Vor 225 Jahren kam Therese von Bayern zur Welt
Noch heute erinnert das Oktoberfest an ihre Vermählung mit Kronprinz Ludwig


Erzogen wurde Therese im evangelisch-lutherischen Glauben. Ihre Jugendjahre verbrachte die Prinzessin in einem kultivierten und liberalen Zuhause, das trotz der Schwierigkeiten der elterlichen Ehe von einem liebevollen Familienleben mit sich nahestehenden Geschwistern geprägt war.
Ursprünglich stand Therese auf einer Liste mit Prinzessinnen, die sich Napoleon 1809 hatte zusammenstellen lassen, um als selbsternannter Kaiser in ein altes europäisches Fürstenhaus einzuheiraten. Allerdings kam ihm Kronprinz Ludwig von Bayern zuvor. Am 12. Februar 1810 erfolgte die Verlobung in Hildburghausen, während sich Ludwigs Eltern in Paris aufhielten. Spätestens beim Verlobungsball, so kann man dem regen Briefverkehr von Braut und Bräutigam entnehmen, schien sich der leicht entflammbare Ludwig vollends in Therese verliebt zu haben. Die von ihm gewünschte, schnelle Eheschließung verzögerte sich jedoch, da noch ein detaillierter Ehevertrag ausgehandelt werden musste, was hauptsächlich in der verschiedenen Konfession der Verlobten und dem Unwillen Thereses zum Glaubenswechsel begründet war.
Zur feierlichen Anwerbung der Braut erschien der bayerische Gesandte Freiherr Karl Ludwig von Keßling in Hildburghausen. Am 23. Juni 1810 erfolgte die offizielle Werbung bei Hof und Therese erhielt als Brautgeschenk ein mit Brillanten besetztes Porträt des Bräutigams. Die Prinzessin reiste mit ihren Eltern und ihrer Schwester am 6. Oktober nach München ab. Die Reise ging über Bamberg, wo der Empfang durch Herzog Wilhelm in Bayern stattfand, nach Regensburg, wo die Familie mit Kanonendonner begrüßt wurde und in St. Emmeram bei Thereses Tante Therese Mathilde Fürstin von Thurn und Taxis weilte.
Am Morgen des 12. Oktober 1810 beging die königliche Familie die Namenstagsfeier König Maximilians I. in der St. Michaelskirche. Am Abend wurden Ludwig und Therese in der Hofkapelle der Residenz in München getraut. Die Vermählung war die erste Fürstenhochzeit in München seit 1722. Das erst vier Jahre alte Königreich Bayern hatte Gelegenheit, sich im Laufe des fünf Tage dauernden, aufwändig betriebenen Hochzeitsfestes glänzend zu präsentieren.
Die Feierlichkeiten begannen am 13. Oktober auf dem Max-Joseph-Platz. Die Stadt wurde beleuchtet, Volksfest, Oper mit freiem Eintritt, musikalische Akademie, Schauspiel und Ball schlossen sich an. Auf der Fläche vor dem Sendlinger Tor fand anlässlich der Hochzeit am 17. Oktober ein großes Pferderennen der National- Gardekavallerie statt. Das Areal wurde zu Ehren der Kronprinzessin »Theresenwiese« genannt. Ein Jahr später wiederholte man die Feierlichkeiten, und seitdem findet auf der heutigen Theresienwiese das alljährliche Oktoberfest statt.
Nach der Ernennung des Kronprinzen zum Generalgouverneur des Innund Salzachkreises residierte das Paar in Innsbruck und auf Schloss Mirabell in Salzburg. Therese bevorzugte Salzburg, wo auch ihr Sohn Otto zur Welt kam. Am Jahrestag der Völkerschlacht 1814 organisierte sie eine Armenspeisung und wurde Patronin des »Frauen-Vereins Salzburg«. Nachdem der Kreis 1816 an Österreich gefallen war, bezogen Ludwig und Therese die Residenz in Würzburg. Zeitweise lebten sie auch auf Schloss Johannisburg in Aschaffenburg. Den Sommer verbrachten die Eheleute in Bad Brückenau. Häufig nahm das als attraktiv geltende Kronprinzenpaar gemeinsam öffentliche Termine wahr.
