Vom Bauernhof zum Wirtshaus
Der Alpengasthof Hochberg im Wandel der Zeit




Auf dem Hochberg wurden im Mittelalter drei Höfe genannt: Der Urbanhof (Alpengasthof), der Huberhof (heute Haus Rappl) und das Ertlgütl. Dieses kleine Anwesen kam 1670 zum Huberhof und wurde um 1870 abgebrochen.
Der Urbanhof oder heutige Alpengasthof, gehörte im Mittelalter grundherrschaftlich zur Magensreiterischen Gutsverwaltung Teising. Ende des 18. Jahrhunderts kam der Hof grundherrschaftlich und gerichtlich zur Berchenischen Patrimonalverwaltung Schedling und Heretsham.
Die Bezeichnung Urban dürfte vom Namen »Erban« herkommen, der um 1351 als Zeuge in einer Rotter Urkunde erwähnt ist. Dieser Erban aus dem Geschlecht der Traunstorfer war im Besitz des Urbanhofes auf dem Hochberg.
Um 1553 erwähnte man in den Traunsteiner Gerichtsliteralien als Lehensinhaber auf dem Hof einen »Andre am Perg« mit einem Lehen. Um 1600 werden die Bauersleute Sebastian und Margarete Urban »ob den Lenzensperg« erwähnt. Im Juni 1625 starb Margarete Urban, Frau des Sebastian Urban. Einige Jahrzehnte später führen die Haslacher Taufbücher in den Jahren 1658 und 1664 als Lehensinhaber die Bauersleute Georg und Barbara Plosener am Urbanhof auf.
In der Gerichtsbeschreibung der Magensreiterischen Landsassenbauern von 1678 wird als Lehensinhaber ein Hans Obinger auf dem Hochberg mit ein halbes Lehen genannt. 1719 starb die alte Urbanin und Austragsbäuerin Maria Obinger, Frau des Hans Obinger.
Um 1700/10 verehelichte sich die Tochter Salome Obinger mit Christoph Stöger, unbekannter Herkunft. 1747 übernahm die Tochter Margarethe Stöger den elterlichen Hof und verehelichte sich mit dem Hellnbauerssohn Michael Kollbrenner von Höll (Hochberg). 1774 überging das Urbananwesen an den Sohn Franz Kollbrenner und an seine Frau Maria, geborene Schwaiger, eine Bauerstochter von Königswiesen. Aber schon 1783 (25. 06.) starb die junge Urbanbäuerin mit 38 Jahren (Sterbebuch Pfarrei Haslach). Zwei Monate später, am 25. 8. d. J., verehelichte sich der Witwer Franz Kollbrenner in zweiter Ehe mit Gertraud Harrwacher von Frauenstätt. 1796 (17. 7.) starb auch die zweite Frau mit 40 Jahren. Franz Kollbrenner starb 1814 als Austragsbauer (Sterbebuch Pfarrei Haslach).
Nach dem Tod der zweiten Ehefrau überging das Anwesen – 1797 – an die Tochter aus erster Ehe Elisabeth Kollbrenner und an den Bräutigam, den Bauerssohn Michael Kalsperger von Büchling, Gemeinde Haslach. 1810 reichten die Urbanbauersleute Kalsperger an Groß- (Getreide) und Kleinzehent (Flachs): zwei Drittel dem Tanzhauser zu Eisenärzt und ein Drittel dem Pfarrer zu Haslach. An Stift gaben sie im Jahre 1800 an die Berchenische Patrimonalverwaltung Schedling und Heretsham für den Kleinund Küchendienst an Geld 15 fl 50 kr.
1809 (4. 10.) starb die Urbanbäuerin Elisabeth Kalsperger mit 30 Jahren bei der Geburt ihres siebten Kindes. Im Vertragsbrief vom 27. 4. 1810 heißt es: »Michael Kalsberger – Der ein Viertel Urbanhof wurde auf Absterben des Eheweibes Elisabeth Kalsperger durch Vertrag mit den vorhandenen sechs Kindern mit Einrichtung, Vieh und Fahrniß um 950 fl 49 kr 1 hl übernommen. Das Laudeium wird auf 400 fl geschätzt«. 1810 (7. 5.) verehelichte sich der Witwer in zweiter Ehe mit der Bauerstochter Maria Burstaller von Hub.
Laut Rustikal- und Häusersteuerkataster von 1810 der Steuergemeinde Hochberg wurde der Hof als Einöde »Urban am Hochberg« bezeichnet. Der Hof bekam damals die Haus-Nr. 36 in der Gemeinde Hochberg. 1829 reichte der Urbanbauer Kalsperger dem Pfarrer zu Haslach einen Wachtlaib Brot und dem dortigen Mesner zwei Läutgarben an Getreide. Sie hatten auch Rechte, vor allem den Nutzanteil an der unverteilten Pfaffenwiese.
1839 starb der Urbanbauer Michael Kalsperger und die verwitwete Bäuerin übergab den Hof 1839 an den Sohn Joseph Kalsperger. Noch im gleichen Jahr verehelichte sich der junge Hofübernehmer mit der Fuchsenbauerstochter Therese Meisinger von Einham (Trauungsbuch der Pfarrei Haslach).
