Sprache für das Unaussprechliche
Die Glocken der Stadt Traunstein – Teil II

Die Benedikt-Glocke ist Teil des neuen Geläutes des Studienseminars St. Michael in Traunstein. Sie wurde in der Innsbrucker Glockengießerei Grassmayr gegossen und am 20. Juli 2006 von Friedrich Kardinal Wetter geweiht. Dabei entstand unser Bild (neben dem Kardinal der damalige Leiter des Studienseminars Thomas Frauenlob). Die Benedikt-Glocke ist ein Geschenk der Bürgerschaft Traunsteins an Papst Benedikt XVI. anlässlich dessen Ernennung zum Ehrenbürger von Traunstein. Der Papst wiederum stellte die Glocke »seinem Studienseminar, das er in jungen Jahren selbst besuchte und in das er auch später immer wieder zu Kurzurlauben kam, zur Verfügung.

Glocke mit neugotischem Fries im Turm des Waldfriedhofs.

Glockenaufzug Auferstehungskirche
Studienseminar St. Michael
Das jüngste Geläute Traunsteins und zugleich eines der schönsten der Region läutet seit dem Jahr 2006 vom Zwiebelturm der Michaelskirche auf der Wartberghöhe: Sechs Glocken mit den Tönen c2 d2 f2 g2 a2 c3. Zahlreiche Klangvarianten sind möglich. Das Geläute wurde – bis auf die drittkleinste g2 Glocke – bei der Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck gegossen. Es ist das erste Geläute dieser Provenienz in der Erzdiözese München und Freising. Die große Glocke ist die Benedikt-Glocke, die dem Heiligen Vater anlässlich der Übergabe der Traunsteiner Ehrenbürgerwürde geschenkt wurde. Der Papst schenkte sie an »sein« Studienseminar zurück. Ihre Inschrift lautet:
HUMANITAS CHRISTIANITAS LIBERALITAS BAVARICA – DIE BÜRGERSCHAFT VON TRAUNSTEIN ZUR ERINNERUNG AN PAPST BENEDIKT DEN XVI.
Das Gewicht der Glocke beträgt etwa 260 kg. Sie läutete 2006 anlässlich des Papstbesuches in Bayern zum Gottesdienst auf dem Münchner Messegelände und wurde dann an seinen endgültigen Platz im Seminarturm gebracht. In das neue Geläute wurde auch eine wertvolle Barockglocke von der ehemaligen Traunsteiner Klosterkirche aufgenommen: Sie wurde 1774 von Stöcher in Burghausen gegossen. Die neuen Glocken wurden so konzipiert, dass die alte Glocke integrierbar ist, jedoch nicht zwingend mitgeläutet werden muss. Somit erschallt seit dem September 2006 ein harmonischer Glockenchor über Stadt und Land, der den Charakter eines »Cymbelgeläutes« hat. Eine kleine Besonderheit ist auch der reizvolle Uhrschlag der Turmuhr.
Heilig Kreuz
Die moderne Heiligkreuzkirche in Traunstein ist derzeit die einzige Traunsteiner Pfarrkirche ohne Turm und Glocken. Der ursprünglich geplante Glockenturm wurde bisher nicht gebaut. Bis dato hört man hier provisorische »Tonbandglocken«. Versuche sind bisher leider gescheitert, ein echtes Geläute anzuschaffen. Ein neu zu errichtendes Turmgebäude wäre dabei wegen der erhöhten Lage der Kirche nicht zwingend notwendig. Die Hügellage würde den Glocken ohnehin weithin Gehör verschaffen. Es wäre an der Zeit, diese Glockenlücke zu schließen und das traurige Tonbandprovisorium zu ersetzen.
Auferstehungskirche
Bis 2005 befand sich im Turm der evangelischen Auferstehungskirche ein dreistimmiges Eisenhartgussgeläute, das musikalischen Ansprüchen jedoch nicht genügen konnte. Es wurde 1922 in Apolda gegossen. Schon 1963 gab es Versuche, ein neues, klangschönes Bronzegeläute anzuschaffen. Erst am 22. November 2004 erhielt die Glockengießerei Perner in Passau den Auftrag für drei neue Glocken in den Tönen fis1 gis1 h1. Am Fest Christi Himmelfahrt 2005 konnten die neuen, klangschönen Bronzeglocken geweiht werden. Sie sind in ökumenischer Gesinnung abgestimmt auf das Geläute der katholischen Oswaldkirche – und damit ein Spiegelbild des guten ökumenischen Miteinanders in der Stadt. Geplant ist für die nähere Zukunft die Vollendung des Geläutes mit einer Glocke im Ton cis2.
