht-Stunden-Job mit geregelten Abläufen. Es sind vielschichtige Voraussetzungen gefordert, die ein hohes Maß an Kompetenzen und Flexibilität fordern. »Wir sind dankbar, dass wir eine helfende Hand sein können. Im Namen der Kolleginnen möchte ich mich bei den Landfrauen für die Geldspenden bedanken, die wir immer wieder bekommen. Das ist nicht selbstverständlich«, richtete sich Katharina Plenk an die Gäste im Saal. Sie selber hatte vor kurzem die Meisterprüfung absolviert und erhielt von Kreisbäuerin Maria Krammer die entsprechende Urkunde überreicht.
Eine Urkunde gab es vom Verband auch für den Landfrauenchor Berchtesgadener Land. Vor 40 Jahren war Anni Stadler die Initiatorin für die Gründung und langjährige Verantwortliche der Chorgemeinschaft, die bis heute bei vielen Gelegenheiten für die stimmungsvolle Umrahmung von Veranstaltungen sorgt. Deshalb gab es eine Ehrung für die Verdienste von Anni Stadler, für langjährige Sängerinnen, für die aktuelle Chorleiterin Anja Warislohner und die Koordinatorin Maria Maier.
Lustige Lausbubengeschichten und »andere Viecherein« hatte Mundartdichter Robert Xaver Gapp aus Bergen aus seinem Fundus herausgesucht, die er den Zuhörerinnen präsentierte. Begebenheiten und kleine Streiche aus seinen Kindertagen sowie Wirtshausgeschichten waren unter anderem Bestandteile seiner Lesung, alles in bayerischer Mundart und teils in fein akzentuierten Wortspielereien zusammengestellt. Nach den Geschichten fand ein informativer Tag sein Ende.
mh