In den vergangenen Monaten wurden an verschiedenen Stellen Bohrungen an der Teerdecke der Wege aus den 30er-Jahren durchgeführt und Materialproben entnommen. Auf diese Weise sollte ermittelt werden, welche Inhaltsstoffe der Teer enthält, wie der Zustand der Teerdecke ist und ob von den Wegen eine Gefahr für Natur und Mensch ausgeht. Die Proben wurden auf giftige Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe untersucht. Das Zweitgutachten war eines der Ergebnisse des runden Tisches, auf das sich Gegner und Befürworter der bisher geplanten Altlastensanierung geeinigt hatten. »Das Ergebnis wird entscheidend sein für den weiteren Umgang mit den Kehlsteinwegen«, sagte damals der Berchtesgadener Forstbetriebsleiter Dr. Daniel Müller.
Den Bayerischen Staatsforsten geht es im Wesentlichen um fünf der insgesamt 13 Kilometer langen Wege aus der Zeit des Nationalsozialismus. Denn die muss der Forstbetrieb nach eigenen Angaben für die Walderhaltung nutzen können. Eine Forderung der Staatsforsten ist deshalb auf diesen fünf Kilometern der Ausbau auf eine Breite von drei Metern. Entschieden werden muss darüber hinaus, ob im Zuge der Sanierung anstelle der kompletten Beseitigung auch eine Versiegelung der giftigen Teerschicht infrage kommen kann. Besonders Augenmerk dürfte im Zuge der Entscheidungsfindung der Wegstrecke von Scharitzkehl nach Ligeret zukommen, die der Forstbetrieb ausbauen will. Bei der Bürgerinitiative hält man diese Strecke allerdings aufgrund ihrer historischen Ingenieurbauten und der Lage im Nationalpark Berchtesgaden für erhaltenswert.
Entschieden ist außerdem noch nicht über eine dem Bayerischen Landtag vorliegende Petition von Klaus Gerlach von der Bürgerinitiative zum Erhalt der Kehlsteinwege. Gerlach will, dass dieses Wegenetz zusammen mit den bereits unter Denkmalschutz stehenden Bauten von Kehlsteinhaus, der Kehlsteinstraße und der Dokumentation Obersalzberg zu einer »Europäischen Erinnerungslandschaft« erklärt wird.
Derzeit wird den beteiligten Institutionen Gelegenheit gegeben, Fragen zu dem 50 Seiten plus Anlage starken Zweitgutachten einzureichen. So sollen sich alle auf den runden Tisch am 16. Januar vorbereiten können. Erst dann will man mit den Inhalten an die Öffentlichkeit treten. Ulli Kastner