Vorstand Stephan Weber stellte den Politikern die Einrichtung vor und führte sie durch die Anlage. Weber machte zu Beginn deutlich, dass geistig behinderte Menschen ein Teil der Gesellschaft sind und zu berücksichtigen seien. Viele seiner Einrichtungsbewohner kämen aus katastrophalen sozialen Verhältnissen mit Gewaltanwendung bereits im Kleinkinderalter, Missbrauch, Verwahrlosung oder Unfällen. Ein Ziel von »Hohenfried« ist es laut Stephan Weber, geheilten Menschen einen Weg zurück in die »normale« Gesellschaft zu ermöglichen. Für jene, denen dieser Weg verbaut ist, biete die Einrichtung einen steten Hort der Geborgenheit, sagte Weber.
Die Palette der Bewohner reicht vom Kleinkind, das von Susanne Weber und deren Mitarbeitern betreut wird, bis zum 77-Jährigen. Circa 60 Prozent der gut 200 Betreuten kommen aus Bayern, die Weiteren aus ganz Deutschland, Österreich sowie anderen Ländern. Sogar ein Brasilianer war schon im kleinen »Hohenfrieder« Dorf.
Ein wichtiger Aspekt in Hohenfried seien Werkstätten, durch die geistig behinderte Menschen Teilhabe an den gesellschaftlichen Ressourcen Arbeit und Einkommen ermöglicht werde, die ihnen auch eine sinnvolle Beschäftigung und ein Selbstwertgefühl geben, fuhr Weber fort. Dabei reicht die Handwerkspalette von der Holz- und Recycling-Werkstatt über eine Kerzen- und Metall-Werkstatt bis hin zur Lebensmittelveredelung. Die Bäckereiprodukte wurden von Demeter schon mit Gold und Silber ausgezeichnet. Aus der »Hohenfrieder« Küche kommen jede Woche um die 4 500 Portionen Essen, die an Schulen und Kindergärten bis nach München geliefert werden. In einer Tonwerkstatt können die Bewohner ihr künstlerisches Talent ausleben und Produkte aus Ton und Keramik schaffen, die unter anderem beim »Hohenfrieder« Herbstfest reißenden Absatz finden, so der Vorstand. In großen Gewächshäusern werden verschiedene Küchenkräuter und Salate gezogen. In allen Prozessen seien die geistig behinderten Menschen mit großem Eifer dabei.
Der Vorstand der Einrichtung betonte in der Gesprächsrunde, der behinderte Mensch müsse in seinem Wesen so wahrgenommen werden, dass es keinen Unterschied macht, ob ein Mensch eine Behinderung hat oder nicht. »Auch der geistig behinderte Mensch ist ein Wesen aus Leib, Seele und Geist und eigentlich kein bisschen anders als sogenannte Normale, von denen viele auch so ihre Macken haben«, sagte Weber. Dies sah auch die Fraktionsvorsitzende der »Grünen« im Landtag Margarete Bause so, die versprach, Zugänge zu Behindertenbeauftragten zu schaffen. Denn die Leitung von »Hohenfried« hat einiges vor, so ist zum Beispiel ein Waldkindergarten geplant.
»Nachdem die Hohenfrieder Leitung längere Zeit nicht an die Öffentlichkeit und an die Politik gegangen ist, soll dies ab sofort wieder forciert werden«, sagte Stephan Weber zum Abschluss. Christian Wechslinger