In ihrer Kronprinzessinnenzeit brachte Therese sieben ihrer neun Kinder zur Welt, darunter auch den Erbprinzen Max Joseph, der auf ausdrücklichen Wunsch ihres Schwiegervaters in München geboren wurde.
1813 und 1815 war Therese in ihre Heimatstadt gereist. 1815 besuchte sie mit ihrer Mutter Freiherr Christian Truchseß von Wetzhausen auf Bettenburg, einen engen Freund der herzoglichen Familie in Hildburghausen und Pate des Prinzen Eduard. Beim Empfang der Gäste hatte Truchseß, zur Bestürzung der bayerischen Entourage, die rangniedrigere Mutter Charlotte zuerst in die Burg führen wollen, die dies mit Verweis auf ihre Tochter ablehnte. Der Truchseß erwiderte darauf: »Hoheit wollen gnädigst verzeihen, solange die Burg hier steht, hat zu allen Zeiten die Mutter den Vortritt vor der Tochter gehabt.« Therese rettete die Situation geschickt, indem sie den anderen Arm des Freiherrn ergriff und man zu dritt durchs Burgtor ging.
Ebenfalls im Jahr 1815 weilte Ludwig mit seinen Eltern beim Wiener Kongress. Die mit Otto hochschwangere Therese blieb in Salzburg. Ohne politische Aufgabe gab sich der Kronprinz jeglichen Vergnügungen hin und sprang in seinem Umgang mit Frauen in Wien »von Blüte zu Blüte«.
Am 13. Oktober 1825 starb König Maximilian I. Joseph. Somit wurden Ludwig und Therese König und Königin von Bayern. Ein Gemälde von Joseph Karl Stieler zeigt Therese im Krönungsornat. Sie trägt darauf die Krone der bayerischen Königin. Das vorgesetzte Diadem stammt aus der Werkstatt des Juweliers Nitot, der auch die Kaiserkrone Napoleons I. sowie die Insignien der Joséphine de Beauharnais gefertigt hat; das Ornat ist ebenfalls an das der französischen Kaiserin angelehnt.
1827 stiftete Therese den Theresienorden, den vornehmsten Damenorden in Bayern, der sich die Armenversorgung zum Ziel setzte. Die Königin, die sich immer der Wohlfahrt gewidmet hatte und in deren Ausgabenlisten häufig Aufwendungen für Arme, Witwen, Waisen und Hospitäler enthalten sind, war Protektorin zahlreicher sozialer Vereine und Gesellschaften. Von Bedeutung war ihr Engagement im »Frauenverein für Kleinkinderbewahranstalten«. Mit einer der Gründerinnen, Auguste Escherich, einer einfachen Frau aus dem Volk, verband sie ein freundschaftliches Verhältnis. Für den Umgang mit ihr hatte sie die Erlaubnis des Königs einzuholen. Bei einem Besuch im Haushalt von Auguste Escherich bekannte die Königin, noch nie eine Küche gesehen zu haben, und musste sich in dem Gebrauch von Töpfen und Pfannen unterweisen lassen.
Therese duldete viele Eskapaden ihres Ehemannes, der ein äußerst aktives erotisches Temperament besaß. Da sich Ludwigs Liebesleben weitgehend in der Öffentlichkeit abspielte, brachte Thereses Verhalten ihr in der Bevölkerung und auch an den ausländischen Höfen Bewunderung ein. Als der König 1831 seine italienische Geliebte Marianna Marquesa Florenzi an den bayerischen Hof einlud, verließ sie demonstrativ München und reiste nach Hildburghausen. Später scheint sie mit Marianna Florenzi ihren Frieden gemacht zu haben, die Marquesa hatte Therese über Ludwig gar ein Medikament gegen ihr Augenleiden überbringen lassen, welches sie auch gebrauchte. Bei der 1846 begonnenen Affäre mit Lola Montez war dies allerdings nicht so. Die sonst duldsame Therese reagierte auf das Verhältnis mit der »Spanierin« angespannt und brachte Diplomaten in Verlegenheit, indem sie im Theater und an der Tafel, für die Öffentlichkeit gut sichtbar, ihrem Gemahl fernblieb. Die Verleihung des Theresienordens an die Mätresse lehnte sie strikt ab. Der König ärgerte sich über die »Kälte und Sprachlosigkeit« der Königin, die auch die neuen Minister einschloss. Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und seine Frau Elisabeth, Ludwigs Halbschwester, die dessen Benehmen »entsetzlich« fand, nahmen Abstand von einer nach Bayern geplanten Reise, um dem König nicht begegnen zu müssen.
