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Lisl Huber hat ihr Hobby gewechselt: War sie früher geritten, so hilft sie nun beim Bayerischen Roten Kreuz mit.

»Helfen zu können, ist mein wichtigster Antrieb«

BRK-Bereitschaft Teisendorf: Zusammenhalt und gelebte Gemeinschaft seit über 100 Jahren


Teisendorf – Lisa Enzensberger ist seit gut einem Jahr bei der BRK-Bereitschaft Teisendorf mit an Bord. Die Romanistikstudentin aus Teisendorf war bereits mit acht Jahren zum Jugendrotkreuz gekommen. »Vor etwa 15 Jahren war das Teisendorfer Jugendrotkreuz richtig aktiv«, erzählt sie im Gespräch mit dem Traunsteiner Tagblatt. Sie war selbst zwei Jahre lang Leiterin des Jugendrotkreuzes. Als vor etwa einem Jahr Constanze Jäkel, die Bereitschaftsleiterin aus Teisendorf, sie ansprach, zögerte sie nicht: »Anderen helfen zu können ist mein wichtigster Antrieb, auch wenn es vielleicht etwas abgedroschen klingt«, erzählt sie weiter.

Helfen zu können in Notfallsituationen ist auch Lisl Huber aus Saaldorf wichtig. Sie hat in ihrer schon einige Jahre zurückliegenden Schulzeit in der zehnten Klasse an der Teisendorfer Mittelschule einen Erste-Hilfe-Kurs besucht. Dieser und der Kontakt mit Petra Rautter vom BRK Teisendorf haben bei ihr einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

»Akute Notfallhilfe ist total wichtig«

Nach der Schule kam die Ausbildung zur Ergotherapeutin und ein prägendes Erlebnis während eines Afrikaaufenthalts – ein Autounfall, in den sie verwickelt war. »Da stellte sich mir die Frage, was mach ich in dieser Situation, wie handle ich richtig«, sagt Huber heute rückblickend. Sie wollte lernen, wie man richtig hilft. »Akute Notfallhilfe ist total wichtig«, so ihre Überzeugung. Der frühere Kontakt hat sie zur BRK Bereitschaft Teisendorf gebracht, wo sie jetzt voller Überzeugung dabei ist. Und vielleicht wird sie später mal Notärztin, denn zurzeit studiert sie Medizin in Salzburg.

Sowohl Huber als auch Enzinger empfinden den großen Zusammenhalt, die gelebte Gemeinschaft und die bunte Mischung aus unterschiedlichem Alter und unterschiedlichen Berufen beim BRK Teisendorf als etwas Besonderes. Und deshalb sind sie hier gerne dabei. Zusätzlich verstärken seit dem letzten Jahr Hans Helminger aus Weildorf und Michael Wilhelmstötter aus Teisendorf die Bereitschaft. »Nachdem ich einen Bericht über die Bereitschaft Teisendorf gelesen habe, wollte ich mal hineinschnuppern und wurde von Constanze Jäkel zu einem Dienstabend eingeladen. Um 22.30 Uhr, nach einer interessanten Blaulichtbelehrung und einer geselligen Brotzeit, ging ich begeistert und ausgestattet mit Einsatzkleidung nach Hause«. berichtet Wilhelmstötter über seine ersten Erfahrungen.

Aufhören ist auch nach vielen Jahren kein Thema

Der gebürtige Teisendorfer Dr. Andreas Frank ist schon seit 44 Jahren beim BRK Teisendorf. Der bekannte Neurochirurg hat sich insbesondere im Rettungs- und im Sanitätsdienst ehrenamtlich engagiert. Er ist im Vorstand des BRK-Bezirksverbands Oberbayern und schon lange dessen Chefarzt. Seit er seine Praxis in München an seine Nachfolgerin übergeben hat, engagiert er sich wieder verstärkt beim BRK Teisendorf als Bereitschaftsarzt. Aufhören ist auch nach so vielen Jahren bei ihm kein Thema, Helfen ist ihm immer noch so wichtig wie am ersten Tag.

Das Rote Kreuz gibt es in der Marktgemeinde seit mehr als 100 Jahren. Begonnen hat alles 1905, als Sanitätsrat Dr. Schmidt die Bevölkerung aufforderte, sich freiwillig und auf ehrenamtlicher Basis beim Roten Kreuz zu melden und im Bedarfsfall zu helfen. Daraufhin eröffnete der damalige »Radfahrverein Solidarität« in der Fahrradwerkstatt Geischberger eine kleine und bescheidene Sanitätsstation. Der Grundstein für die Bereitschaft Teisendorf war gelegt.

Während des Ersten Weltkriegs musste die Arbeit vorerst unterbrochen werden. Aber schon ein Jahr nach Kriegsende war die Bereitschaft Teisendorf wieder auf Vorkriegsniveau. Zur Erleichterung der Aufgabenerfüllung stellte die Sanitätskolonne Bad Reichenhall unter anderem eine Trage mit Rädern zur Verfügung. Die zweite Zwangspause in der über hundertjährigen Geschichte brachten die NS-Zeit und der Zweite Weltkrieg.

Bereits im Nachkriegsjahr begann der Wiederaufbau. Ab 1946 traf man sich regelmäßig im Gasthaus Meisinger, 1953 wurde die Frauenbereitschaft gegründet, die Arbeiten im sozialen Bereich übernahm. Mit dem ersten »Sanka« hielt 1963 der Fortschritt Einzug bei der Bereitschaft Teisendorf. Die »Krankentransportstelle« war ab dann rund um die Uhr besetzt und für die Versorgung in der Gemeinde verantwortlich. 1974 wurde mit dem Aufbau des Jugendrotkreuzes begonnen.

Ein Meilenstein war das Jahr 1979, als das aus eigenen Mitteln der Bereitschaft Teisendorf finanzierte und in Eigenregie umgebaute Rot-Kreuz-Haus an der Wimmerer Straße feierlich eingeweiht wurde.

Inzwischen ist das Gebäude für die vielfältigen Aufgaben zu klein geworden. Ungünstig gelegen und beengt ist auch die Garagensituation am jetzigen Standort. Man hofft nun, dass die Gemeinde bei der Lösungssuche helfen kann. Denn: »Wir wollen auch in den nächsten 100 Jahren den Menschen helfen«, so Bereitschaftsleiterin Constanze Jäkel. kon

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