Die Preisverleihung haben die Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und der Ehrenvorsitzende des Bunds Naturschutz, Prof. Dr. Hubert Weiger, vorgenommen. Die inzwischen elfte Wiesenmeisterschaft wurde von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und dem Bund Naturschutz (BN) gemeinsam mit der Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel (ÖMR) ausgerichtet.
Insgesamt hatten 23 Betriebe in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land teilgenommen. Die früher weit verbreiteten Blühwiesen haben diese Region traditionell geprägt und waren die »Juwele« in der Landschaft. Deshalb war auch der Waginger Bürgermeister Matthias Baderhuber erfreut, dass die Wiesenmeisterschaft 2022 hier ausgerichtet wurde. Für die ÖMR Waginger See-Rupertiwinkel sei dies ein wunderbares Projekt für die Zusammenarbeit von Biobauern und konventionell wirtschaftenden Landwirten mit Sinn für Artenschutz gewesen, ergänzte Marlene Berger-Stöckl, Projektmanagerin bei der ÖMR. Der Teisendorfer Bürgermeister Thomas Gasser meinte, dass es keinen besseren Ort für die Preisverleihung hätte geben können als Teisendorf. In der Marktgemeinde gäbe es noch über 300 aktive Bauern, die im Einklang mit der Natur »vernünftig wirtschaften«.
Man verleihe den »Wiesenoscar zur Wiesenzeit« meinte der Präsident der LfL, Stephan Sedlmayer, in einem zum Anlass passenden Wortspiel. Beate Rutkowski, die Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Traunstein, bedankte sich bei allen Teilnehmern und bei der Jury und betonte gleich zu Beginn die herausragende Bedeutung der Wiesen und Weiden für den Erhalt der Biodiversität und den Schutz von Boden, Klima und Wasser. Dem schloss sich Regierungsvizepräsidentin Sabine Kahle-Sander an.
»Miteinander statt gegeneinander«
»Fast die Hälfte der Wiesen und Weiden in Bayern wird unter extensiven Vorgaben bewirtschaftet. Dazu gehören der Verzicht auf Mineraldünger und Pflanzenschutzmittel oder spezielle Schnittzeitpunkte, die die Artenvielfalt fördern«, sagte Staatsministerin Michaela Kaniber. Die bayerischen Bauern seien sich ihrer Verantwortung für die Natur, das Tierwohl und den Klimaschutz bewusst. Aktionen wie die Wiesenmeisterschaften würden dies verdeutlichen und zeigen, wie wichtig eine gute Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz sei. »Miteinander statt gegeneinander« müsse die Devise sein. Wiesen und Weiden seien landschaftsprägende Elemente und gleichzeitig die größte heimische Eiweißquelle in der Tierfütterung. Extensives Grünland schone Grundwasser und Boden und gehöre im weltweiten Vergleich zu den artenreichsten Biotopen. Den Zielkonflikt zwischen Ökonomie und Ökologie, das heißt zwischen guten Flächenerträgen und hoher Artenvielfalt, müsse man durch Kompromisse lösen. Den »Wiesenmeistern« sei genau dies gelungen und das mache diesen Wettbewerb so besonders. Durch das Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) und das Vertragsnaturschutzprogramm fördere die Bayerische Staatsregierung den Erhalt artenreicher Grünlandflächen und werde ihre Bemühungen dazu in der Förderperiode ab 2023 weiter vorantreiben. Flächenstarker Artenschutz sei aber auf Freiwilligkeit angewiesen. Die Politik könne nur dazu »anstiften« mit besseren Rahmenbedingungen.
»Wir brauchen Lösungen, die den Landwirten ökonomische Perspektiven geben und die Natur als unsere zentrale Lebensgrundlage schützen«, betonte auch Prof. Dr. Hubert Weiger. »Wiesen und Weiden sind die wichtigsten Lebensräume in unserer offenen Kulturlandschaft,« Dazu würden auch Tiere gehören, man sollte mit der Mär von der »Kuh als Klimakiller« aufhören. Die Kühe seien ein Garant für den Erhalt der Wiesen und damit für die Vielfalt des Landes. Ebenso wie die Ministerin betonte auch Weiger: »Wir brauchen Partnerschaften und gemeinsame Konzepte von Landwirtschaft und Naturschutz, die uns aus dem entweder oder herausführen.«
Alle 23 Wiesen, die für den Wettbewerb angemeldet waren, wurden ab Anfang Mai von der Landschaftsplanerin Inge Seidl im Auftrag der Veranstalter begangen und anhand eines Punktesystems bewertet. Nicht nur die Artenvielfalt auf den Wiesen, sondern auch der Futterertrag und das landwirtschaftliche Nutzungskonzept sowie der kulturlandschaftliche Wert wurden dabei erfasst. Aus der erreichten Punktezahl wurden die besten sechs Betriebe ermittelt. Diese wurden im Sommer von einer Fachjury aus Expertinnen und Experten aus Naturschutz und Landwirtschaft begangen und begutachtet. Die ersten vier platzierten Teilnehmer können sich über Gutscheine für einen Aufenthalt in einem Biohotel oder Geldpreise im Wert von 100 bis 500 Euro – je nach Platzierung – freuen. Alle weiteren Teilnehmer erhielten Sachpreise sowie eine Artenliste ihrer Fläche und eine Urkunde überreicht.
Die Preisverleihung in Teisendorf in der Alten Post verbanden die Veranstalter mit einer kurzen Vorstellung der Betriebe, untermalt mit Bildern durch Sabine Heinz vom Institut für Agrarökologie und Biologischen Landbau der LfL sowie kurzen Interviews der Sieger, durchgeführt von dem BN-Landesbeauftragten Martin Geilhufe.
Das sind die Sieger der Meisterschaft
Die Sieger der Wiesenmeisterschaft 2022: Erster Platz: Matthias und Rosemarie Winkler aus Ollerding bewirtschaften einen ökologisch geführten Milchviehbetrieb im Vollerwerb. Die knapp ein Hektar große Wiese überzeugte die Jury durch ihren großen Artenreichtum und schöne Übergänge zum Waldrand. Kennzeichnende Arten waren unter anderem Heil-Zist, Wiesen-Flockenblume oder Rauer Löwenzahn.
Zweiter Platz: Rupert Koch aus Guggenberg führt seinen Milchviehbetrieb im Nebenerwerb nach EU-Biorichtlinien. Seine über drei Hektar große artenreiche Mähweide ist ein hochkomplexer Lebensraum mit eingelagerten Quellnischen und angrenzendem Schluchtwald. Dort finden sich unter anderem Wiesen-Flockenblume, Kohldistel und das Breitblättrige Knabenkraut.
Dritter Platz: Martin und Christina Rausch aus Tengling haben einen Ackermischbetrieb im Nebenerwerb mit Kalbinnen-Endmast. Auf der drei Hektar großen Feuchtwiese am Tachinger See wachsen unter anderem Bach-Nelkenwurz, Kuckuckslichtnelke und Gelbklee.
Vierter Platz: Anja und Roman Freimuth aus Petting halten im Nebenerwerb graue Gehörnte Heidschnucken, mit denen sie den Surspeicherdamm in einer Nutzungsvereinbarung mit dem Wasserwirtschaftsamt in Traunstein bewirtschaften.
Kennzeichnende Arten der 1,4 Hektar großen Glatthaferwiese in steiler Hanglage sind unter anderem Glockenblumenarten, Orchideen oder Schlüsselblumen.
kon