Waldfriedhof
Der markante Satteldachturm des Traunsteiner Waldfriedhofs birgt zwei kleine Bronzeglocken, wovon eine noch aus der Bauzeit der Anlage stammt: Eine Glocke von Rudolf Oberascher/München aus dem Jahre 1908 und eine von 1928. Die Glockenzier beschränkt sich auf neugotische Friese und Gießerinschriften. Das musikalisch eigenwillige, aber damit charakteristische Duett erklingt in der Tonfolge a2 und h2 bei Trauergottesdiensten und am Abend, um an die Verstorbenen zu erinnern. Die Glocken dienen auch als Schlagglocken für die Turmuhr.
Kammer
Erst im 19. Jahrhundert erhielt die Pfarrkirche in Kammer ihren neugotischen Spitzturm. Er birgt vier Bronzeglocken: Drei größere von Karl Czudnochowsky/Erding aus dem Jahr 1950 und eine kleine Totenglocke älteren Datums. Möglicherweise handelt es sich noch um eine Barockglocke von Paulus Kopp aus dem Jahre 1696. Die Tonfolge drei größeren Glocken ist e1 g1 h1.
Ehemalige Klosterkirche
Die ehemalige Klosterkirche birgt in ihrem neugotischen Dachreiterturm – der das Stadtbild prägt seit dem Jahr 2005 keine Glocken mehr. Die alte Barockglocke aus der Zeit der Kapuziner hängt heute im Turm des Studienseminars St. Michael, wo sie nun wieder in liturgischem Einsatz ist. Das Glöcklein hat nun schon eine weite Wegstrecke hinter sich: 1774 von Stöcher in Burghausen als Septimeglocke mit dem Ton g2 gegossen kam es für nur wenige Jahre in die Kapuzinerkirche, damals noch in ein bescheidenes Türmchen über dem Altarraum. Bei der Profanierung der Kirche durch den Staat im Jahre 1803 wurde auch die Glocke veräußert. Sie wurde wohl von einem Landwirt in der Surberger Gegend ersteigert, dem das Glöcklein scheinbar als Hausglocke diente. Als die Kapuzinerkirche im 19. Jahrhundert wieder die Aufgabe als Gotteshaus bekommen sollte kam glücklicherweise auch die Glocke als das letzte Relikt aus alten Tagen wieder in die Kirche zurück. Ende des 20. Jahrhunderts wurde die Kirche abermals profaniert und die immer noch erhaltene Kapuzinerglocke bekam wieder einen würdigen Platz im Studienseminar St. Michael. Somit befindet sich das Kapuzinerglöcklein heute bereits an seinem dritten Platz – hoffentlich nun einem dauerhaften!
Froschham
Im gut gesicherten Glockenturm der Froschhamer Kapelle nordöstlich von Kammer gelegen hängt eine wertvolle Barockglocke eines Glockengießers namens Jakob Lidl aus dem Jahre 1637, eine besondere Rarität. Es existieren nicht mehr allzu viele Stücke dieses in Salzburg tätigen Gießers. Das Glöcklein hing schon in der Vorgängerkirche, welche 1790 leider abgebrochen wurde. Danach kam die Glocke einige Jahre in die Nussdorfer Kirche bis sie nach 1838 wieder an ihren alten, angestammten Platz in die in kleinerer Form wieder errichtete Froschhamer Kapelle gebracht wurde. Glücklicherweise überdauerte sie beide Weltkriege.
Exkurs: Ettendorf
Die exponiert über der Stadt gelegene Kirche St. Vitus und Anna in Ettendorf gehört politisch zwar nicht zu Traunstein, ist jedoch eine Filiale der Stadtpfarrkirche St. Oswald. Daher soll an dieser Stelle ein kleiner Blick in den schönen Glockenturm gemacht werden. In ihm hängen drei Glocken in den Tönen gis1 h1 cis2. Die mittlere h1 Glocke ist noch barock und stammt vom Glockengießer J. M. Langenegger in München, der das Stück im Jahre 1726 gegossen hat. Vermutlich Czudnochowsky in Erding goss die beiden anderen Glocken, angeblich im Jahre 1945. Sollten sie tatsächlich aus diesem Jahr stammen, so wären sie ein äußerst seltenes Beispiel des Glockengusses aus der Zeit unmittelbar nach dem II. Weltkrieg und von hohem ideellen Wert. Eine Besichtigung der drei Glocken – was näheren Aufschluss über das genaue Alter geben würde – ist leider nur schwer möglich. Bis zum heutigen Tag werden diese Glocken von Hand geläutet und künden den Bürgern von frohen und traurigen Ereignissen.
Michael Mannhardt
Teil 1 in den Chiemgau-Blättern Nr. 10/2007
Verteilung der insgesamt 36 Traunsteiner Glocken nach Herkunft bzw. Gießer: EMBED MSGraph.Chart.8 /s herangezogene Literatur:
Brenninger, Die Glocken der kath. Kirchen im Landkreis Traunstein. Inventarisierung der Erzdiözese München und Freising 1995/97.
