Bereits von 2016 auf 2017 nahmen die Notfalleinsätze um fast zehn Prozent zu und die Notarzteinsätze um fast acht Prozent ab. „Das bedeutet, dass die während der vergangenen Jahre kontinuierlich zu Notfallsanitätern weiterqualifizierten Mitarbeiter in einem ärztlich vorgelegten Rahmen insgesamt mehr eigene Verantwortung für ihre Patienten übernehmen müssen, und ein Arzt nur noch bei bestimmten internistischen Notfällen wie einem Herzinfarkt oder bei besonders schwer Verletzten hinzugezogen wird“, erklärt der Bereichsleiter für den Rettungsdienst und Krankentransport, Markus Zekert.
„Die Leitstelle frägt im Notruf entsprechend genau ab, was vorliegt und entscheidet dann, ob ein Notarzt notwendig ist oder nicht.“
Retter fuhren fast 18 Erdumrundungen
Das BRK betreibt im Landkreis acht Rettungswagen (RTW), fünf Krankenwagen (KTW) und drei Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF), darunter drei Ersatz-Fahrzeuge – alle sind mittlerweile mit Allrad ausgestattet, was sich während der massiven Schneefälle im Januar sehr bewährt hat. Den größten Anteil an Rettungsdienst-Einsätzen machen mit über 70 Prozent internistische Notfälle aus; Verkehrsunfälle und andere chirurgische Einsätze nehmen im Verhältnis einen immer geringeren Anteil ein.
Die Retter haben vergangenes Jahr bei insgesamt 23.545 Einsätzen (0,62 Prozent mehr) 716.772 Kilometer (1,2 Prozent weniger) zurückgelegt und damit fast 18 Mal die Erde umrundet. Sowohl die Zahl der Krankentransporte (5,02 Prozent mehr) als auch die Zahl der so genannten Gebietsabsicherungen (10,31 Prozent) sind erneut mehr geworden, was daran liegt, dass die Besatzungen mit ihren Patienten tendenziell länger und weiter (im Schnitt 31 Kilometer pro Einsatz) unterwegs sind als früher, da sich die Kliniken noch mehr spezialisiert haben.
Sind beispielsweise alle Rettungsmittel aus Berchtesgaden bereits im Einsatz oder mit Patienten zu Kliniken unterwegs, schickt die Leitstelle einen Rettungswagen einer Nachbar-Wache präventiv nach Hallthurm oder Bischofswiesen, damit die Besatzung von dort aus das ansonsten nicht mehr optimal versorgte Gebiet im südlichen Landkreis bei möglichen Folge-Einsätzen rascher erreichen kann.
18 Spitzen-Abdeckungen durch die ehrenamtlichen BRK-Bereitschaften
Im Schnitt rückt der Rettungsdienst des Landkreises pro Tag 65 Mal aus. Bedingt durch Wetter, Tourismus, Verkehr und weitere Faktoren gibt es mehrmals im Jahr sogenannte Einsatzspitzen mit besonders vielen Notfällen gleichzeitig, wobei die ehrenamtlichen BRK-Bereitschaften dann die reguläre Vorhaltung mit ihren eigenen Fahrzeugen ergänzen.
18 Mal mussten sie vergangenes Jahr zur Spitzen-Abdeckung des regulären Rettungsdienstes und Krankentransports ausrücken, akute Notfälle versorgen und Kranke und Verletzte in Kliniken transportieren. „Dieses sinnvolle Plus an Sicherheit für die Menschen im Landkreis leisten wir ausschließlich ehrenamtlich; die zusätzlichen Fahrzeuge und Ausrüstung müssen aber nahezu komplett mit Spenden aus der Bevölkerung finanziert werden“, betont Kreisbereitschaftsleiter Florian Halter.
Bei der Spitzenabdeckung des regulären Rettungsdienstes und Krankentransports hat sich die 2011 durchgeführte Aufteilung in kleinere Einheiten wie SEG Behandlung und Transport bereits mehrfach bewährt. „Die Besatzungen sind sehr schnell einsatzklar und können den Rettungsdienst bei Engpässen rasch und effektiv ergänzen“, freut sich Halter. Auch die Einsatzleitung bei größeren Schadenslagen ist ehrenamtlich: Die Einsatzleiter Rettungsdienst sind 2018 zu 108 (2017: 141) Einsätzen wie Bränden oder schweren Verkehrsunfällen ausgerückt.
Mittlerweile sind auch die Einsatzleiter mit zusätzlicher Notfallausrüstung wie einem Frühdefi ausgestattet, damit sie im Ernstfall als Erstversorger auch alleine ein Leben retten können. Geografisch ist das Berchtesgadener Land aufgrund der Berge gerade im südlichen Landkreis von den Nachbarregionen abgeschnitten. Wenn alle regulären Rettungsmittel bereits im Einsatz sind, kann die Leitstelle deshalb auf die SEG'n zurückgreifen. Die BRK-Bereitschaften im Landkreis halten zur Ergänzung des Rettungsdienstes und für Großschadensfälle aller Art 21 zusätzliche Fahrzeuge, neun Anhänger und umfangreiche Ausrüstung bereit, die – genauso wie die Aus- und Fortbildung der freiwilligen Sanitäter – fast ausschließlich mit Spendengeldern finanziert werden.
