Wie der Mensch auf den Hund kam
Eine vielseitige Ausstellung im Haus der Natur in Salzburg

Urahn des Haushundes ist der Wolf.

Der Cocker-Spaniel war ursprünglich ein englischer Jagdhund.

Immer noch gibt es Kettenhunde, die ein wahres Hundeleben führen müssen ...
Wie wurde der Wolf zum Hund? Möglich, dass hungrige Wölfe regelmäßig die Abfälle der prähistorischen Nomaden nach Nahrungsresten durchsuchten, ihnen von Wohnplatz zu Wohnplatz folgten und allmählich ihre Scheu verloren. Oder der Frühmensch stieß im Wald auf elternlose Wolfsjunge, ließ sie am Leben und zog sie auf, weil sie ihm als Wächter und Jagdbegleiter nützliche Dienste leisteten. Möglicherweise war es aber auch so, dass Hunde zumindest gelegentlich dem Menschen als Nahrung dienten, worauf Knochenfunde in frühgeschichtlichen Siedlungen hindeuten, doch dürfte das kein wichtiger Grund für ihre Domestikation gewesen sein.
Eine hervorragende Gelegenheit, sich über den heutigen Kenntnisstand in Bezug auf die Abstammung, Verbreitung und Lebensweise des Hundes zu informieren, bietet das Haus der Natur in Salzburg bis Ende November mit seiner Sonderschau »Auf den Hund gekommen – eine Natur- und Kulturgeschichte des Hundes«. Die vom Westfälischen Museum für Naturkunde in Münster übernommene, für Salzburg durch eine Reihe weiterer Exponate erweiterte Ausstellung beeindruckt sowohl durch die thematische Vielfalt wie durch die pädagogisch geschickte Aufbereitung und ist auch für Schüler jeder Altersstufe zu empfehlen.
Gleich zu Beginn wird man darüber informeirt, dass die Hundeartigen (neben dem Wolf gehören dazu u. a. Kojote, Schakal, Fuchs und Marderhund) von allen Säugetieren die reichste Vielfalt in Größe, Gestalt und Fellfarbe aufweisen, nicht nur bei den verschiedenen Arten, sondern auch innerhalb jeder Art selbst. So können sich z. B. die Wölfe eines einzigen Wurfs an Temperament, und äußerer Erscheinung grundlegend voneinander unterschieden. Diese Vielfalt beruht auf einem überaus großen Erbgutbestand und ist der Grund dafür, dass sich die Hundeartigen über die ganze Erde verbreiten und in den verschiedensten Lebensräumen bestehen konnten. Der Mensch machte sich diese große Variabilität zunutze für seine Zuchtversuche beim Haushund, von dem heute über vierhundert Rassen existieren, in Deutschland allein etwa einhundert.
In der frühen Jungsteinzeit, als sich der Ackerbau von Asien bis Europa verbreitete, gab es bereits mehrere Hunderassen. Die eine, von der man Reste in Nordeuropa fand, ähnelte den Huskies, die vielleicht von ihr abstammen. Eine zweite Rasse, die um die Siedlungen an den Schweizer Seen lebte, war ein kleiner Haushund, der möglicherweise zum Vorfahren der Spitze wurde. Ein unweit von Moskau gefundenes Skelett ähnelt dem der heutigen Dingos in Australien, und Knochenreste aus dem Rheintal haben Ähnlichkeit mit einem Schäferhundskelett.
Zu Beginn der Geschichtsschreibung un der Tierdarstellung in der Bildenden Kunst lebten bereits Hunde, die von unseren heutigen Rassen kaum zu unterscheiden sind. Viele Rassen sind von den tierliebenden Ägyptern bekannt, darunter Terrier, Vorstehhund, Windhund und Mastiff, eine Doggenart. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich die Windhunde, wie sie auf sechstausend Jahre alten Schieferplatten zu sehen sind. Von einigen Pharaonen weiß man, dass sie zahlreiche Hunde in Zwingern hielten, auch damals sicher ein teueres Vergnügen. Lieblingshunde wurden meist mumifiziert und ihren Besitzern mit ins Grab gegeben.
Trotz der gewaltigen Unterschiede in Aussehen und Temperament erkennen sich Hunde jeder Rasse ohne weiteres als Artgenossen. Das hat zwei Gründe, die auf den Urahn Wolf zurückgehen: Der ausgezeichnete Geruchssinn und gewisse Bewegungsmuster, die jeder Hund versteht. Dazu gehören das Schwanzwedeln als Ausdruck freudiger Erregtheit, das dorhende Knurren und das Einzeihen des Schwanzes bei Angst. Wie der Wolf grenzen auch Hunde ihr Revier mit Geruchsmarken ab, und es bedarf einer sorgfältigen Erzeihung, um den Drang des Haushundes in dieser Hinsicht etwas einzuschränken. Läufige Hündinnen scheiden einen scharf riechenden Harn ab, der von jedem Rüden sofort erkannt wird.
