»Es kann nicht Aufgabe der Gemeinde sein, eine Bergbahn zu betreiben«. Mit diesen Worten eröffnete der Schönauer Gemeinderat Luca Guscelli die Diskussion. Dabei bezog er sich auf die Tatsache, dass die Gemeinde im Jahr 2006 den Hauptaktienanteil von den Lechwerken, einer RWE-Tochter, erworben hatte. Zwischenzeitlich habe sich die Gemeinde entschieden, Anteile zu verkaufen und mit der Hoteliersfamilie Hettegger und zwei weiteren Investoren bereits Käufer gefunden. »Wir brauchen die Seilbahn für unseren Tourismus. In ihrem jetzigen Zustand ist die Jennerbahn allerdings nicht mehr genehmigungsfähig, deshalb finde ich einen Verkauf grundsätzlich in Ordnung«, betonte Guscelli, schränkte aber zugleich ein: »Bei einem geplanten Investitionsvolumen von bis zu 40 Millionen Euro sind massive Einschnitte in Natur und Landschaft zu befürchten.«
Georg Linner wollte wissen, ob es für die Investoren schon konkrete Zusagen für ihre Planungen, beziehungsweise eine Ausstiegsklausel gibt, »denn die werden doch nicht ins Blaue hinein investieren«. Ihm sei nichts Derartiges bekannt, erwiderte Luca Guscelli. Der ehemalige Schönauer Gemeinderat Michael Sturm fügte an: »Der Neubau soll zu je einem Drittel mit einem Kredit, mit einer Kapitalaufstockung durch Ausgabe neuer Aktien und mit der Förderung durch das Land Bayern finanziert werden.« Dabei sei von den zeitlichen Abläufen interessant, dass es nur noch bis Ende 2016 Landeszuschüsse für den Seilbahnbau gibt.
»Wie kam es überhaupt zum Kauf der Bahnanteile durch die Gemeinde Schönau?« Mit dieser Frage beschäftigte sich Kreisrat Edwin Hertlein. Anlass sei das Ansinnen der Lechwerke gewesen, den Winterbetrieb aus wirtschaftlichen Gründen einzustellen. Damals, genauso wie auch heute, seien im Winter, im Gegensatz zum rentablen Sommerbetrieb, rote Zahlen geschrieben worden. »Die Gemeinde und der damalige Bürgermeister Stefan Kurz wollten die Bahn unbedingt kaufen, weil sie der Meinung waren, dass der alpine Skilauf für Berchtesgaden zwingend notwendig ist«, rekapitulierte Hertlein. Ein finanzielles Abenteuer, wie Michael Sturm meinte: »Die Gemeinde konnte sich das eigentlich nur leisten, weil Stefan Kurz als Vorstandsvorsitzender eingesetzt wurde und auf sein Gehalt verzichtete.« Nur mit diesem fragwürdigen Konstrukt sei es möglich gewesen, die Kosten für Tilgung und Zinsen aufzubringen. »Wir Grünen haben dies aufs Schärfste kritisiert«, erinnerte sich Michael Sturm.
Sein Nachfolger im Gemeinderat, Luca Guscelli, setzte noch eins drauf: »Was Bürgermeister Stefan Kurz damals gekauft hat, war ein marodes Unternehmen. Die Jennerbahn ist heute stehend k.o. und wir haben es mit der Abwicklung von Altlasten zu tun.«
Im weiteren Verlauf der Diskussion schälte sich als Meinungsbild heraus, dass man sich einen Neubau der Seilbahn durchaus vorstellen könne, allerdings nur unter der Prämisse eines sanften Tourismus-Konzeptes. Investitionen in den Skibetrieb wurden aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen von den Rednern grundsätzlich abgelehnt. »Wir werden die Entwicklungen der nächsten Zeit sehr genau beobachten und wo notwendig, kritisch begleiten«, so Kreissprecher Bernhard Zimmer abschließend. Norbert Höhn