Mannhardt, Glockenlandschaft Salzburg (Die gegenwärtigen Glocken der Stadt und des Landes im Überblick) Diplomarbeit – Salzburg 2003.
Rosenegger, Geschichte der Pfarrei Haslach – 1963.
Seeanner, Die Glocken der Erzdiözese München und Freising. – München 1913.
11/2007
Das jüngste Geläute Traunsteins und zugleich eines der schönsten der Region läutet seit dem Jahr 2006 vom Zwiebelturm der Michaelskirche auf der Wartberghöhe: Sechs Glocken mit den Tönen c2 d2 f2 g2 a2 c3. Zahlreiche Klangvarianten sind möglich. Das Geläute wurde – bis auf die drittkleinste g2 Glocke – bei der Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck gegossen. Es ist das erste Geläute dieser Provenienz in der Erzdiözese München und Freising. Die große Glocke ist die Benedikt-Glocke, die dem Heiligen Vater anlässlich der Übergabe der Traunsteiner Ehrenbürgerwürde geschenkt wurde. Der Papst schenkte sie an »sein« Studienseminar zurück. Ihre Inschrift lautet:
HUMANITAS CHRISTIANITAS LIBERALITAS BAVARICA – DIE BÜRGERSCHAFT VON TRAUNSTEIN ZUR ERINNERUNG AN PAPST BENEDIKT DEN XVI.
Das Gewicht der Glocke beträgt etwa 260 kg. Sie läutete 2006 anlässlich des Papstbesuches in Bayern zum Gottesdienst auf dem Münchner Messegelände und wurde dann an seinen endgültigen Platz im Seminarturm gebracht. In das neue Geläute wurde auch eine wertvolle Barockglocke von der ehemaligen Traunsteiner Klosterkirche aufgenommen: Sie wurde 1774 von Stöcher in Burghausen gegossen. Die neuen Glocken wurden so konzipiert, dass die alte Glocke integrierbar ist, jedoch nicht zwingend mitgeläutet werden muss. Somit erschallt seit dem September 2006 ein harmonischer Glockenchor über Stadt und Land, der den Charakter eines »Cymbelgeläutes« hat. Eine kleine Besonderheit ist auch der reizvolle Uhrschlag der Turmuhr.
Heilig Kreuz
Die moderne Heiligkreuzkirche in Traunstein ist derzeit die einzige Traunsteiner Pfarrkirche ohne Turm und Glocken. Der ursprünglich geplante Glockenturm wurde bisher nicht gebaut. Bis dato hört man hier provisorische »Tonbandglocken«. Versuche sind bisher leider gescheitert, ein echtes Geläute anzuschaffen. Ein neu zu errichtendes Turmgebäude wäre dabei wegen der erhöhten Lage der Kirche nicht zwingend notwendig. Die Hügellage würde den Glocken ohnehin weithin Gehör verschaffen. Es wäre an der Zeit, diese Glockenlücke zu schließen und das traurige Tonbandprovisorium zu ersetzen.
Auferstehungskirche
Bis 2005 befand sich im Turm der evangelischen Auferstehungskirche ein dreistimmiges Eisenhartgussgeläute, das musikalischen Ansprüchen jedoch nicht genügen konnte. Es wurde 1922 in Apolda gegossen. Schon 1963 gab es Versuche, ein neues, klangschönes Bronzegeläute anzuschaffen. Erst am 22. November 2004 erhielt die Glockengießerei Perner in Passau den Auftrag für drei neue Glocken in den Tönen fis1 gis1 h1. Am Fest Christi Himmelfahrt 2005 konnten die neuen, klangschönen Bronzeglocken geweiht werden. Sie sind in ökumenischer Gesinnung abgestimmt auf das Geläute der katholischen Oswaldkirche – und damit ein Spiegelbild des guten ökumenischen Miteinanders in der Stadt. Geplant ist für die nähere Zukunft die Vollendung des Geläutes mit einer Glocke im Ton cis2.
Waldfriedhof
Der markante Satteldachturm des Traunsteiner Waldfriedhofs birgt zwei kleine Bronzeglocken, wovon eine noch aus der Bauzeit der Anlage stammt: Eine Glocke von Rudolf Oberascher/München aus dem Jahre 1908 und eine von 1928. Die Glockenzier beschränkt sich auf neugotische Friese und Gießerinschriften. Das musikalisch eigenwillige, aber damit charakteristische Duett erklingt in der Tonfolge a2 und h2 bei Trauergottesdiensten und am Abend, um an die Verstorbenen zu erinnern. Die Glocken dienen auch als Schlagglocken für die Turmuhr.
