Wasser, Holz, Salz und Eisen
Rolle des Wassers beim Bergbau am Beispiel des Erzabbaus in der Schmelz
Grundlage des Bergbaus am Kienberg bei Inzell, der vom 16. bis ins 19. Jahrhundert betrieben wurde, waren die Galmei- und Bleivorkommen im Berg. Diese Erzeinlagerungen entstanden während der Auffaltung der Alpen im Zeitalter des Tertiär. Hier wurden die Algen- und Korallenablagerungen des Meeresbodens, der zuvor unsere Landschaft bedeckte, durch den Druck der afrikanischen Erdplatte hochgedrückt und gefaltet, wodurch über die Jahre hin unter großem Druck Wettersteinkalk, dessen Schichten erzführend sind, entstand. Durch die Wasserzirkulation im Berg wurden die einzelnen Erzpartikel des Kalkes gelöst und an anderer Stelle in so genannten »Nestern« angehäuft. Diese Akkumulation in Erznestern führte dazu, dass der Abbau sich sehr schwierig gestaltete, da er stets starken Ertragsschwankungen unterworfen war aufgrund der geringen Erzkonzentration zwischen den Nestern. Somit spielte das Element Wasser bereits bei der Erzentstehung eine herausragende Rolle.
Seit 1636 wurde der Bergbau am Kienberg kommerziell betrieben und im Laufe der Jahre ausgedehnt, trotz schlechterer Phasen während der Kriege. Vor allem während des österreichischen Erbfolgekrieg wurde die Anlage 1704 von feindlichen Truppen sehr beschädigt und das Schmelzgebäude zerstört. Die Zeche war anfangs von 1636 bis 1660 in Privatbesitz und ging dann in den Besitz des Kurfürsten über. Es entwickelte sich das Revier des Ewigen Ganges mit gewaltigen Stollen, die bis zu 100 Meter in den Berg ragten. Jedoch schon 1672 gestaltete sich der Bergbau sehr kümmerlich, so Dr. Jäger in einem Beitrag im Traunsteiner Heimatbuch, und wurde 1674 für einige Jahre an den Kaufmann Pezoli verpachtet. Pezoli errichtete neue Stollen und das Bergwerk erlebte ein Blütezeit. Er beschäftigte 1681 knapp 100 Mann und förderte pro Woche 37 Tonnen Bleierz. Aufgrund dieser Erfolge musste er das Bergwerk wieder an den Kurfürsten abtreten, der sich erhoffte, große Gewinne mit den Zechen zu erzielen. Jedoch wurde die Ausbeute geringer, weil das Erznest bereits ausgebeutet war und das Werk wurde ab 1691 ein »Zuschussbetrieb«. Große Grubenunglücke blieben den Inzeller Bergknappen erspart, dennoch wurde ihnen die Gewalt des Wassers im Josephsstollen 1702 beinahe zum Verhängnis, als in den unteren Stollen Wasser einbrach und die Bergleute den Wassermassen gerade noch entkommen konnten. Wassereinbrüche stellten vor allem im vorindustriellen Bergbau eine große Gefahr dar, weil die schon vorhandenen Wasserpumpen noch nicht technisch ausgereift waren.
Nachdem das Erz aus dem lehmigen und tonigen Gestein herausgebrochen war, wurde es in Säckchen und Trögen ins Tal geschleppt, denn erst viel später wurden Karren auf Gleisen eingesetzt, welche den Transport erleichterten und verbilligten. Am Schmelzbach im Tal angekommen, musste das Erz erst noch in einem aufwändigen Waschverfahren gereinigt werden. Hierbei wurde das verschmutzte Erz in Kisten, die am Boden aus Eisengittern waren, geschaufelt. Diese Holzkisten waren im Bach dem Wasserfluss ausgesetzt und somit wurde das Erz auf diese Weise gründlichst gesäubert. Schon Georg Agricola beschrieb in seinem Werk »De re metallica« im 16. Jahrhundert, dass »das Wasser den tauben Sand in den Bach reißt«. Problematisch hierbei war nur, dass das Wasser des Gebirgsbaches mit dem anorganischen Material vor allem des Bleierzes nachhaltig verschmutzt wurde. Aber ohne diesen Säuberungsakt wäre das Schmelzen der Erze kaum möglich gewesen und somit ist hierbei das Wasser von großer Bedeutung.
