Jahrgang 2007 Nummer 17

Seit 1917 wird das Fest Patrona Bavariae gefeiert

Bayern ist Marienland – auch in Traunstein mehrere Darstellungen

In der ehemaligen Friedhofskirche (später Kriegergedächtniskirche) St. Georg und Katharina befindet sich eine von fünf Figuren,

In der ehemaligen Friedhofskirche (später Kriegergedächtniskirche) St. Georg und Katharina befindet sich eine von fünf Figuren, beziehungsweise Bildern, welche beim Stadtbrand von 1704 völlig unversehrt aufgefunden wurden. Darunter diese Marienfigur mit Jesuskind auf dem rechten Arm der Muttergottes und beide, sowohl Kind als auch Mutter, gekrönt. Maria in ihrer Linken das Zepter.
Die 1732/33 von Wenzel Mirofsky geschaffene Patrona Bavariae in der St.-Oswald-Kirche.

Die 1732/33 von Wenzel Mirofsky geschaffene Patrona Bavariae in der St.-Oswald-Kirche.
Die 1891 von Josef Widmann gemalte Hausfassade an der Marien-Apotheke am Stadtplatz mit der Patrona Bavariae im Mittelpunkt.

Die 1891 von Josef Widmann gemalte Hausfassade an der Marien-Apotheke am Stadtplatz mit der Patrona Bavariae im Mittelpunkt.
So wie das Herz Bayerns bei Unserer Lieben Frau von Altötting schlägt, so befindet sich der geistliche und geographische Mittelpunkt Bayerns in München bei der Patrona Bavariae auf der Säule des Marienplatzes (von der aus beginnend in Bayern alle Entfernungen gemessen werden).

Die Mariensäule wurde am 7. November 1638 durch den Freisinger Bischof Veit Adam von Gepeckh eingeweiht. Sie ist von einer Marienstatue gekrönt, die vermutlich von Hubert Gerhard 1593 für das Grab Wilhelms V. geschaffen und bis 1613 für den Hochaltar der Münchner Frauenkirche verwendet wurde.

Herzog Maximilian I. von Bayern verlieh 1616 für Maria den Titel »Patrona Bavariae« und führte den 14. Mai als Festtag für das Königreich Bayern ein. Durch die nachvatikanische Neuordnung der Diözesankalender wurde er auf den 1. Mai vorverlegt.

Schon bei Marias allererster Erscheinung in grauer Vorzeit, von der die legendäre Tradition weiß, im Jahre 39, noch zu ihren Lebzeiten, als sie dem Apostel Jakobus am Ebrostrand in Spanien erschien, der dort mit seinen Gefährten ziemlich erfolglos missionierte, stand sie auf einer symbolischen Säule, von der aus sie den Apostel tröstete und ihm richtungweisende Worte hinterließ. Bis heute wird sie deshalb in der Ebrostadt Saragossa unter dem sinnvollen Titel »Unsere Liebe Frau von der Säule« angerufen. Es ist das älteste und berühmteste Marienheiligtum Spaniens und der ganzen spanisch-sprechenden Welt.

In Fatima stand sie erhöht auf einer Steineiche und mahnte (am 13. Oktober 1917, Tag der sechsten und letzten Erscheinung): »Die Menschen haben zuviel gesündigt und sollen von ihren Sünden ablassen!« Sie wies hin auf die Schäden, welche von der Sünde herrühren und nannte die Heilmittel – vor allem das tägliche Rosenkranzgebet.

In der Vorsehung Gottes gibt es keine Zufälle. Es fällt auf, dass Bayern einen Tag nach der ersten Erscheinung der Gottesmutter in Fatima am 13. Mai 1917 auf Anweisung des Papstes zum ersten Mal das Fest seiner Schutzherrin beging – einen Tag auch nachdem der spätere Papst Pius XII., Eugenio Maria Giuseppe Pacelli, die Bischofsweihe empfangen hatte, der später apostolischer Nuntius in Bayern wurde und als solcher mit der päpstlichen Friedensvermittlung betraut war. Diese innere Verbindung der Einsetzung Mariens als Patrona Bavariae mit Fatima wird im Weihegebet Bayerns an die Muttergottes ganz konkret zum Ausdruck gebracht, wenn es dort heißt: »Wir weihen uns Deinem Unbefleckten Herzen.« – Die letzte offizielle Erneuerung dieser Weihe fand vor genau 30 Jahren statt.

