Hunderte Bomben wurden am 25. April 1945 über dem Obersalzberg abgeworfen. Die Amerikaner vermuteten dort Hitlers Alpenfestung. Deshalb entschied man sich dazu, vor der Einnahme des Ortes durch die anrückenden Alliierten-Truppen, den Obersalzberg vorab zu bombardieren. Experten sprechen von 1 300 Bomben, die hier an einem Tag abgeworfen wurden und weite Teile des ehemaligen Führersperrbezirkes zerstörten.
Christoph Hertle ist Kampfmittelräumer aus der Nähe von Straubing und derzeit am Obersalzberg mit seinem Suchgerät unterwegs. Er muss die nähere Umgebung der Dokumentation Obersalzberg nach Munition und Waffen absuchen. Hertle hat die 500-Kilo-Bombe in rund vier Metern Tiefe entdeckt. Die Freiwillige Feuerwehr Berchtesgaden errichtete ein großes Zelt oberhalb des Fundortes. Ein Bagger entfernte den lehmigen Untergrund, um an das Kampfmittel heranzukommen.
Hertle vermutet am Obersalzberg weitere Blindgänger. Seiner Meinung nach könnten es bis zu 16 Bomben sein, teils deutlich größer als die »SAP 1 000 lbs« und mit bis zu 4 000 Kilogramm Sprengstoff gefüllt.
Nach der Entdeckung am Dienstag wurde ein Sprengkommando aus München nach Berchtesgaden gerufen. Roger Flakowski ist Sprengmeister und entschärft seit Jahren Bomben. Als Sprengmeister lebt man gefährlich, weiß er. Trotzdem hat er keine Angst. »Wichtig ist, dass man den Zünder entfernt.« Die »SAP 1 000 lbs« hat nur einen Zünder, der im hinteren Teil der Bombe in einer rund sechs Zentimeter breiten Öffnung steckte. Flakowski konnte den Zünder problemlos entfernen und somit das Kampfmittel entschärfen. Mithilfe eines Baggers wurde das schwere Gerät aus der Grube geborgen. Flakowski reinigte die Stahlhülle, um eventuelle Beschädigungen sichtbar zu machen. »Die Bombe ist sehr gut erhalten«, so sein Fazit. Sogar die Verladenummer ist noch darauf zu erkennen, »FLD 102«.
Für Kampfmittelräumer Christoph Hertle ist es die erste Bombe dieser Größe, die er gefunden hat: »Das ist ein gutes Gefühl.« Flakowski sagte, dass man in Gegenden wie dem Obersalzberg durchaus auf weitere vergleichbare Kampfmittel stoßen könnte. Die »SAP 1000 lbs« soll nun in einen sogenannten Zerlegebetrieb transportiert werden, in dem der Sprengstoff aus der Bombe entfernt wird. Dann wird sie in ihre Einzelteile zerlegt und entsorgt. Kilian Pfeiffer