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Der Postbote alias Sepp Aschauer bei seinem letzten Auftritt beim Starkbieranstich imTeisendorfer Poststall. (Foto: Konnert)

Der Teisendorfer Starkbieranstich ist zurück

Teisendorf – Der Neustart ist gelungen: Nach drei Jahren Pause ist der Teisendorfer Starkbieranstich mit vollem Schwung zurückgekommen. An zwei Abenden war der große Saal des Poststalls voll besetzt. Mehr als 600 Gäste haben beim vom CSU-Ortsverband Teisendorf und der Brauerei Wieninger organisierten Starkbierfest mitgefeiert. Bei dem abendfüllenden Programm jagte ein Höhepunkt den anderen, die Stimmung war ausgezeichnet, unzählige Lacher füllten den Saal. Für den musikalischen Part an den beiden Abenden sorgte die Musikkapelle Teisendorf in verkleinerter Formation. Die Prominentenwitze durften Dirigent Helmut Nitzinger und die neue Vorsitzende des Wirtschaftskreises Teisendorf, Heidi Schuhbeck, erzählen.


Bürgermeister Thomas Gasser stimmte mit kurzen Exkursen zu aktuellen oder immer noch aktuellen Themen ein. Corona, Maskenpflicht, Neun-Euro-Ticket, Energiekrise und Schuldenpolitik der Regierung nahm er auf's Korn. Das mit dem Sondervermögen, also mit Geld, das es gar nicht gibt, sei so ähnlich wie im Evangelium bei der wunderbaren Brotvermehrung oder der Hochzeit zu Kana. Da sei das »Sondervermögen Fisch« und das »Sondervermögen Wein« verteilt worden. Der Unterschied zu heute sei nur: »Der Jesus hat's ganz gut draufgehabt«, so Gasser.

Die musikalische Begrüßung übernahm die Gruppe »Da Her G'sang« mit Josef Altinger, Stefan Mösenlechner, Franz Aschauer, Stefan Häusl, Andi Baumgartner und Horst Brunner. In ihrem Eingangslied thematisierten sie auf humorvolle Weise Entscheidungen des Gemeinderats, wie das Schwimmbad, die Parkplätze in der Marktstraße, die Wohnungssituation oder den Straßenbau und ärgerten sich auch über die Haselmaus, deren Vorkommen die Errichtung eines Gewerbegebiets behindert oder das Loch in Neukirchen, in dem gerne Autos verschwinden. Im weiteren Programmverlauf begeisterte die Gruppe mit dem leicht anzüglichen Lied vom »Tröpferl, das allweil daneben geht«, dem Wiesn-Hit 2019 »Ich hab noch haufenweise Leergut von Dir« und dem österreichischen Klassiker »Heit bin i wieder fett wie ein Radierer«.

Auch Bräu Christian Wieninger begrüßte das Publikum mit einer launigen Rede, in der er unter anderem das »allgegenwärtige Jammern« geißelte, das »Suchtpotenzial hat«. Sogar über den Bundeskanzler würden alle jammern, dabei tue der doch gar nichts. Dann nahm er die politischen Fraktionen im Gemeinderat ins Visier und sparte nicht mit Seitenhieben auf SPD, Grüne, Freie Wähler und CSU. Seine Kritik machte er an lustigen Begebenheiten fest, für die er die Anregungen jeweils vom politischen Gegner erhalten habe.

Ein letztes Mal zum Starkbieranstich war »Bostbod« Sepp Aschauer mit seinem gelben Radl gekommen. Wie immer bei seinen insgesamt 18 Auftritten legte Aschauer so manches Briefgeheimnis offen, nahm gemeindliche Ereignisse auf's Korn, die er beim Ausfahren der Post zufällig mitbekommen hat, und begrüßte im Saal die »C-Promis«, die nur darauf warten würden, von ihm derbleckt zu werden. Etwas Lob, mehr Tadel, viel beißende Ironie – einfach Humor vom Feinsten machen Aschauers Auftritte aus. Die Musi wurde so ganz nebenbei gelobt, weil sie die Corona-Pause genutzt hat, um »an musikalischen Verschönerungsweg« zu gehen. Gemeindliche Maßnahmen wurden kritisiert, wie der neue Verschönerungsweg, über dessen »Bruggn mit Eisenrost« die Hunde nicht gehen wollen, oder die gleich drei Feuerwehrhäuser in Roßdorf mit seinen nur 200 Einwohnern.