Die Verhüttung des Bleierzes war seit 1650 auch direkt an der Bergsohle, in der heutigen »Schmelz« bei Inzell, durch den Bau eines Schmelzwerkes möglich. Das Galmei wurde jedoch nach Rosenheim gebracht, um dort zu Messing weiterverarbeitet zu werden. Das Werk am Kienberg konnte an diesem Ort errichtet werden, da die geographischen Gegebenheiten dies zunächst zuließen. Der Schmelzbach lieferte anfangs ausreichend Wasser, um die Schmelzbälge, die dem Feuer die notwendige Luft zuführten, mittels Wasserräder anzutreiben und aus den umliegenden Wäldern konnte das nötige Holz zur Befeuerung des Schmelzofens herangeschafft werden. Jedoch musste bereits 1686 der Schmelzbetrieb vorübergehend eingestellt werden, da der Schmelzbach zu wenig Wasser führte. Ein weiteres Problem der Schmelze war in dieser Zeit, dass die Arbeiter schlecht ausgebildet waren und die Metallausbeute anfangs nur bei 35 Prozent lag. Zusätzlich waren die Kosten sehr hoch, da für den Schmelzprozess Kupferschlacke zugeführt werden musste, welche extra aus Kössen herangeschafft wurde. Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts unter österreichischer Regie gestaltete sich der Betrieb wirtschaftlicher, da erfahrene Bergleute aus Ungarn und Tirol eingesetzt und neue Schmelzverfahren entwickelt wurden. So arbeiteten 1713 abermals knapp 100 Mann in den Stollen. Nach dieser kurzzeitigen kaiserlich-österreichischer Herrschaft wurde im Jahre 1714 nach Friedensschluss mit den Habsburgern wieder der bayerische Kurfürst Max Emanuel Eigner des Betriebes. Aufgrund eines wirtschaftlichen Niedergangs geriet das Werk bereits 1714 in Zahlungsunfähigkeit und es wurden immer weniger Knappen beschäftigt, da auch die Zahl der Erzanbrüche stetig zurückging. Endgültig wurde der Bergwerksbetrieb im Jahre 1826 eingestellt.
Während der gesamten Betriebszeit des Bergwerkes war das Element Wasser aber nicht nur beim Abbau des Erzes und im Schmelzprozess wichtig, sondern auch beim Transport von herausragender Bedeutung. So wurde das schwere Inzeller Blei bereits im 16. Jahrhundert mit Plätten auf der Salzach und dem Inn nach Passau geschifft und dort weiterverkauft.
Wasser war also vor allem im vorindustriellen Bergbau von essentieller Bedeutung, denn nur durch dieses Element war der Bergbau überhaupt möglich.
HB/MD
Literaturverzeichnis:
Agricola, Georg: De re metallica libri XII. (= Ausgewählte Werke VIII). Neudruck Berlin (Ost) 1974
Gumppenberg, Franz Freiherr von: Kriegs-Ereignisse bei dem Blei- und Galmey-Bergwerk am Rauschenberg, Landgerichts Traunstein, im Jahre 1742 während des österreichischen Successions-Krieges. In: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte. Bd. 8. München 1847, S. 237-243
Jaeger: Über den Bergbau in früheren Jahrhunderten. In: Heimatbuch des Landkreises Traunstein. Bd. IV. Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Gewerbe, Schulwesen. o. O., o. J.
