Selige Johanna Bonomi, Abtissin
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Maria wurde 1606 zu Asingo in Italien geboren. Nach vielen Bitten erhielt sie vom Vater die Erlaubnis, in das Kloster der Benediktinerinnen zu Bassano eintreten zu dürfen. Im Alter von 15 Jahren erhielt sie den Schleier nebst dem Namen Johanna (= begnadigt von Gott). Höhere Gnadengaben wurden ihr zuteil; auch fiel sie oft in Verzückung. Sie wurde zur Abtissin erwählt. Bei allen Arbeiten war Johanna in Gott gesammelt. Jede Beleidigung Gottes presste ihr die bittersten Tränen aus. Der Ruf von ihren Tugenden führte vornehme Personen zu ihrem Besuche herbei. Gott schickte ihr aber dafür harte Prüfungen und Leiden. Verkennungen, Verdächtigungen, Schmähungen und Lästerungen wurden ihr sogar von als fromm geltenden Personen reichlich zugefügt. Dazu kamen schmerzliche Krankheiten. Einen Ausschlag hatte sie drei Jahre zu ertragen, welcher wegen üblen Geruches um so peinlicher war. Es befiel sie auch eine große Seelenangst, sie möchte Gott missfallen und von ihm verlassen sein. Die Selige betete wie der liebe Heiland am Ölberge und erduldete alles in Ergebung. Der Herr schenkte ihr dann wieder erquickende Seelenruhe. Beim Sterben bat Johanna alle Mitschwestern wegen aller ihnen etwa gegebenen Ärgernisse und verursachten Mühen um Verzeihung und ging zur ewigen Ruhe ein am 22. Februar 1670 im 64. Lebensjahre. Bei Erhebung ihres heiligen Leibes 1736 erhielten am nämlichen Tage drei Kranke plötzlich ihre Gesundheit. Wegen dieser und anderer vielen Wunder wurde die gottselige Abtissin vom Papst Pius VI. 1783 selig gesprochen.
Lehre. Wurde die selige Johanna Bonomi aufgefordert, sie sollte doch diese Verdächtigungen nicht dulden, so lautete ihre Antwort: »Diese sind kostbare Schätze; lehret mich nur, sie am Fuße des Kreuzes niederzulegen, statt darüber zu zürnen«.
Gebet. O göttlicher Heiland Jesus Christus! gewähre uns den Beistand deiner Gnade, damit auch wir wie deine selige Dienerin Johanna alle Unbilden am Fuße deines Kreuzes niederlegen, für unsere Beleidiger beten und von dir belohnt werden. Amen.
Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
8/2014