Die Gemeindeteile, die seit der Gebietsreform 1972 partout nicht zusammenwachsen wollen, waren ebenso Thema. Denn in Weildorf würde man lieber links fahren, wenn man dürfte, nur weil man in Teisendorf rechts fährt. Und in Neukirchen möchte man einfach nur neutral sein zwischen Siegsdorf und Teisendorf, wie die Schweiz in Europa.

Die Bewunderung des Postboten bekam Ministerin Michaela Kaniber ab, weil sie bei dem Flitzerauftritt während einer Bauernversammlung in der Alten Post ganz cool geblieben ist. Und überhaupt habe es die Kaniber nicht leicht, weil sie ständig Ärger hat mit »Schafbauern, Ferkelbauern, Waldbauern, Almbauern, dem Söder und dem Adalbert Aschauer«.

»Es war mir eine große Ehre«

Und dann war da noch der Traum von der Schwimmbaderöffnung, bei dem jeder Gemeinderat in irgendeiner Form sein Fett weg bekam, ebenso wie Landrat Bernhard Kern, der zum Anschwimmen eingeteilt war und angemahnt wurde, seine »fleischfarbene Badekappe« abzunehmen.

Dann war Schluss für den Postboten. »Es war mir eine große Ehre«, meinte ein sichtlich gerührter Sepp Aschauer, als er mit stehendem Applaus verabschiedet wurde und den Saal unter dem Beifall der Zuschauer mit seinem Postradl verließ.

Zum Starkbieranstich gehört auch Dorfpolizist Stefan Schimmel, der wie gewohnt mit gezielten, leicht ironischen Angriffen und Sticheleien zu alltäglichen Vorkommnissen und menschlichen Schwächen brillierte. Sich selbst nahm er dabei nicht aus. Er habe an Gewicht zugelegt, seine Gewichtstabelle zeige für ihn jetzt eine Größe von 2,17 Meter, berichtete er. Er erzählte, dass der CSU-Dreig'sang mit Maria Lindner, Georg Wetzelsperger und Ludwig Pastötter an einem Casting-Wettbewerb teilgenommen habe. Die Jury sei beeindruckt gewesen. Ihr Urteil: »Uns hat gefallen, dass ihr zu dritt gesungen habt.« Eben dieser CSU-Dreig'sang hat das Publikum dann mit einem kleinen Singspiel überrascht und begeistert. Dazu war eine »Drehbühne« installiert worden, die Bürgermeister Gasser eigenhändig mit zwei Seilen in Bewegung versetzte. Schimmels Kommentar dazu: »Endlich hat der Bürgermeister die Fäden in der Hand.«

Auf Melodien bekannter Lieder mit angepassten Texten nahmen die drei Sänger die politische Opposition im Gemeinderat auf's Korn. Lindner setzte die SPD-Fraktion in ein »knallrotes Gummiboot«, Wetzelsperger hatte für die Grünen das Lied »Cordula Grün« gewählt und Ludwig Pastötter hatte »Biene Maja« auf zweite Bürgermeisterin Sabrina Stutz »zugestutzt«. Auch die anschließenden Gstanzl hatten es in sich. Vom Wirtshaussterben, dem teuren Heizmaterial, den zu bauenden Kinderkrippen, der Diskussionskultur im Gemeinderat, dem Gaufest im Sommer, dem lahmen Faschingszug oder die Schließung eines Friseursalons in der Gemeinde war alles dabei.

kon

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