Das Gesetz vom 4. Juni 1848 beschloss die Aufhebung und Ablösung der Grundlasten. Der Hof wurde von der Grundherrschaft und Zehentpflicht befreit und in jährlichem Bodenzins abgelöst. Die Urbanbauersleute zahlten an die Hofmark Schedling 310 fl, an die Haslacher Kirche 85 fl und an den Tanzhauserbauer zu Eisenärzt 105 fl.
Nach dem Tod der Ehefrau Therese, heiratete der verwitwete Urbanbauer in zweiter Ehe die Bauerstochter Anna Bachmaier von Hofstetten bei Tittmoning. Im Urkataster von 1853 wurde der Urbanhof mit einem Zuhaus und einem Aussichtsturm aufgeführt. 1869 wurde der Hof abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt (Wohnhaus mit Stall und Stadel).
Im Oktober 1875 verkauften die Kalsperger ihren Hof um 20 000 fl an die Hintermüllers-Eheleute Georg und Maria Hasslberger von Traunstein. Schon im August d. J. stellte man ein Gesuch an die Gemeinde Hochberg um die Ausübung einer Gastwirtschaft im Haupt- und Nebengebäude, unter anderem heißt es in diesem Gesuch: »Zur Beherbergung von Fremden, Ausschank von geistigen Getränken, Verabreichung von Speisen, Kaffee und anderen warmen Getränken und Erfrischungen«. Dem Gesuch wurde seitens des Bezirksamtes Traunstein und der Gemeinde Hochberg zugestimmt.
1880 wurde das Gasthaus »Zur Warte«, wie man es Anfangs nannte, an Oswald Bayer verpachtet, jedoch der Gastbetrieb nur in den Sommermonaten ausgeführt. Von 1881 bis 1888 bewirtschaftete als Pächterin Elise Stadler von Grabenstätt das Urbananwesen mit Gastbetrieb.
1888 verkauften die Hasslberger den Besitz an den Bauerssohn Matthias Schmuck von Inzell und der Wirtstocher Gertraud Diesbacher von Mauthäusl.
1896 (24. 11.) verkaufte nach dem Tod der Ehefrau Gertraud, der Witwer Matthias Schmuck den Gasthof mit der Landwirtschaft um 30 000 Mark an den Gastwirt- und Metzgerssohn Karl Pirkl von Traunstein und seiner Braut Agnes Opacher, einer Bauerstocher von Freimann/Otting. Aber schon wenige Tage später, am 16. 12. 1896, starb Karl Pirkl mit 28 Jahren und die junge verwitwete Ehefrau verehelichte sich 1898 mit Josef Cronauer von Pfürten bei Mühldorf.
Im November 1900 verkauften die Cronauer den Hof mit der Gastwirtschaft an den Gastwirtssohn Karl Anselmi von Siegsdorf und seiner Frau Therese, geborene Ametsbichler, eine Braumeisterstochter von Attel bei Wasserburg. Nach dem früher Tod von Karl Anselmi, verehelichte sich die verwitwete Gasthofbesitzerin mit dem Bruder ihres verstorbenen Ehemannes Friedrich Anselmi. 1903 verkauften dieselben den Besitz an Roman und Franziska Schmidramsel von München. 1908 fiel das Stallgebäude mit Stadel dem Feuer zum Opfer.
Im September 1909 erwarben Josef Mörtl von Hellham bei Feichten und seine Braut Sophie Huber, eine Bauerstochter von Erschlecht, das Gasthaus mit dem neu erbauten Ökonimiegebäude durch Kauf. 1910 wurde der Gastwirtschaftsbetrieb an Peter und Maria Grabmüller von Obing verpachtet.
Im Juni 1911 ging der Besitz an die Holzleitners-Bauersleute Valentin und Maria Marchl vom Hochberg. Von 1911 bis 1920 wurde der Gasthof mehrmals verpachtet: 1911 an Josef Wimmer, 1912 an Johann Kurzeder von Moosham, 1913 an Johann Mayer von Hochburg/Ach, Bezirk Braunau und 1914 an Maria Märkl. Im Mai 1915 bis 1920 bewirtschaftete der Besitzer selbst mit seinen Töchtern Maria und Apollonia den Hof mit der Gastwirtschaft. 1920 hatte für kurze Zeit Siegmund und Ottilie Marchl die Gastwirtschaft in Pacht.
Im Herbst 1920 übergab Valentin Marchl den Besitz an die Tochter Maria und ihren Ehemann Franz Jahner, ein Bauerssohn von Siglberg/ Kammer. Ab November 1926 wurde die Gastwirtschaft wieder verpachtet: 1926 an Katharina Resch von Weiding, 1929 an Eduard Eder von Velden an der Vils, 1930 an Johann Gunzinger von Obing, 1932 an Katharina Mayer und 1936 an die Eheleute Siglreitmayer. Bis 1957 wurde der Gasthofbetrieb von den Besitzereheleuten Jahner ausgeführt.
1957 überging der Besitz an Sohn Franz Jahner und seiner Frau Elisabeth, geborene Helmberger, Reimertochter von Kammer. 1959 wurde der Saal und 1960 der Gasthof erweitert. 1988 wurde der landwirtschaftliche Betrieb eingestellt. 1992 starb Franz Jahner. Gleichen Jahres überging das Gasthaus an die Tochter Gabriele und Ehemann Alois Gruber von Hinterwelln, die heute im Besitz des Hochberger Alpengasthofes sind.
Karl Rosenegger
11/2014