Bischof Dr. Dr. h.c. Rudolf Graber (1903-1992) ist auch die am 8.Mai 1977 letztmals stattgefundene Sternwallfahrt nach Altötting mit Großkundgebung anlässlich der 60. Wiederkehr des Hochfestes Patrona Bavariae zu verdanken. Seine Verehrung Mariens als Patrona Bavariae veranlasste ihn immer wieder auf die große Bedeutung des Patronats für Volk und Land der Bayern hinzuweisen.

Im selben Jahr, also 1977, bat unser Heiliger Vater nach seiner Bischofsweihe in München zu Füßen der Mariensäule die Patrona Bavariae um Schutz für das Land und das Erzbistum München und Freising.

Im Zeitalter der Reformation wurde die Heiligen- und insbesondere die Marienverehrung ein Kennzeichen des Katholischen. Es war Herzog (seit 1623 Kurfürst) Maximilian l. (1597-1651), der in dieser Zeit den entscheidenden Schritt tat, Maria in spezieller Weise als Patronin seines Landes zu proklamieren. In tiefer persönlicher Frömmigkeit fühlte er sich ganz als Diener Mariens, die er als die eigentliche Regentin seines Landes betrachtete. Im Dreißigjährigen Krieg legte Kurfürst Maximilian I. das Gelübde ab, ein »Gottgefälliges Werk« errichten zu lassen, falls München und Landshut vom Krieg verschont blieben. Die Stadt München wurde allerdings im Krieg durch schwedische Truppen besetzt, und die Heerführung verlangte die Zerstörung – auch als Vergeltung für die Zerstörung Magdeburgs. Trotzdem entschied in dieser für München gefährlichen Situation der schwedische König Gustav II. Adolf gegen seine Heerführung. Nachdem so beide Städte im Krieg verschont wurden – man sprach vom Wunder von München –, ließ Maximilian schließlich die Mariensäule auf dem Münchner Marienplatz errichten. Auf sein Gelübde und auf die Verehrung Mariens als Schutzpatronin Bayerns weist die Inschrift hin:

»Dem allergütigsten großen Gott, der jungfräulichen Gottesgebärerin, der gnädigen Herrin und hochmögenden Schutzfrau Bayerns hat wegen Erhaltung der Heimat, der Städte, des Heeres, seiner selbst, seines Hauses und seiner Hoffnungen dieses belibende Denkmal für die Nachkommen dankbar und demütig errichtet Maximilian, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Ober- und Niederbayern, des heiligen Römischen Reiches Erztruchseß und Kurfürst, unter ihren Dienern der letzte, im Jahr 1638.«

Bis ins Jahr 1773 führten jährlich am ersten Sonntag nach Allerheiligen Prozessionen zur Mariensäule. Im Rahmen der Säkularisation wurden öffentliche Litaneien an der Mariensäule 1803 verboten, 1854 jedoch wieder aufgenommen.

Der bayerische König Ludwig III. und seine Gemahlin Marie Therese wandten sich während des ersten Weltkriegs an Papst Benedikt XV. mit der Bitte, auch durch den päpstlichen Stuhl Maria zur Schutzpatronin Bayerns erklären zu lassen und ein bayerisches Marienfest zuzulassen. Papst Benedikt gewährte beide Bitten am 26. April 1916. Am 14. Mai 1916 wurde das Fest in München erstmals begangen, das Jahr darauf, 1917, in allen bayerischen Diözesen. Der heute gebräuchliche Termin – der 1. Mai – wurde 1970 eingeführt.

