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Das erste Mal in ihrem Leben machten die einheimischen Frauen in dem neuen Ofen eine Pizza, die Stefanie Steiner dann in Stücke schnitt. Davor kannten sie weder das Wort »Pizza«, noch hatten sie bisher von dem Gericht gehört.
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Zusammen mit den Stammesfamilien nahe der Stadt »Riobamba« baute Stefanie Steiner einen Küchenherd aus Ziegeln.

Herd bauen, Pizza backen, Nachhilfe geben

Nußdorf. Über 10 000 Kilometer von ihrer Nußdorfer Heimat entfernt, befindet sich gerade Stefanie Steiner. Die 27-jährige, gelernte Dorfhelferin und Steuerfachangestellte, die auch bereits als Sennerin auf einer Alm gearbeitet hat, hat sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr in Ecuador gemeldet. Ein halbes Jahr ist nun vorbei, Zeit für ein erstes Fazit. Dem Traunsteiner Tagblatt hat Stefanie Steiner ihre Erfahrungen in dem südamerikanischen Land geschildert:


Seit sechs Monaten bin ich jetzt mittlerweile in Ecuador, in einer Stadt namens Riobamba. Bei meinem Freiwilligendienst, getragen von der Erzdiözese München-Freising, bin ich an zwei Projekten beteiligt. Zum einen arbeite ich drei Nachmittage in der Woche im Kinderhort mit. Dort bekommen Kinder, die meist aus ziemlich ärmlichen Familien stammen, bei den Hausaufgaben Hilfestellung. Bevor es Abendessen für alle gibt, versuche ich spielerisch mit den Kindern eine halbe Stunde Englisch zu lernen, eine Schwachstelle bei vielen.

In der anderen Zeit versuche ich mich im Projekt »Ofen bauen«. Hier geht es nicht nur darum, einen Küchenherd aus Ziegeln mit den Stammesfamilien »im Campo« (auf dem Land) zu bauen, sondern auch den Leuten zu zeigen, wie dieser funktioniert und die grundlegenden Regeln einer ausgewogenen Ernährung zu vermitteln.

Dabei nutzen wir auch gleich noch die Gelegenheit, mit ihnen über andere wichtige Themen wie etwa Hygiene zu reden. Bei meiner ersten Schulung zeigten wir erst einmal, wie man sich richtig die Hände wäscht. Danach bereiteten wir Pizza zu. Auf meine Frage, wer denn Pizza kennt, war es ganz still. Damit hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet: Sie kannten weder das Wort noch das Gericht. Dennoch waren alle sehr interessiert und wir machten eine großartige Gemüsepizza. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen und ich glaube, es war nicht das erste und letzte Mal, dass die Frauen der Ureinwohner Pizza buken und es ihren Familien als Mittagessen servierten.

Die Zeit hier in Ecuador sehe ich als ein großes Geschenk, ich darf sehr viel Neues lernen, aber auch etwas von meinem Wissen weitergeben. Für die einheimischen Frauen hier auf einer Höhe von mehr als 3000 Metern bedeutet der Bau eines Ofens – gegenüber einer offenen Feuerstelle – mit Sicherheit ein großes Stück mehr Lebensqualität. Ständig den Rauch des offenen Feuers im Haus einzuatmen ist, wie wenn man täglich 40 Zigaretten rauchen würde. Nebenbei ist das Haus so leichter sauber zu halten und auch in der Nacht hat die Familie einen warmen Schlafplatz.

Mich macht es glücklich, dass ich bei den Frauen hier so viel Interesse und Motivation erleben darf, die sie trotz ihrer täglich sehr harten Arbeit aufbringen und uns so ganz nebenbei durch ihr Lachen Freude und Dankbarkeit signalisieren.

Aber auch die Arbeit hier in den hohen Bergen gefällt mir. Es erinnert mich oft an meine Zeit als Sennerin auf der Alm. Aber auch das ganze Land an sich ist sehr interessant. Es reicht vom Urwald über die Sierra bis zum Strand und verfügt über drei verschiedene Klimazonen. Auch die Leute und ihre Kultur faszinieren mich jeden Tag von neuem.

Die Hauptstadt Quito hatte ich bereits zu Beginn meines Freiwilligendienstes mit der Organisation »weltwärts« kennengelernt. Die ersten drei Wochen durfte ich dort bei einer Gastfamilie in Quito verbringen und besuchte auch einen Spanischkurs.