Jahrgang 2007 Nummer 42

Vor 60 Jahren läuteten Haslach’s Kirchenglocken wieder

Am Kirchweihsonntag 1947 ertönte vom Turm wieder festliches Geläute

Die drei Haslacher Glocken vor dem Abtransport 1942.

Die drei Haslacher Glocken vor dem Abtransport 1942.
Abnahme der Glocken vom Turm 1942.

Abnahme der Glocken vom Turm 1942.
Am 17. April 1942 wurden zum großen Leidwesen der Haslacher Pfarrgemeinde drei Glocken durch die Firma Hohlneicher Siegsdorf, im Auftrag der Reichsmetallstelle Berlin - Kreishandwerkerschaft Traunstein, abgenommen.

Nach 222-jährigem Verweilen auf dem Haslacher Kirchenturm, sollten nun auch sie, die trotz ihres Alters und künstlerischen Wertes, nun dem zweiten Weltkrieg zum Opfer fallen. Betroffen war die große Frauenglocke: C-Gruppe mit einem Durchmesser von 125 cm, 1115 kg, Ton es; die Angelusglocke (zwölf-Uhr-Glocke): B-Gruppe, Durchmesser 105 cm, 720 kg, Ton f; und die Sterbeglocke: B-Gruppe, Durchmesser 80 cm, 310 kg, Ton c. Gegossen wurden die Glocken 1720 bei Langenegger und Brust in München. Die Glocken kamen nach Hamburg zum Einschmelzen für Kriegsmaterial (Kanonen usw.). Bei einem einstündigen Geläute nahm damals die Pfarrei Haslach mit schweren Herzen Abschied von ihren Glocken.

Als der Krieg zu Ende war, schickte die Pfarrei Haslach im April 1946 den Zimmermeister Josef Wernberger nach Hamburg zur Glockensuche. Gerüchte besagten, dass damals in Hamburg-Wilhelmsburg an die 20 000 Glocken gelagert sind. Es gelang Wernberger tatsächlich die Haslacher Glocken ausfindig zu machen, aber der Abtransport wurde von der englischen Militärregierung nicht genehmigt. Schwierig war auch die Suche bei dieser großen Menge an Glocken, da diese vierfach übereinander geschichtet waren.

Die Haslacher Glocken blieben nur deshalb erhalten, weil sie wegen ihres Alters in die Klasse B eingestuft waren. Zur Einschmelzung dieser Klasse kam es nicht mehr, da 1943 das Schmelzwerk bereits durch die Bombardierung der Engländer zerstört war. Man konnte weiterhin feststellen, dass sämtliche A-Glocken ab 1800 des Landkreises Traunstein bereits eingeschmolzen waren. Auch die noch aufgefundenen B-Glocken vor 1800 wurden aufgezeichnet und den einzelnen Pfarreien mitgeteilt. Es handelte sich meistens um kleine Glocken von Filialkirchen und Kapellen.

Die Pfarrei Haslach war damals in der glücklichen Lage, alle ihre Glocken noch vorhanden zu wissen. Durch die gute Freundschaft des damaligen Haslacher Pfarrers Josef Stitzl mit dem Musikdirigent Eugen Jochum, war es diesem möglich, die Freigabe der Glocken bei der englischen Militärregierung zu bewirken.

Wie sehr sich die Haslacher über die Wiederauffindung der Glocken freuten, zeigte die Tatsache, dass freiwillig innerhalb einer kurzen Zeit ein Glockenfond von 8 400 RM gespendet wurde. Dieser Betrag sollte für die Restaurierung der 12er-Glocke, sowie zur Anschaffung einer elektrischen Turmuhr, die schon im Februar 1945 bestellt war, verwendet werden.

In Verbindung mit der Pfarrei St. Oswald in Traunstein, brachte man die große Glocke am 3. Juli 1947 zurück. Die zwei kleineren Glocken wurden am 4. August 1947 heimgebracht. Am 12. Oktober dieses Jahres wurden die drei wiederheimgekehrten Glocken in einer abendlichen Feier unter großer freudiger Anteilnahme der Pfarrangehörigen benediziert und wieder ihrem eigentlichen Zweck zurückgeführt. Am Kirchweihsonntag vor 60 Jahren ertönte zur Freude aller Haslacher Pfarrangehörigen vom Turm herab wieder festliches Geläute.

Ein Kuriosum sei noch erwähnt: Bei der Ablieferung der Glocken 1942 hatten die übereifrigen Monteure auch die Glockenschwengel mitgenommen. Diese Eisenschwengel sind irgendwo liegengeblieben. In der Nachkriegszeit war es nicht möglich, sofort neue Schwengel zu beschaffen. Aber mit Gottes Hilfe erfuhr man, dass ein Bäckermeister von Hammerau ein ganzes Lager von Glockenschwengel gesammelt hatte. Wohl oder übel mussten die drei Dinger, auf dem sogenannten schwarzen Markt, von dort erworben werden. Aber diese Schwengel passten nicht zur Glockengröße. Erst ein Glockengießer von Erding konnte ihnen das nötige Gewicht geben.

Beim unsachgemäßen Transport oder Lagerung der Glocken ist ein Teil des Randes der Angelusglocke weggebrochen. Derzeit ist eine großangelegte Sanierung der Haslacher Glocken und des Glockenstuhles in Planung, um dem Geläute wieder zu alter Schönheit und Klang zu verhelfen.

Karl Rosenegger



42/2007