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Magdalena Poller (links) möchte noch viele weitere Gebiete der Physiotherapie kennenlernen.

»Die Vorurteile sind unbegründet«

Traunstein – Mit Menschen, die Vorurteile gegen die Mittelschule haben, hat Magdalena Poller aus Erlstätt manche Erfahrungen gemacht. »Meistens sind es Menschen, die nichts über die Möglichkeiten an der Mittelschule wissen«, so die 21-Jährige, die 2011 ihre Mittlere Reife in Traunstein gemacht hat. Inzwischen arbeitet sie als Physiotherapeutin und betont: »Mittelschulen sind heute keine Sackgassen mehr.


Die Entscheidung, auf die Mittelschule (damals noch Hauptschule) zu wechseln, fiel der 21-Jährigen nicht schwer. »Ich habe einen älteren und einen jüngeren Bruder. Der Ältere besuchte den M-Zug der Franz-von-Kohlbrenner Mittelschule. So kannte ich die Schule schon.« Außerdem wollte sie keine Aufnahmeprüfung für eine Realschule machen. Die Entscheidung für den Besuch der Hauptschule hat Magdalena Poller dann gemeinsam mit ihren Eltern getroffen: »Ich bin mir aber sicher, dass meine Eltern mich auch auf anderen Wegen unterstützt hätten.«

»Es tut gut, wenn gute Noten ins Haus flattern«

Die Schulzeit begann für die 21-Jährige mit Schwierigkeiten. »Vor allem die Rechtschreibung machte mir große Probleme. Aus diesem Grund wiederholte ich die erste Klasse freiwillig.« Heute beschreibt sie sich als Spätzünderin. »Ich brauchte einfach etwas mehr Zeit, bis der Groschen fiel.«

Ab der fünften Klasse ist die Schule für Magdalena Poller wesentlich leichter geworden. »Das gab mir auch mehr Selbstbewusstsein.« Es sei nicht schön gewesen, lange Zeit eines der leistungsschwächeren Kinder gewesen zu sein. »Da tut es gut, wenn das ganze Lernen ein Ergebnis zeigt und auch einmal gute Noten ins Haus flattern«, so die 21-Jährige.

Nach der 6. Klasse hat Magdalena Poller die Entscheidung getroffen, in den M-Zug zu wechseln. »In der 9. Klasse machte ich als Probedurchlauf den Quali mit, einfach um einmal eine Prüfungssituation miterlebt zu haben.« 2011 schloss die 21-Jährige die Mittelschule mit der Mittleren Reife ab, besuchte anschließend für drei Jahre die Berufsfachschule für Physiotherapie in Traunstein und arbeitet inzwischen seit mehr als einem Jahr in der Physiotherapie-Praxis Salger, »in der ich mich sehr wohl fühle«.

Die Zeit an der Franz-von-Kohlbrenner Schule war für die 21-Jährige angenehm. »Ich fühlte mich in meiner Klasse sehr wohl und habe dort auch viele Freundschaften geschlossen.« Die Lehrer seien sehr engagiert gewesen. Eine besondere Erinnerung hat Magdalena Poller an die 7. Klasse: »Wir waren eine kleine Klasse mit 17 Schülern, die schnell zusammenwuchs. Diese Erfahrung war super.«

Rückblickend würde sie noch einmal alles genauso machen. »Ich würde nichts ändern, denn auch die schwierigen Momente in meinem Leben haben mich zu der Person gemacht, die ich heute bin.«

Gespannt ist die 21-Jährige, was die Zukunft noch bringt. »Ich bin mit dem Erreichten noch nicht zufrieden. Es gibt in der Physiotherapie sehr viele spannende Gebiete. Es ist ein Beruf, in dem man sich ständig fortbilden muss.«

Erst Mittelschule und dann weiterbilden

Eltern, die daran zweifeln, ob die Mittelschule für ihr Kind der richtige Weg ist, möchte die Physiotherapeutin die Angst nehmen. »Ich kann eindeutig sagen, die Vorurteile gegenüber der Mittelschule sind unbegründet.« Schlimm findet sie es deshalb, wenn »Kinder einen extremen Druck bekommen, Leistung zu bringen und gar nicht mehr Kind sein dürfen«. Dann sollten Kinder nach Meinung der 21-Jährigen lieber erst an die Mittelschule gehen und später eine weiterführende Schule besuchen, »wenn sie das selbst wollen«.

Auch weiterhin stellen wir auf der Jugendseite Schüler vor, die es mit der Mittleren Reife schon weit gebracht haben im Leben. Wenn auch du uns deine Geschichte erzählen willst oder jemanden kennst, der schon viel erreicht hat mit seinem Schulabschluss, dann melde dich bei der Jugendredaktion des Traunsteiner Tagblatts per E-Mail an lokales@ traunsteiner-tagblatt.de oder unter der Telefonnummer 0861/9877 112. jar