Im Bereich der Flüchtlinge habe die IHK Bayern mit dem Vorschlag »3 plus 2« einen entscheidenden Vorschlag zur Ausbildung von Flüchtlingen gemacht, sagte Irene Wagner. »Dabei geht es darum, dass anerkannte Flüchtlinge oder Asylwerber mit einer hohen Anerkennungs-Chance nach der dreijährigen Ausbildung ein gesetzlich festgelegtes Bleiberecht von zwei Jahren haben«. Dabei sei es egal, ob der Flüchtling nach der Ausbildung tatsächlich in dem Unternehmen bleibt.
»Migration kann Bereicherung sein«
Für die IHK-Vorsitzende ist die Migration »vor allem eine Chance, die wir nutzen müssen, allerdings ist es für die gesamte Bevölkerung eine Herausforderung, nicht nur für die Wirtschaft«. Der Leiter der IHK-Geschäftsstelle in Rosenheim, Wolfgang Janhsen, präzisiert, dass »Migration eine Bereicherung sein kann«, aber es gehe dabei nicht nur um Flüchtlinge, sondern auch um gezielte Migration, zum Beispiel von Fachkräften aus anderen EU-Ländern. Im Berchtesgadener Land absolvieren derzeit 15 Flüchtlinge eine Ausbildung, das erscheint angesichts von derzeit rund 1 000 Asylbewerbern wenig. »Aber die meisten sind ja erst im Herbst 2015 gekommen, das bedeutet, die werden großteils erst nach einer Anerkennung Anerkennung 2017 auf den Arbeitsmarkt und damit auch auf den Ausbildungsmarkt kommen«, glaubt Janhsen. Ob die Masse der Flüchtlinge gut oder weniger gut qualifiziert ist, lässt sich pauschal nicht sagen. »Aus den Fluchtländern kommt natürlich ein Querschnitt der Bevölkerung«, so Wagner, »also vom Unqualifizierten bis zum Elektriker, vom Studenten bis zum Professor«. Syrien zum Beispiel sei kein Dritte-Welt-Land gewesen, dort habe es viele ähnliche Berufe gegeben wie in Deutschland, aber eben eine andere Ausbildung. »Es muss uns allen klar sein, dass die Integration bildlich gesprochen kein Kurztrip übers Wochenende ist, sondern eine lange Reise.« Auch in Syrien seien Häuser zum Beispiel von Elektrikern mit Strom versorgt worden, aber eben auf einem anderen Niveau, »aber ein anderes Ausbildungsniveau haben Menschen aus den meisten Ländern der Welt«, versichert Wagner.
Gezielte Werbeaktionen nicht sinnvoll
Die Klage, dass viele junge Asylbewerber statt einer Ausbildung lieber sofort arbeiten und Geld verdienen wollten hört Wagner auch, »aber das ist auch damit zu erklären, dass sie die Möglichkeiten der Ausbildung in Deutschland meist nicht kennen«. Gezielte Werbeaktionen in Asylunterkünften hält die IHK trotzdem nicht für sinnvoll, »wir beraten die Unternehmer und sagen ihnen, wie und wo sie neue Mitarbeiter finden können, zu den möglichen Azubis von morgen müssen dann schon die Unternehmer selbst gehen«, so Janhsen.
Anerkannte Flüchtlinge würden sich ohnehin an die zuständige Arbeitsagentur und das Jobcenter wenden und dort alle Informationen erhalten. Janhsen erwartet zudem, dass im nächsten Jahr die Zahl der Azubis aus Fluchtländern steigen wird, wenn viele von den heutigen Asylbewerbern anerkannte Flüchtlinge sind. Michael Hudelist