39 Notfallsanitäter ausgebildet
Aktuell 95 hauptamtliche Sanitäter und im Schnitt 35 Ehrenamtliche der BRK-Gemeinschaften besetzten im Schichtdienst bis zu 16 Fahrzeuge der regulären Vorhaltung. Um den Rettungsdienst im Gebirge und an Gewässern kümmern sich die Ehrenamtlichen der Bergwacht im BRK und der BRK-Wasserwacht. Damit leistet das BRK im Berchtesgadener Land 100 Prozent der Einsätze und garantiert eine optimale Notfallversorgung der Bevölkerung.
Bis Ende 2018 hat der BRK-Kreisverband 37 seiner bisherigen Rettungsassistenten mit bestandenen Ergänzungslehrgängen zum Notfallsanitäter weiterqualifiziert, wobei zusätzlich zwei Kollegen die dreijährige Berufsausbildung durchlaufen und alle Prüfungen mit Bravour und 1er-Noten bestanden haben – zehn davon allein 2018.
Vergangenes Jahr wurde auch der Weiterbetrieb des zweiten Rettungswagens in Berchtesgaden nach einer Laufzeit von fünf Jahren erneut vom Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) Traunstein ausgeschrieben und vergeben. Der BRK-Kreisverband Berchtesgadener Land erhielt mit seinem Konzept zum Betrieb erneut den Zuschlag für weitere fünf Jahre.
Seit 2018 werden die Krankentransporte von der Leitstelle in einer separaten Digitalfunk-Gruppe gesondert zu den Notfällen disponiert. Um dem bayernweiten Mangel an Fahrern von Einsatzfahrzeugen entgegenzuwirken, hat das Rote Kreuz erfolgreich eine eigene Ausbildung zum sogenannten Technischen Rettungssanitäter etabliert, in der vor allem Quereinsteigern den Zugang zum Sanitäter-Beruf erleichtert und zeitlich verkürzt wird. Sie werden als Fahrer von Rettungswagen, Krankenwagen und Notarzteinsatzfahrzeugen eingeteilt und arbeiten unter der Leitung eines verantwortlichen Notfallsanitäters, Rettungsassistenten oder Notarztes bei der Patientenversorgung mit. ml/BRK BGL
Rückblick auf große Einsätze im Jahr 2018:
- Chinesin stürzt am Königssee-Westufer mehrere hundert Meter ab (30. Dezember 2018)
- 21-Jähriger prallt am Melleck-Steinpass frontal in Sattelzug und stirbt (25. Oktober 2018)
- Bergsteiger stürzt an Eiskapelle in Watzmann-Ostwand tödlich ab Wanderer findet Leiche (12. Oktober 2018)
- Biker stirbt bei Frontal-Unfall mit entgegenkommenden Schulbus nahe Freilassing (31. August 2018)
- Teisendorfer (33) stürzt bei Watzmann-Überschreitung 100 Meter in den Tod (23. August 2018)
- Autos krachen bei Ainring ungebremst frontal zusammen: Ein Toter, zwei Verletzte (20. August 2018)
- Bergsteiger stürzt am Mannlgrat mit Kopf auf spitzen Stein und stirbt (10. August 2018)
- Bergsteigerin stürzt am Röthsteig über 200 Meter tief in den Tod (23. Juli 2018)
- Urlauberin stürzt am Mannlgrat vor Augen ihres Sohnes 200 Meter in den Tod (20. Juli 2018)
- Autofahrerin erfasst Radler auf B20 – Königsseer stirbt im Krankenhaus (6. Juli 2018)
- Ab durch die Hecke: Betrunkener Soldat (19) kracht in Bischofswieser Wohnhaus (4. Juli 2018)
- Luxus-Sportwagen kracht am Thumsee in Leitplanke – zwei Verletzte (28. Juni 2018)
- Tourenwagen prallt bei Autoslalom am Königssee in Zuschauer – sieben teils schwer Verletzte (11. Juni 2018)
- Vermisster Bergsteiger stürzt am Hochstaufen rund 100 Meter tief in den Tod (6. Juni 2018)
- Beim Überholen in Reichenhaller 30er-Zone an Betonsäule geschleudert – 19-Jähriger tot (23. April 2018)
- Skitourengeher stürzt am Hohen Göll tödlich ab (26. März 2018)
- Tödlicher Bergunfall an der "Sigeretplatte" im Steinernen Meer – Vater (53) stürzt vor Sohn (24) 120 Meter tief ab (1. März 2018)