Kotter, Alfred: Ressourcen-Knappheit als Motiv staatlichen Handelns. Umweltgeschichtliche Untersuchungen zur Holzversorgung aus den Wäldern des Salzmaieramtes Traunstein (1619 – 1791/98). Ruhpolding 1998
Priesner, Claus: Bayerisches Messing. Franz Matthias Ellmayrs »Mößing-Werkh AO. 1780«. Studien zur Geschichte, Technologie und zum sozialen Umfeld der Messingerzeugung im vorindustriellen Bayern. (= Boethius. Texte und Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik und der Naturwissenschaften BD. 38). Stuttgart 1997
Reiser, Karl: Geschichte des Blei- und Galmei-Bergwerks am Rauschenberg und Staufen in Oberbayern. (= Beilage zum vierten Jahresbericht der Kgl. Luitpold-Kreisrealschule in München 1894/95). München 1895
52/2003
Seit 1636 wurde der Bergbau am Kienberg kommerziell betrieben und im Laufe der Jahre ausgedehnt, trotz schlechterer Phasen während der Kriege. Vor allem während des österreichischen Erbfolgekrieg wurde die Anlage 1704 von feindlichen Truppen sehr beschädigt und das Schmelzgebäude zerstört. Die Zeche war anfangs von 1636 bis 1660 in Privatbesitz und ging dann in den Besitz des Kurfürsten über. Es entwickelte sich das Revier des Ewigen Ganges mit gewaltigen Stollen, die bis zu 100 Meter in den Berg ragten. Jedoch schon 1672 gestaltete sich der Bergbau sehr kümmerlich, so Dr. Jäger in einem Beitrag im Traunsteiner Heimatbuch, und wurde 1674 für einige Jahre an den Kaufmann Pezoli verpachtet. Pezoli errichtete neue Stollen und das Bergwerk erlebte ein Blütezeit. Er beschäftigte 1681 knapp 100 Mann und förderte pro Woche 37 Tonnen Bleierz. Aufgrund dieser Erfolge musste er das Bergwerk wieder an den Kurfürsten abtreten, der sich erhoffte, große Gewinne mit den Zechen zu erzielen. Jedoch wurde die Ausbeute geringer, weil das Erznest bereits ausgebeutet war und das Werk wurde ab 1691 ein »Zuschussbetrieb«. Große Grubenunglücke blieben den Inzeller Bergknappen erspart, dennoch wurde ihnen die Gewalt des Wassers im Josephsstollen 1702 beinahe zum Verhängnis, als in den unteren Stollen Wasser einbrach und die Bergleute den Wassermassen gerade noch entkommen konnten. Wassereinbrüche stellten vor allem im vorindustriellen Bergbau eine große Gefahr dar, weil die schon vorhandenen Wasserpumpen noch nicht technisch ausgereift waren.
Nachdem das Erz aus dem lehmigen und tonigen Gestein herausgebrochen war, wurde es in Säckchen und Trögen ins Tal geschleppt, denn erst viel später wurden Karren auf Gleisen eingesetzt, welche den Transport erleichterten und verbilligten. Am Schmelzbach im Tal angekommen, musste das Erz erst noch in einem aufwändigen Waschverfahren gereinigt werden. Hierbei wurde das verschmutzte Erz in Kisten, die am Boden aus Eisengittern waren, geschaufelt. Diese Holzkisten waren im Bach dem Wasserfluss ausgesetzt und somit wurde das Erz auf diese Weise gründlichst gesäubert. Schon Georg Agricola beschrieb in seinem Werk »De re metallica« im 16. Jahrhundert, dass »das Wasser den tauben Sand in den Bach reißt«. Problematisch hierbei war nur, dass das Wasser des Gebirgsbaches mit dem anorganischen Material vor allem des Bleierzes nachhaltig verschmutzt wurde. Aber ohne diesen Säuberungsakt wäre das Schmelzen der Erze kaum möglich gewesen und somit ist hierbei das Wasser von großer Bedeutung.