Papst Johannes Paul II. besuchte die Statue am 19. November 1980, sein Nachfolger Papst Benedikt XVI. begann seinen Heimatbesuch bei dieser Säule der Muttergottes, bei der »Patronia Bavariae«, mit der er sich schon seit vielen Jahren eng verbunden fühlt. Hier, an der Mariensäule, hat er seinen Dienst als Erzbischof von München begonnen. Das war 1977. Bei der Mariensäule verabschiedete er sich von der Heimat, als er 1982 als Präfekt der Glaubenskongregation nach Rom berufen wurde, um als oberster Hüter über die Reinheit des Glaubens und der Lehre zu wachen.

Am 9. September 2006 kehrte Joseph Ratzinger als Benedikt XVI. nach München zurück, um seine bayrische Heimat »im Glauben zu stärken« (vgl. Luk 22,32). Gleich bei der Ankunft auf dem Münchener Flughafen wies er hin auf die Mariensäule, die ein beredtes Zeugnis für die Treue Bayerns zum katholischen Glauben und zum Hl. Stuhl ist. Und dann auf dem Marienplatz angelangt, im Herzen Münchens vor der Säule: »Hier haben mich vor dreißig Jahren die Gläubigen mit großer Herzlichkeit aufgenommen (als neuen Bischof) und ich habe der Gottesmutter den Weg anvertraut, den ich nun zu gehen hatte, denn dieser Sprung vom Professorenstuhl zum Amt des Erzbischofs von München und Freising war gewaltig, und nur unter einem solchen Schutz und mit der spürbaren Liebe der Münchener und der Bayern konnte ich es wagen, diesen Dienst in der Nachfolge von Kardinal Döpfner zu übernehmen. Dann war es wieder so 1982. Hier habe ich Abschied genommen…«

Viele Darstellungen in Traunstein

Auch in Traunstein gibt es eine Vielzahl von Patrona-Bavariae-Darstellungen. Allein am Stadtplatz sind tatsächlich vier zu bewundern, entweder in figürlicher Darstellung oder als Gemälde. Zwei befinden sich in St. Oswald und die anderen beiden schräg links bzw. schräg rechts gegenüber dem Nordeingang der Kirche. In der Kirche, links des mächtigen Hauptaltars aus Tegernseer Marmor entdecken wir eine wunderschöne, prächtige Patrona Bavariae; geschaffen vom kurfürstlichen Hofkistler Wenzel Mirofsky von 1732/33.

Maria als Schutzfrau Bayerns wird – in Anlehnung an die apokalyptische Frau der Bibel (Offb 12,1) – auf der Mondsichel stehend dargestellt; manchmal auch mit dem Kranz aus zwölf Sternen um ihr Haupt. Sie ist stets gekrönt, hält ein Szepter in der Linken und auf ihrem rechten Arm das segnende Jesuskind.

Eine wahre Augenweide ist die wundervolle Figur an der Ecke Stadtplatz und Schaumburgerstraße in Höhe des ersten Stockwerkes. Auf einer Gedenktafel heißt es: »Mit Hilfe der Bewohner der Schrödlgasse, sowie vieler Bürger unserer Stadt, konnte die Patrona Bavariae 1984 auf ihren alten Platz zurückkehren.« Die Figur befand sich vorher in Unterwössen. Bei der Einweihung in der Schaumburgerstraße nahmen die Gebirgsschützen (seit 1471) teil, beschlossen bei der Gelegenheit die Wiedergründung der Traunsteiner Kompanie und tragen nun als Ausdruck der Verehrung auf der Armbinde ihrer Montur die Patrona Bavariae als Hoheitszeichen, nach dem Vorbild der Figur am Reiterhaus – Schaumburgerstraße. Dasselbe Motiv sieht man auf der ganz besonders schönen Fahne und Standarte.

Die schönste Stadthausfassade am Platz weist zweifellos die Marien-Apotheke auf. Im Mittelpunkt die Patrona Bavariae – gemalt von Josef Widmann 1891 (renoviert von H. Petersen, 1979).

Als im September 2006 die Papstmaschine auf dem Rückflug nach Rom einen Schwenker über Traunsteiner absolvierte, hatten die Besucher des Stadtplatzes gleichzeitig mit dem Flieger auch Bayerns Schutzpatronin im Blickfeld; nämlich an der östlichen Außenfassade von St. Oswald.