Kammer
Erst im 19. Jahrhundert erhielt die Pfarrkirche in Kammer ihren neugotischen Spitzturm. Er birgt vier Bronzeglocken: Drei größere von Karl Czudnochowsky/Erding aus dem Jahr 1950 und eine kleine Totenglocke älteren Datums. Möglicherweise handelt es sich noch um eine Barockglocke von Paulus Kopp aus dem Jahre 1696. Die Tonfolge drei größeren Glocken ist e1 g1 h1.
Ehemalige Klosterkirche
Die ehemalige Klosterkirche birgt in ihrem neugotischen Dachreiterturm – der das Stadtbild prägt seit dem Jahr 2005 keine Glocken mehr. Die alte Barockglocke aus der Zeit der Kapuziner hängt heute im Turm des Studienseminars St. Michael, wo sie nun wieder in liturgischem Einsatz ist. Das Glöcklein hat nun schon eine weite Wegstrecke hinter sich: 1774 von Stöcher in Burghausen als Septimeglocke mit dem Ton g2 gegossen kam es für nur wenige Jahre in die Kapuzinerkirche, damals noch in ein bescheidenes Türmchen über dem Altarraum. Bei der Profanierung der Kirche durch den Staat im Jahre 1803 wurde auch die Glocke veräußert. Sie wurde wohl von einem Landwirt in der Surberger Gegend ersteigert, dem das Glöcklein scheinbar als Hausglocke diente. Als die Kapuzinerkirche im 19. Jahrhundert wieder die Aufgabe als Gotteshaus bekommen sollte kam glücklicherweise auch die Glocke als das letzte Relikt aus alten Tagen wieder in die Kirche zurück. Ende des 20. Jahrhunderts wurde die Kirche abermals profaniert und die immer noch erhaltene Kapuzinerglocke bekam wieder einen würdigen Platz im Studienseminar St. Michael. Somit befindet sich das Kapuzinerglöcklein heute bereits an seinem dritten Platz – hoffentlich nun einem dauerhaften!
Froschham
Im gut gesicherten Glockenturm der Froschhamer Kapelle nordöstlich von Kammer gelegen hängt eine wertvolle Barockglocke eines Glockengießers namens Jakob Lidl aus dem Jahre 1637, eine besondere Rarität. Es existieren nicht mehr allzu viele Stücke dieses in Salzburg tätigen Gießers. Das Glöcklein hing schon in der Vorgängerkirche, welche 1790 leider abgebrochen wurde. Danach kam die Glocke einige Jahre in die Nussdorfer Kirche bis sie nach 1838 wieder an ihren alten, angestammten Platz in die in kleinerer Form wieder errichtete Froschhamer Kapelle gebracht wurde. Glücklicherweise überdauerte sie beide Weltkriege.
Exkurs: Ettendorf
Die exponiert über der Stadt gelegene Kirche St. Vitus und Anna in Ettendorf gehört politisch zwar nicht zu Traunstein, ist jedoch eine Filiale der Stadtpfarrkirche St. Oswald. Daher soll an dieser Stelle ein kleiner Blick in den schönen Glockenturm gemacht werden. In ihm hängen drei Glocken in den Tönen gis1 h1 cis2. Die mittlere h1 Glocke ist noch barock und stammt vom Glockengießer J. M. Langenegger in München, der das Stück im Jahre 1726 gegossen hat. Vermutlich Czudnochowsky in Erding goss die beiden anderen Glocken, angeblich im Jahre 1945. Sollten sie tatsächlich aus diesem Jahr stammen, so wären sie ein äußerst seltenes Beispiel des Glockengusses aus der Zeit unmittelbar nach dem II. Weltkrieg und von hohem ideellen Wert. Eine Besichtigung der drei Glocken – was näheren Aufschluss über das genaue Alter geben würde – ist leider nur schwer möglich. Bis zum heutigen Tag werden diese Glocken von Hand geläutet und künden den Bürgern von frohen und traurigen Ereignissen.
Michael Mannhardt
Teil 1 in den Chiemgau-Blättern Nr. 10/2007
Verteilung der insgesamt 36 Traunsteiner Glocken nach Herkunft bzw. Gießer: EMBED MSGraph.Chart.8 /s herangezogene Literatur:
Brenninger, Die Glocken der kath. Kirchen im Landkreis Traunstein. Inventarisierung der Erzdiözese München und Freising 1995/97.
Mannhardt, Glockenlandschaft Salzburg (Die gegenwärtigen Glocken der Stadt und des Landes im Überblick) Diplomarbeit – Salzburg 2003.
Rosenegger, Geschichte der Pfarrei Haslach – 1963.
Seeanner, Die Glocken der Erzdiözese München und Freising. – München 1913.
11/2007