Die Verhüttung des Bleierzes war seit 1650 auch direkt an der Bergsohle, in der heutigen »Schmelz« bei Inzell, durch den Bau eines Schmelzwerkes möglich. Das Galmei wurde jedoch nach Rosenheim gebracht, um dort zu Messing weiterverarbeitet zu werden. Das Werk am Kienberg konnte an diesem Ort errichtet werden, da die geographischen Gegebenheiten dies zunächst zuließen. Der Schmelzbach lieferte anfangs ausreichend Wasser, um die Schmelzbälge, die dem Feuer die notwendige Luft zuführten, mittels Wasserräder anzutreiben und aus den umliegenden Wäldern konnte das nötige Holz zur Befeuerung des Schmelzofens herangeschafft werden. Jedoch musste bereits 1686 der Schmelzbetrieb vorübergehend eingestellt werden, da der Schmelzbach zu wenig Wasser führte. Ein weiteres Problem der Schmelze war in dieser Zeit, dass die Arbeiter schlecht ausgebildet waren und die Metallausbeute anfangs nur bei 35 Prozent lag. Zusätzlich waren die Kosten sehr hoch, da für den Schmelzprozess Kupferschlacke zugeführt werden musste, welche extra aus Kössen herangeschafft wurde. Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts unter österreichischer Regie gestaltete sich der Betrieb wirtschaftlicher, da erfahrene Bergleute aus Ungarn und Tirol eingesetzt und neue Schmelzverfahren entwickelt wurden. So arbeiteten 1713 abermals knapp 100 Mann in den Stollen. Nach dieser kurzzeitigen kaiserlich-österreichischer Herrschaft wurde im Jahre 1714 nach Friedensschluss mit den Habsburgern wieder der bayerische Kurfürst Max Emanuel Eigner des Betriebes. Aufgrund eines wirtschaftlichen Niedergangs geriet das Werk bereits 1714 in Zahlungsunfähigkeit und es wurden immer weniger Knappen beschäftigt, da auch die Zahl der Erzanbrüche stetig zurückging. Endgültig wurde der Bergwerksbetrieb im Jahre 1826 eingestellt.
Während der gesamten Betriebszeit des Bergwerkes war das Element Wasser aber nicht nur beim Abbau des Erzes und im Schmelzprozess wichtig, sondern auch beim Transport von herausragender Bedeutung. So wurde das schwere Inzeller Blei bereits im 16. Jahrhundert mit Plätten auf der Salzach und dem Inn nach Passau geschifft und dort weiterverkauft.
Wasser war also vor allem im vorindustriellen Bergbau von essentieller Bedeutung, denn nur durch dieses Element war der Bergbau überhaupt möglich.
HB/MD
Literaturverzeichnis:
Agricola, Georg: De re metallica libri XII. (= Ausgewählte Werke VIII). Neudruck Berlin (Ost) 1974
Gumppenberg, Franz Freiherr von: Kriegs-Ereignisse bei dem Blei- und Galmey-Bergwerk am Rauschenberg, Landgerichts Traunstein, im Jahre 1742 während des österreichischen Successions-Krieges. In: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte. Bd. 8. München 1847, S. 237-243
Jaeger: Über den Bergbau in früheren Jahrhunderten. In: Heimatbuch des Landkreises Traunstein. Bd. IV. Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Gewerbe, Schulwesen. o. O., o. J.
Kotter, Alfred: Ressourcen-Knappheit als Motiv staatlichen Handelns. Umweltgeschichtliche Untersuchungen zur Holzversorgung aus den Wäldern des Salzmaieramtes Traunstein (1619 – 1791/98). Ruhpolding 1998
Priesner, Claus: Bayerisches Messing. Franz Matthias Ellmayrs »Mößing-Werkh AO. 1780«. Studien zur Geschichte, Technologie und zum sozialen Umfeld der Messingerzeugung im vorindustriellen Bayern. (= Boethius. Texte und Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik und der Naturwissenschaften BD. 38). Stuttgart 1997
Reiser, Karl: Geschichte des Blei- und Galmei-Bergwerks am Rauschenberg und Staufen in Oberbayern. (= Beilage zum vierten Jahresbericht der Kgl. Luitpold-Kreisrealschule in München 1894/95). München 1895
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