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Diese Tür mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken, doch das Gebäude, zu dem sie gehört, ist ein historisches, auch wenn es nicht unter Denkmalschutz steht.

Ein Schlösschen wie im Märchen – Adventskalender Tür #22

Traunstein – Adventsserie: Tatsächlich gehörte das Anwesen Bahnhofstraße 15 dereinst einer gebürtigen Prinzessin zu Hohenlohe


Unsere heutige Tür dürften die meisten Traunsteiner kennen, denn viele gehen öfter daran vorbei – vermutlich, ohne groß Notiz zu nehmen von ihr. Dabei gehört sie zu einem durchaus ganz besonderen Gebäude in der Traunsteiner Innenstadt.

Fast wirkt es, als hätte sich hier dereinst eine Tochter aus gutem Hause ein eigenes kleines Märchenschloss gewünscht und der Herr Papa habe ihr diesen Wunsch einfach nicht abschlagen können. Denn mit dem kleinen Rundturm hat es tatsächlich einen ganz besonderen, geradezu märchenhaften Charme.

Dabei ist auf die Schnelle über Bauzeit und Erbauer des Häuschens mit der heutigen Adresse Bahnhofstraße 15a, früher Königstraße, gar nicht so viel zu erfahren. Definitiv gehört es aber schon von jeher zu der Villa nebenan, in der sich seit Ende der 50er Jahre eine Apotheke befindet. Diese Villa entstand alten Bauplänen zufolge 1886. Im Juli 1886 taucht als Eigentümer der königliche Amtsrichter Valentin Kaltdorff auf.

Nächste Eigentümerin war den Unterlagen im Stadtbauamt zufolge die Baronin Katharina von Gise. Die gebürtige Prinzessin zu Hohenlohe zog nach einer Meldeurkunde im Stadtarchiv 1898 aus der Leopoldstraße 11, dem heutigen Georgenhof in München, nach Traunstein. Ihre erste Wohnadresse in Traunstein war das Haus Leonrodstraße 3, das damals dem Kaminkehrermeister und Cafetier Xaver Progino gehörte.

Wann und wie sie in den Besitz des Anwesens kam, ist offenbar nicht exakt dokumentiert. Doch taucht sie um 1911 in Plänen als Eigentümerin beider Gebäude auf, der Villa und des Nebengebäudes, wie das Schlösschen damals benannt wurde. Das Schlösschen selbst ist erstmals 1898 in einem Entwässerungsplan des Grundstücks eingezeichnet.

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Heute ein Café-Bistro, einst Wohngebäude für Kaminkehrer mitsamt einer Fahrzeughalle – von seinem Charme hat das märchenhafte Schlösschen an der Bahnhofstraße auch nach über 100 Jahren nichts eingebüßt. (Fotos: Hohler)

Laut Unterlagen des Grundbuchamts gab es später offenbar ein Tauschgeschäft zwischen der Baronin und dem Kaminkehrermeister, denn 1928 ist sie schon nicht mehr als Eigentümerin vermerkt. 1930 ist eine Tauschaufgabenrestforderung von 16 000 Mark dokumentiert, die Progino ihr schuldete. Er baute bereits 1919 die Außentreppe zur heutigen Apotheke an. 1921 baute er das Schlösschen um. Waren zuvor seine Kaminkehrer im vorderen Teil untergebracht, richtete er im hinteren Teil eine Fahrzeughalle ein, im vorderen Teil Läden und im Obergeschoß neue Unterkünfte für seine Kaminkehrer.

Nach Proginos Tod heiratete seine Witwe Albertine den Landgerichtsrat Pfnür, der aus Berchtesgaden stammte. Im Protokoll einer Feuerschau aus dem Jahr 1950 ist sie als Eigentümerin des Anwesens genannt. Ob der spätere Eigentümer Berthold Gams aus Dorfen mit ihr verwandt war – sie war eine geborene Gams – ist nicht überliefert.

Ganz unabhängig davon, dass weder die Villa noch das märchenhafte Schlösschen unter Denkmalschutz stehen – die Behörde hatte das in den 70er Jahren wegen eines Umbaus in den 50er Jahren abgelehnt – sind aber beide Gebäude bis heute bezaubernd und haben von ihrem Charme auch nach über 100 Jahren nichts eingebüßt.

Conny Hohler

In der Adventszeit öffnen wir Türen. Und es lohnt sich, unsere Serie zu verfolgen. Denn am Ende gibt es ein Gewinnspiel mit einer Frage. Unter allen Teilnehmern verlosen wir zwei Übernachtungen (unter der Woche) auf Gut Ising für zwei Personen im Doppelzimmer mit Genießerfrühstück, Fondue-Melange und einem Gourmetmenü im Restaurant »Zum Goldenen Pflug« inklusive Nutzung des Wellnessbereichs im Wert von 800 Euro.

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