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Wer sein Studium zum Sommersemester beginnen will, braucht etwas Glück. Längst nicht alle Studiengänge werden dann angeboten.

Den Massenstart an den Unis umgehen

Wenn in der kommenden Woche das neue Semester startet, sind die meisten Studenten mit dem Unialltag bereits vertraut. Die Mehrheit beginnt ihr Studium zum Wintersemester. Alina Klinge beschloss dagegen, dem Ansturm auf die Universitäten im Winter zu entgehen. Sie fühlte sich nach ihrem Abitur noch nicht bereit für das Studium. »Ich hatte einfach Lust, etwas zu erleben, bevor es richtig ernst wird«, erzählt sie. Deshalb beschloss sie, sich für einen Studienplatz im Sommersemester zu bewerben – und es klappte.


Nur 20 Prozent der Studiengänge im Angebot

Klinge hatte Glück. »Nur rund 20 Prozent aller Studiengänge werden überhaupt zum Sommersemester angeboten«, sagt Achim Meyer auf der Heyde, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerkes. Dazu zählen Fächer wie Wirtschaft oder Jura und Mono-Bachelor-Studiengänge, die nicht mit einem zweiten Fach koordiniert werden können. Masterstudiengänge beginnen nur vereinzelt im Sommer. Die Bewerbungsfrist ist bei zulassungsbeschränkten Studiengängen meist Ende Januar – bei allen anderen ist es in der Regel Ende März.

Wer allerdings glaubt, im Sommersemester aufgrund von weniger Bewerbern leichter den Wunschstudienplatz zu ergattern, irrt sich. Das ist nur der Fall, wenn die Hochschule im Sommer im Fachbereich genauso viele Plätze im Verhältnis zur Bewerberzahl anbietet wie im Winter. Ansonsten ändert sich für Studienstarter am Numerus Clausus, also der Zulassungsbeschränkung, nichts.

Möglicherweise ist es im Sommer sogar schwieriger, einen Platz zu bekommen. Beispielsweise in Medizin: »Im Wintersemester 2013 fielen knapp fünf Bewerber auf einen Studienplatz in Medizin«, sagt Bernhard Scheer von der bundesweiten Zulassungsplattform »Hochschulstart.de«. Im Sommer des gleichen Jahres hingegen waren es elf Bewerber. »Das liegt daran, dass dieser Studiengang zum Sommersemester von viel weniger Hochschulen angeboten wird«, erläutert Scheer. Zum Vergleich: Während im Winter über 30 Hochschulen das Fach Medizin anbieten, sind es im Sommer gerade einmal neun. Da sei dann auch die geringere Zahl der Bewerber insgesamt irrelevant.

Wohnsituation ist im Sommer entspannter

Doch welche Vorteile bietet ein Studienstart zum Sommersemester dann überhaupt? »Die Wohnsituation ist im Sommer etwas entspannter, auch wenn die Bewerberzahlen für Wohnheime immer noch hoch sind«, erklärt Meyer auf der Heyde. Auch die Bearbeitungszeiten für BaföG-Anträge fallen im Sommersemester etwas kürzer aus, da die Ämter nicht so überlastet sind.

Studentin Klinge genoss besonders das vertrautere Verhältnis unter den Studierenden. »Während im Winter in der Regel über 1000 Erstsemester mit dem BWL-Studium im Münster beginnen, waren es im Sommer nur etwa 150«, schätzt sie. Gerade während der Orientierungswoche für Studienanfänger sei es deshalb einfacher gewesen, sich anzufreunden. Ein Gefühl von Anonymität und Massenabfertigung sei nicht aufgekommen.

Doch der Start im Sommersemester hat auch Nachteile. »Studienstarter sollten überprüfen, ob Orientierungsveranstaltungen oder Mathevorkurse im Sommer überhaupt angeboten werden«, warnt Siegfried Engl von der Studienberatung der Freien Universität Berlin. Wichtig sei auch, das Veranstaltungsangebot des jeweiligen Faches genauer unter die Lupe zu nehmen. Es könne durchaus sein, dass es die Einführungsveranstaltungen nur im Wintersemester gibt. »Dann startet man unter Umständen mit den Vorlesungen des zweiten Semesters«, erläutert Engl.

Risiko, mit dem Stoff hinterherzuhinken

So war es auch bei Alina Klinge: »Ich hab dann direkt mit Statistik II angefangen.« Für die Studentin war das nicht immer einfach. »Manchmal haben die Professoren von Sachen geredet, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Da konnte ich nur mit den Schultern zucken«, erzählt Klinge. Studienstarter gehen hier das Risiko ein, im Sommer mit dem Stoff nicht hinterherzukommen und schließlich ein Fachsemester zu verlieren.

Die 19-jährige Studentin Klinge hat trotzdem alle Klausuren mitgeschrieben und bestanden. Sie meint, dass das mit ein bisschen Anstrengung gut zu schaffen ist. Dennoch haben einige ihrer Kommilitonen auch Klausuren auf das nachfolgende Semester verlegt.

In ihrem zweiten Semester belegte Klinge dann die noch ausstehenden Einführungsveranstaltungen. »Manchmal war das fast schon ein bisschen langweilig für mich«, scherzt sie. dpa