Jahrgang 2017 Nummer 2

Seliger Engelmar, Eremit und Martyrer

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Engelmar, Sohn einfacher Eltern in Bayern, hatte eine Vorliebe für das einsame Leben. Hierüber belehrt, baute er mit einem Gefährten im bayrischen Walde eine Klause. Er diente Gott durch eifriges Gebet und lebte von Handarbeit. Alle Umwohner achteten den frommen Eremiten sehr. Das ergrimmte den Neid seines Genossen – und vom Teufel überwunden, erschlug er den Gottesmann, während dieser betete; den Leichnam bedeckte er mit Schnee und Reisig. Dies geschah den 14. Januar 1100. Erst in der Woche nach Pfingsten fand ein Priester den unbeerdigten Leichnam des frommen Klausners und sorgte für dessen Begräbnis und für den Bau einer Kapelle über dem Grabe. Im Jahre 1188 wurde Engelmar selig gesprochen. Es ward eine herrliche Kirche erbaut; allmählich entstand die Ortschaft und Pfarrei Engelmar. Im Jahre 1717 wurde der Leib des Seligen in einem Glaskasten in der Kirche oberhalb des Tabernakels in sitzender Haltung und in rotsamtenem, goldgestickten Kleide zur Verehrung ausgestellt. Der selige Eremit und Martyrer wird als Schutzpatron gegen Viehseuchen und bei Gefahren für Feldfrüchte angerufen.

Lehre. Wie hässlich und unheilvoll ist doch der Neid! Gib demselben, o Christ! keinen Raum in deinem Herzen. Siehst du, dass andere eifriger und frömmer sind, als du, so beneide sie nicht, sondern suche sie nachzuahmen. Jemanden wegen der göttlichen Gnade missgünstig und neidig sein, ist sogar eine Sünde gegen den heiligen Geist.

Gebet. O seliger Engelmar, der du das Opfer des hässlichen Neides geworden bist, dafür aber den Ruhm eines Martyrers und die ewige Herrlichkeit erlangt hast: bitte für uns, dass wir den Versuchungen zum Neide festen Widerstand leisten, jedem das Seinige gönnen und an dem frommen Leben unserer Mitmenschen uns erfreuen und erbauen. Amen.


Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

2/2017