Jahrgang 2013 Nummer 9

Seliger Heinrich, Suso, Dominikaner

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Heinrich Suso (Seuse) wurde 1280 zu Konstanz in Baden geboren. Er trat, 13 Jahre alt, daselbst in den Dominikanerorden. Die ewige Weisheit (Christus) stand ihm bei. Der Selige verehrte herzlichst die Mutter Gottes und betete gerne für die armen Seelen. Über alles ging ihm der heilige Name Jesus, den er mit einem spitzigen Eisen in die Gegend des Herzens unauslöschlich einzeichnete, wobei er viel Blut vergossen. Als Seelsorger war er besonders in Schwaben und im Elsass tätig und wurde einer der ersten Prediger seiner Zeit. Heinrich trug lange ein rauhes Cilicium und eine eiserne Kette um den Leib; dazu kamen oft blutige Geißlungen, hartes Lager und strenges Fasten. Es trafen ihn Verleumdungen, Verkennungen und Verfolgungen, die er geduldig ertrug und dadurch sich von Gott die Gabe erwarb, die Betrübten trösten zu können. Nach einem Leben voll von Arbeiten, Leiden und Kümmernissen wurde Heinrich zur ewigen Belohnung abgerufen am 25. Januar 1365 im Dominikanerkloster zu Ulm und im Kreuzgange bestattet. Bei Erhebung seines heiligen Leibes geschahen viele Wunder. Derselbe wurde aber leider wegen der Reformation in Ulm wieder vergraben und ist seitdem verborgen. Gott verherrlichte seinen frommen Diener im Leben und nach dem Tode durch zahlreiche Wunden, weshalb Papst Gregor XVI. seine Verehrung als Seligen 1831 bestätigte. Sein Verehrungstag ist der 2. März.

Lehre. Dem seligen Heinrich wurde geoffenbart, dass die echte Vollkommenheit nicht in äußerlichen Leiden, sondern in gänzlicher Entsagung des Gemütes bestehe, in welcher der Mensch in der Art sich selbst verleugne, dass er in allem sich wie ein Gestorbener verhalte; möge Gott ihm glückliche oder unglückliche Tage schicken, immer soll er heiteren und ruhigen Gemütes sein und keine Sache an sich, sondern in allen Dingen einzig die Ehre Gottes suchen. Deshalb aber dürfe er nicht ohne Leiden sein.

Gebet des Seligen. »Gnädigster, allmächtiger Vater, durch deine mit dir gleich ewige Weisheit, unsern Herrn Jesus Christus, bitte ich, du mögest deiner bedrängten Kirche zu Hilfe kommen und sie zum Frieden, zur Einigkeit und Ruhe zurückführen gemäß deiner höchsten Ehre und nach deinem Wohlgefallen«. Amen.

 

Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

9/2013