Mit auf den Weg nach Rom gaben die Gläubigen Papst Benedikt XVI. das wirkungsvolle Gebet:
Unter deinen Schutz und Schirm
fliehen wir, o Heilige Gottesgebärerin.
Verschmähe nicht unser Gebet
in unseren Nöten,
sondern erlöse uns jederzeit
von allen Gefahren,
o du glorwürdige und gebenedeite Jungfrau,
unsere Frau, unsere Mittlerin,
unsere Fürsprecherin.
Versöhne uns mit deinem Sohne,
empfiehl uns deinem Sohne,
stelle uns deinem Sohne vor.

Figur in St. Georg und Katharina

Nun noch zu einem besonderen Kleinod oder »Highlight« der Traunsteiner Sehenswürdigkeiten. In der ehemaligen Friedhofskirche (später Kriegergedächtniskirche) St. Georg und Katharina befindet sich eine von fünf Figuren, beziehungsweise Bildern, welche beim Stadtbrand von 1704 völlig unversehrt aufgefunden wurden. Eine Marienfigur mit Jesuskind auf dem rechten Arm der Muttergottes, beide, sowohl Kind als auch Mutter, gekrönt; das Zepter hält Maria in ihrer Linken.

Auf dem Mantel ihres Kleides sind zwei Jahreszahlen eingestickt. Am rechten unteren Mantelsaum: 1914 (Beginn des 1.Weltkrieges; Ende des 1.Weltkrieges war 1918), und am linken unteren Mantelsaum: 1917. Der Bezug zum Jahr 1917 könnte darin gesehen werden, dass der Freude über die Einführung des Festes Patrona Bavariae im selben Jahr Ausdruck verliehen werden sollte, oder (auch) um die sechsmaligen Erscheinungen der Mutter Gottes auf Erden, jeweils am 13. jeden Monats, beginnend am 13.Mai in Fatima (Portugal) im Jahr 1917 zu würdigen.

Durch diese Einkleidung der Gnadenfigur mit langem, silberfarbenem Kleid und Mantel, bestickt mit verschiedenen Symbolen (u.a. mittig platziert das Eiserne Kreuz; allerdings keine Stiftung der Krieger- und Soldatenkameradschaft) und Verzierungen, ähnelt sie deutlich der Altöttinger Gnadenfigur. Auch wurde ihr und dem Heiligen Kindl eine dunkelblonde Haarpracht gespendet, welche anfangs sicherlich zur Verschönerung beigetragen haben mag, aber mittlerweile im Laufe der Jahre, und wie mir scheinen will, auch durch unsachgemäße Manipulation, eher wirr und verunstaltend wirkt. Einen ungünstigen Einfluss wird zusätzlich die Feuchtigkeit des Gebäudes haben, denn das Kleid von Mutter und Kind befinden sich in einem sehr schlechten Zustand, nämlich stellenweise nahe der Auflösung. Ein neues Gwand für die früher besonders in Not- und Kriegszeiten, innig verehrte Gnadenstatue wäre das mindeste, um einen gewissen Grad an Würde wiederherzustellen. Eine Restaurierung der Figur, der dazugehörenden Schnitzarbeit und des Rahmens, in welchen dies alles eingefasst wurde, wäre wünschenswert und dringend nötig.

In einem Artikel von Georg Schierghofer aus einer Beilage des Traunsteiner Wochenblattes (heutiges Tagblatt) aus dem Jahr 1921 findet sich folgender Satz: »Das Bedürfnis, dass wir ihr (Anm.: der Gnadenfigur) Gedenken besonders hervorheben, ergibt sich von selbst, von selbst aber ergibt sich auch der Gedanke, dass wir uns hier an unseren Ritter Georg und an die in seiner Kirche verehrte Kriegsmuttergottes, die Patrona Bavariae, wenden, dass sie dies Gedächtniswerk für unsere neuen Heimathelden (Anm.: die Gefallenen des 1.Weltkrieges) schirme!«

Die Kirche St. Georg und Katharina ist ab Mai wieder zugänglich und zwar am 2., 3. und 4. Mittwoch jeden Monats zur Feier der Hl. Messe (sh. Kirchenanzeiger).

Gabriele M. Holz



17/2007