Nach der Ausweisung der Montez am 11. Februar 1848 stand Therese allerdings wieder loyal zu Ludwig. Nachdem er die »Märzproklamation« unterschrieben hatte und den Jubel des Volkes entgegennahm, sagte er seiner neben ihm stehenden Frau: »Sie schreien hoch und erniedrigen mich.« Am 19. März 1848 dankte Ludwig I. wegen der Lola-Montez-Affäre zugunsten seines Sohnes Maximilian ab.
Therese starb am 26. Oktober 1854 an der Cholera, nachdem sie in München an einem Dankgottesdienst für das Ende einer Epidemie in München teilgenommen hatte, bei der 9000 Opfer zu beklagen waren. König Ludwig schrieb an seinen Sohn Otto am 4. November: »Lieber Otto, Du hast die beste Mutter, ich die beste Frau verloren! […] Innerhalb zwölf Stunden noch ohne Lebensgefahr und tot! […] Sanft wie Deiner Mutter Leben war ihr Sterben, schmerzlos schlummerte sie hinüber […] nach 44-jähriger Ehe, in der sie mir immer lieber und lieber wurde, ihrer Fürtrefflichkeit wegen.« In ihrem 26-seitigen Testament hatte Therese Ludwig, der sie um 14 Jahre überlebte, mit liebevollen Worten bedacht. Am ersten Jahrestag ihres Todes verfasste Ludwig das Sonett »An meine verklärte Therese«. Seiner Schwiegertochter Amalie schrieb er: »Habe den Thron […] Eltern und Geschwister verloren, aber was ist das alles gegen den Verlust meiner Lebensgefährtin!!«
Zunächst wurde Therese in der Fürstengruft der Theatinerkirche bestattet. Ludwig nahm an der Beisetzung seiner evangelischen Gemahlin nicht teil; Erzbischof Karl August von Reisach hatte die Abhaltung der Trauerfeierlichkeiten verweigert. Der Umgang der katholischen Kirche mit der Bestattung einer evangelischen Königin hatte bereits bei Königin Karoline im Jahr 1841 zu einem Eklat geführt, dem sich Ludwig vermutlich nicht erneut aussetzen wollte. Als einziger Bundesfürst war Herzog Ernst von Sachsen-Altenburg erschienen, um Abschied von seiner Tante zu nehmen.
1857 wurde Thereses Sarg in der Abtei St. Bonifaz beigesetzt, die Ludwig 1856 zur Grablege des Königshauses bestimmt hatte. Der Grundstein der Abtei war 1835 anlässlich von Ludwigs und Thereses Silberhochzeit gelegt worden. Die Verbringung des Herzens der evangelischen Königin in die Gnadenkapelle von Altötting unterblieb, dieses wurde in einer Urne ebenfalls in St. Bonifaz beigesetzt. Ebenso wurde Thereses Zinksarg unter den Sarkophag ihres Mannes in eine eigene Gruft überführt.
Im Jahr 2002 wurde Therese aus ihrem Sarg neben ihren Mann in einen Marmorsarkophag umgebettet und erfuhr eine späte Rehabilitation. Der evangelische Landesbischof Johannes Friedrich und Altabt Odilo Lechner segneten am 11. November 2002 das Grab unter Anwesenheit von Mitgliedern des Hauses Wittelsbach, darunter auch Franz Herzog von Bayern.
27/2017