Wenn Hunde verwildern, dann entwickeln ihre Jungen die gleiche soziale Struktur wie Jungwölfe im Rudel. Sie bleiben auch später dem ranghöchsten Tier treu und gehorchen ihm. Werden solche Welpen früh getrennt und kommen in menschliche Obhut, übertragen sie diese Treue und Anhänglichkeit auf den Menschen. Ein so kluges, anschlußbedürftiges Tier wie der Hund beobachtet genau jeden Schritt und Tritt seines Herrn und hat sogar ein unglaublich feines Gespür für unsere Absichten. So merkt er es schnell, wenn man sich über ihn lustig macht und ist für ein freundliches Wort seines Herrn stets empfänglich; er leidet, wenn dieser abwesend ist und begrüßt ihn stürmisch beim Wiedersehen. Die Redewendund vom Hund als »bester Freund des Menschen« verdeutlicht sehr gut die wichtige Rolle, die der Hund in unserem Leben spielt.
Als Folge der Domestikation hat sich der Fortpflanzungszyklus des Hundes geändert, so dass er jetzt viel mehr Nachkommen zur Welt bringt als der Wolf. Die Jungen sind bei der Geburt blind, taub und völlig hilfslos, erst nach 14 Tagen öffnen sich die Augen. Mit sechs Wochen kann man schon die ersten Sozialkontakte zu den Geschwistern, aber auch zum Menschen feststellen. Isoliert aufwachsende Welpen erleiden irreparable Schäden in ihrem sozialen Verhalten. Weil junge Hunde zwischen der sechstne und zwölften Woche am empfänglichsten und zugänglichsten sind, ist es sinnvoll, schon in dieser Zeit mit der Dressur zu beginnen. Auch für Hunde gilt das Sprichwort »Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr« – zumindest geht das Lernen später schwerer.
Neben der Biologie des Hundes behandelt die Ausstellung im Haus der Natur die Ausbildung von Hunden für spezielle Aufgaben als Lawinenhunde, Spürhunde für Drogewn, Blindenhunde und Therapiehunde. Aber auch Degenerationserscheinungen durch Überzüchtung wie Glenkleiden werden nicht verschwiegen. Ein eigenes Kapitel ist dem Hund als Arbeitstier gewidmet. So lieferten in Salzburg bis ins 20. Jahrhundert Hundefuhrwerke Milch und andere Güter aus, wofür die Hundehalter einen amtlichen ERlaubnisschein benötigten. Andernorts führten Hunde ein wahres Hundeleben im Laufrad oder auf dem Laufband (Hundegöpel), um etwa das Rührwerk eines Butterfasses anzutreiben. Künstlerische Hundedarstellungen aus verschiedenen Ländern und Epochen zeugen von der weiten Verbreitung und der Beliebtheit des Hundes – von den Felsbildern in der Sahara bi szu römischen Hundeterrakotten vom Bürglstein in Salzburg. Die Ausstellung schließt mit Bildern von Hundegräbern, Zeichen der Verehrung und Dankbarkeit des Menschen für seinen Begleiter und treuen Freund über den Tod hinaus.
JB
28/2003
Eine hervorragende Gelegenheit, sich über den heutigen Kenntnisstand in Bezug auf die Abstammung, Verbreitung und Lebensweise des Hundes zu informieren, bietet das Haus der Natur in Salzburg bis Ende November mit seiner Sonderschau »Auf den Hund gekommen – eine Natur- und Kulturgeschichte des Hundes«. Die vom Westfälischen Museum für Naturkunde in Münster übernommene, für Salzburg durch eine Reihe weiterer Exponate erweiterte Ausstellung beeindruckt sowohl durch die thematische Vielfalt wie durch die pädagogisch geschickte Aufbereitung und ist auch für Schüler jeder Altersstufe zu empfehlen.
Gleich zu Beginn wird man darüber informeirt, dass die Hundeartigen (neben dem Wolf gehören dazu u. a. Kojote, Schakal, Fuchs und Marderhund) von allen Säugetieren die reichste Vielfalt in Größe, Gestalt und Fellfarbe aufweisen, nicht nur bei den verschiedenen Arten, sondern auch innerhalb jeder Art selbst. So können sich z. B. die Wölfe eines einzigen Wurfs an Temperament, und äußerer Erscheinung grundlegend voneinander unterschieden. Diese Vielfalt beruht auf einem überaus großen Erbgutbestand und ist der Grund dafür, dass sich die Hundeartigen über die ganze Erde verbreiten und in den verschiedensten Lebensräumen bestehen konnten. Der Mensch machte sich diese große Variabilität zunutze für seine Zuchtversuche beim Haushund, von dem heute über vierhundert Rassen existieren, in Deutschland allein etwa einhundert.
