Die Stimmung in der zum Festsaal umfunktionierten Werkstatt war bestens. Von der üblichen Förmlichkeit und Steifheit solcher Veranstaltungen keine Spur. Es gab zwar viel zu schwitzen, aber auch viele Witze.
Viele Gäste waren gekommen, darunter Kommunalpolitiker, Vertreter des Handwerks und natürlich die Familien der Absolventinnen und Absolventen.
Liebe zum Material
Landratsstellvertreter Rudi Schaupp lobte die Leistung der Gesellinnen und Gesellen. »Sie ist geprägt von Fachverstand, Tüchtigkeit, handwerklichem Geschick und Liebe zum Material.« Die Abschlussarbeiten konnten die zahlreichen Gäste in den Nebenräumen besichtigen. Für Schaupp ist klar: »Ihr könnt euch der Wegwerfgesellschaft erfolgreich entgegenstellen.«
»Bleibt anders«
Auch Berchtesgadens Bürgermeister Franz Rasp hatte die Zukunft der Absolventen im Blick. Seine Forderung: »Bleibt anders. Probiert Sachen aus. Die dürfen auch ruhig mal in die Hose gehen.«
Mit einer enorm witzigen, fast philosophischen Rede brachte Schnitzschulchef Norbert Däuber die Absolventen und Gäste zum Lachen. Er sinnierte über die Sicherheit im Leben, die es gar nicht gibt. »Nix is sicher. Aber trotzdem muss man leben, sich das Leben nehmen.« Was ihn zu der doppeldeutigen Schlussfolgerung brachte: »Ihr seid fertig. Nehmt euch das Leben.«
Was ist Form?
Einen rein fachlichen Ansatz wählte Hannes Stellner, der Chef der Holzbildhauer, für seine Rede. Er beschäftigte sich mit der Frage nach der Form. »Was ist Form? Und was ist eine gute Form?«, wollte er wissen. Die Antwort: »Jede wirkmächtige Form ist Findung oder Erfindung.« Die Aufgabe der Schnitzschule sei es, die plastischen Fähigkeiten der Schüler möglichst breit auszubilden, um die Absolventen fit für die verschiedensten Berufe zu machen. Sei es Bühnenbildner oder Landschaftsarchitekt.
Christian Fischer