Prosit Neujahr!
Nach altem Brauch wünscht man sich viel Glück, Gesundheit und Erfolg


Im alten Rom begann ein neues Jahram1. März. Julius Caesar brach mit dieser Tradition und legte in seinem Julianischen Kalender im Jahre 45 vor Christus den Jahresanfang auf den 1. Januar. An diesem Tag betete man zum doppelgesichtigen Gott Janus und für das Wohlergehen des Staates.
Im Jahre 1691 entschied sich auch die Kirche durch Papst Innozenz XII. für den römischen Jahresbeginn. Lange Zeit hielt man sich aber noch an das frühere Datum für den Anfang eines neuen Jahres, das Fest Heilige Drei Könige (Epiphanie) am 6. Januar.
Seit alters her misst man dem Neujahrstag eine große Schicksalsbedeutung für das beginnende Jahr bei. Früher musste zu Neujahr das Haus gereinigt sein, da sonst das ganze Jahr keine Ordnung herrschte. Wer am Neujahrstag nieste, sollte lange leben. Reiner Aberglaube war auch die Vorstellung, dass fremder Besuch während des Mittagessens am Neujahrstag Unglück bedeutet. Nach altem Brauch, der besonders bei den Römern bekannt war, werden am Neujahrstag Glückwünsche ausgetauscht: Prosit Neujahr! Man wünscht sich viel Glück, Gesundheit und Erfolg.
»Das Neujahr abgewinnen!« zählt seit alters her zu den ersten Pflichten im neuen Jahr. Zuerst wünschen die Kinder allen in der Familie ein gutes neues Jahr. Bei Verwandten und Paten, beim Göd und bei der Godn, bekamen die Kinder für ihre Glückwünsche allerlei Geschenke. Belohnt mit kleinen Gaben wurden früher von den Bauern auch die Dienstboten, die Knechte und Mägde.
Dieser Brauch ist heute ausgestorben. Zum großen Geschenkefest ist bei uns Weihnachten geworden. An das Schenken zu Neujahr erinnert aber noch die weit verbreitete Sitte, all denen, deren Dienste wir das ganze Jahr in Anspruch nehmen, mit kleinen Geschenken zu danken: dem Briefträger, der Zeitungsfrau, dem Kaminkehrer, den Mülltonnenmännern.
Als es noch keine Sozialversicherung gab, nützten die Armen eines Ortes das Neujahrswünschen, um von den Begüterten beschenkt zu werden. Vielfach kam es zu regelrechten Heischegängen. Die armen Leute zogen von Haus zu Haus und erbettelten Geschenke. Ihre Glückwünsche formulierten sie dabei meist in einfachen Versen:
Wir setzen uns net nieder,
wir bleiben a net da,
wir wünschen nur zusammen
ein glückliches neues Jahr.
Da dieser Brauch in reine Bettelei ausartete, wurde er untersagt.
Altes Neujahrslied
In Gottes Namen wir anfah'n,
ein neues Jahr zu singen an,
ein neues Jahr, eine fröhliche Zeit,
ja, die uns Gott vom Himmel geit.
Es ist erst heut der achte Tag,
nachdem das Kind geboren war,
geborn aus Maria,
der Jungfrau rein,
das soll unser Erlöser sein.
Amen, amen, jetzt ist es gar.
Wir wünschen euch allen ein
neues Jahr.
Was wünsch'n wir euch
nach dieser Zeit?
Die ewige Glückseligkeit.
Albert Bichler
52/2022