In der frühen Jungsteinzeit, als sich der Ackerbau von Asien bis Europa verbreitete, gab es bereits mehrere Hunderassen. Die eine, von der man Reste in Nordeuropa fand, ähnelte den Huskies, die vielleicht von ihr abstammen. Eine zweite Rasse, die um die Siedlungen an den Schweizer Seen lebte, war ein kleiner Haushund, der möglicherweise zum Vorfahren der Spitze wurde. Ein unweit von Moskau gefundenes Skelett ähnelt dem der heutigen Dingos in Australien, und Knochenreste aus dem Rheintal haben Ähnlichkeit mit einem Schäferhundskelett.
Zu Beginn der Geschichtsschreibung un der Tierdarstellung in der Bildenden Kunst lebten bereits Hunde, die von unseren heutigen Rassen kaum zu unterscheiden sind. Viele Rassen sind von den tierliebenden Ägyptern bekannt, darunter Terrier, Vorstehhund, Windhund und Mastiff, eine Doggenart. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich die Windhunde, wie sie auf sechstausend Jahre alten Schieferplatten zu sehen sind. Von einigen Pharaonen weiß man, dass sie zahlreiche Hunde in Zwingern hielten, auch damals sicher ein teueres Vergnügen. Lieblingshunde wurden meist mumifiziert und ihren Besitzern mit ins Grab gegeben.
Trotz der gewaltigen Unterschiede in Aussehen und Temperament erkennen sich Hunde jeder Rasse ohne weiteres als Artgenossen. Das hat zwei Gründe, die auf den Urahn Wolf zurückgehen: Der ausgezeichnete Geruchssinn und gewisse Bewegungsmuster, die jeder Hund versteht. Dazu gehören das Schwanzwedeln als Ausdruck freudiger Erregtheit, das dorhende Knurren und das Einzeihen des Schwanzes bei Angst. Wie der Wolf grenzen auch Hunde ihr Revier mit Geruchsmarken ab, und es bedarf einer sorgfältigen Erzeihung, um den Drang des Haushundes in dieser Hinsicht etwas einzuschränken. Läufige Hündinnen scheiden einen scharf riechenden Harn ab, der von jedem Rüden sofort erkannt wird.
Wenn Hunde verwildern, dann entwickeln ihre Jungen die gleiche soziale Struktur wie Jungwölfe im Rudel. Sie bleiben auch später dem ranghöchsten Tier treu und gehorchen ihm. Werden solche Welpen früh getrennt und kommen in menschliche Obhut, übertragen sie diese Treue und Anhänglichkeit auf den Menschen. Ein so kluges, anschlußbedürftiges Tier wie der Hund beobachtet genau jeden Schritt und Tritt seines Herrn und hat sogar ein unglaublich feines Gespür für unsere Absichten. So merkt er es schnell, wenn man sich über ihn lustig macht und ist für ein freundliches Wort seines Herrn stets empfänglich; er leidet, wenn dieser abwesend ist und begrüßt ihn stürmisch beim Wiedersehen. Die Redewendund vom Hund als »bester Freund des Menschen« verdeutlicht sehr gut die wichtige Rolle, die der Hund in unserem Leben spielt.
Als Folge der Domestikation hat sich der Fortpflanzungszyklus des Hundes geändert, so dass er jetzt viel mehr Nachkommen zur Welt bringt als der Wolf. Die Jungen sind bei der Geburt blind, taub und völlig hilfslos, erst nach 14 Tagen öffnen sich die Augen. Mit sechs Wochen kann man schon die ersten Sozialkontakte zu den Geschwistern, aber auch zum Menschen feststellen. Isoliert aufwachsende Welpen erleiden irreparable Schäden in ihrem sozialen Verhalten. Weil junge Hunde zwischen der sechstne und zwölften Woche am empfänglichsten und zugänglichsten sind, ist es sinnvoll, schon in dieser Zeit mit der Dressur zu beginnen. Auch für Hunde gilt das Sprichwort »Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr« – zumindest geht das Lernen später schwerer.
Neben der Biologie des Hundes behandelt die Ausstellung im Haus der Natur die Ausbildung von Hunden für spezielle Aufgaben als Lawinenhunde, Spürhunde für Drogewn, Blindenhunde und Therapiehunde. Aber auch Degenerationserscheinungen durch Überzüchtung wie Glenkleiden werden nicht verschwiegen. Ein eigenes Kapitel ist dem Hund als Arbeitstier gewidmet. So lieferten in Salzburg bis ins 20. Jahrhundert Hundefuhrwerke Milch und andere Güter aus, wofür die Hundehalter einen amtlichen ERlaubnisschein benötigten. Andernorts führten Hunde ein wahres Hundeleben im Laufrad oder auf dem Laufband (Hundegöpel), um etwa das Rührwerk eines Butterfasses anzutreiben. Künstlerische Hundedarstellungen aus verschiedenen Ländern und Epochen zeugen von der weiten Verbreitung und der Beliebtheit des Hundes – von den Felsbildern in der Sahara bi szu römischen Hundeterrakotten vom Bürglstein in Salzburg. Die Ausstellung schließt mit Bildern von Hundegräbern, Zeichen der Verehrung und Dankbarkeit des Menschen für seinen Begleiter und treuen Freund über den Tod hinaus.
JB
28/2003