Jahrgang 2003 Nummer 47

Wasser, Holz, Salz und Eisen

Das Triftwesen am Beispiel Traunsteins

Am 15. Juni 1896 fand in Traunstein die letzte Trift statt; die ein Jahr zuvor eröffnete Bahn nach Ruhpolding beendete eine jahrhundertelange Tradition. Der Holztransport auf dem Wasser begann 1619 mit der Eröffnung der Soleleitung Reichenhall - Traunstein und dem Salinenbetrieb in Traunstein.

Durch die Trift konnte den Salinen auf günstige und schnelle Art und Weise das erforderliche Brennmaterial für die Gewinnung von Siedesalz zur Verfügung gestellt werden. Doch nicht alle Bäche beziehungsweise Flüsse waren so genannte »Selbstwasser« das heißt von Anfang an für die Trift geeignet. Bei ungeeigneten Wasserläufen, so genannten Klausbächen, musste erst die Triftfläche verbaut werden, damit ein Anriss des Ufers oder das Anlanden von Holz am Ufer verhindert werden konnte. Auch konnte man so den Verlust von Wasser eindämmen. Da selbst in seichten Flüssen ausreichend Wasserkraft zum Fortbewegen des Holzes vorhanden sein musste, wurden Klausen (auch Schwellwerke) errichtet, die die aufgestauten Wassermengen im richtigen Moment freilassen konnten. Die Klausen wurden meist unterhalb natürlicher Bachbetterweiterungen in Felsschluchten gebaut, da man sie dort in festes Gestein verankern konnte. Man unterteilt die Klausen in Hauptklausen und in Nebenklausen. Die Hauptklausen waren meist feste, aus Stein errichtete Wehre, während die Nebenklausen aus Holz waren und sich hauptsächlich an Nebenbächen befanden. In der Regel wurde nur zwei bis drei Schuh (ein Schuh = 29,6 cm) langes Holz getriftet, einerseits um Schäden an den Triftanlagen zu vermeiden, andererseits damit sich das Holz im Wasser ungehindert drehen konnte. Das verwendete Holz war hauptsächlich Fichten- oder Tannenholz, da dieses im Gegensatz zu Buchenholz besser schwamm und nicht so schnell versandete. Die Trift fand ein bis zweimal im Jahr statt. Die erste Trift war meist im April, da die Flüsse nach der Schneeschmelze viel Wasser führten. Die zweite Trift fand im Sommer statt, wenn die Pegel der Flüsse nach schweren Gewittern wieder anschwollen.

Für die Saline Traunstein wurden jährlich 18 000 bis 20 000 Klafter Holz getriftet, was mit einem erheblichen Arbeitsaufwand verbunden war. Holzmeister, das waren selbstständige Unternehmer und größere Bauern, fällten zusammen mit ihren Knechten das Holz und beförderten es zum jeweiligen Triftwasser. Die Holzmeister wurden nach je 100 Klafter bezahlt, zum Teil in Geld, zum Teil in Korn und Weizen. Die Entlohnung der Knechte erfolgte durch die Holzmeister. Während der Trift wurde das Holz durch Hutposten bewacht, die die Öffnungen der Haupt- und Nebenklausen koordinierten und die reale Menge Holz mit den Aufzeichnungen über die veranschlagte Holzmenge verglichen. Außerdem wurden sie dort eingesetzt, wo das Holz an Sandbänken oder Ufern hängen bleiben und so zu Schäden an den Triftanlagen oder Stauungen (»Füchse«) führen konnte. Bei Stauungen des Holzes mussten sie das verkeilte Holz wieder lösen. Dies war eine sehr gefährliche Arbeit, da sich gelöstes Holz rasch wieder fortbewegte und den unvorsichtigen Arbeiter mitreißen konnte. Die ordnungsgemäße Durchführung der Trift wurde von den Triftmeistern überwacht. Wegen ihrer langen Arbeitswege mussten sie beritten sein. Für den Unterhalt des Pferdes wurden sie entlohnt. Bei ihrer Arbeit trugen sie einen Triftmeisterstab, der als Maßstab zum Messen des Holzes benutzt wurde. Das Ansehen der Triftmeister machte den Stab zum Ehrensymbol. Vor Beginn der Trift wurden die Gewässer und die Triftanlagen von den zuständigen Beamten, den Revierförstern und den Triftbaupolieren, kontrolliert. Ihre Aufgabe bestand darin, das Bachbett zu reinigen.

Das Holz, das die Saline Traunstein bezog, kam vor allem aus den Wäldern um Ruhpolding und Inzell aber auch aus dem Unkner Heuthal. Die Trift nach Traunstein dauerte etwa sechs Stunden, während die längste Triftstrecke von der Fischbachklause (Tirol bei Winkelmoos) bis nach Traunstein über acht Stunden dauerte.

In der Traunsteiner Au wurde dann das angeschwemmte Holz durch einen 360 Meter langen Triftrechen, zwischen Grießmeisterhaus (oberhalb der Nepomuckkapelle) und der Siegsdorfer Straße aufgefangen und über Kanäle auf die acht Holzfelder der Au verteilt. Nach dem Trocknen war das Holz fertig um als Brennholz für die Saline benutzt zu werden. Noch heute erinnern Traunsteiner Straßenbezeichnungen wie »Am Rechen«, »Rechenstiege« und »Triftweg« an den erst 1910 abgebrochenen Triftrechen und an die Trift.

DO/MS

Quellen:
Renate Weber: Situationsplan der kurfürstlich Traunsteinischen Triftbäche und ihrer Verwehrungen. In: Manfred Treml, Reinhard Riepertinger, Evamaria Brockhoff (Hrsg.): Salz Macht Geschichte Katalog. Augsburg 1995, Seite 188.
Renate Weber: Triftmeisterstab. In: Manfred Treml, Reinhard Riepertinger, Evamaria Brockhoff (Hrsg.): Salz Macht Geschichte Katalog. Augsburg 1995, Seite 189 bis 190.
Franz Brosinger: Das Wald- und Triftwesen in den bayerischen Salinenwäldern. In: Manfred Treml, Wolfgang Jahn, Evamaria Brockhoff (Hrsg.): Salz Macht Geschichte Aufsätze. Augsburg 1995, Seite 198 bis 201.
Karl Filser: Flößerei auf Bayerns Flüssen. München 1991.
Forstverwaltung Bayerns. München 1861 (Stadtarchiv Seite 482).
Beschreibung der Traunsteinischen Salinen Triftbäche (Stadtarchiv TS Seite 500).



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