Jahrgang 2003 Nummer 45

Päpste auf Münzen und Medaillen

Eine Ausstellung der Staatlichen Münzsammlung München

Johannes Paul II. (seit 1978), Medaille 2000, Silber.

Johannes Paul II. (seit 1978), Medaille 2000, Silber.
Das hätte sich der galiläische Fischer St. Petrus bestimmt nicht träumen lassen, dass seine Nachfolger einmal das nur den Staatsoberhäuptern zustehende Recht haben würden, eigene Münzen zu prägen. Und es hat immerhin sieben Jahrhunderte gedauert, bis es soweit war. Papst Hadrian I. (772 bis 795) war der erste Papst, der erstmals für sich das Münzrecht beansprucht und auch durchgesetzt hat.

Seitdem wurde die päpstliche Münzprägung kontinuierlich praktiziert, lediglich unterbrochen im Zeitraum von 980 bis 1294, als die Stadt Rom bzw. der römische Senat die Münzprägung an sich gezogen hatten, sowie von 1870 bis 1929, als der Kirchenstaat zerschlagen war und erst mit den Lateranverträgen wieder seine volle Souveränität erlangte.

Der Vatikan- oder Kirchenstaat (»Stato della Citta del Vaticano«) umfaßt heute eine Fläche von weniger als einem halben Quadratkilometer, dessen Oberhaupt im staatsrechtlichen Sinne der jeweilige Papst ist. Über den Vatikanstaat hinaus hat der Heilige Stuhl das volle Eigentumsrecht an den patriarchalbasiliken St. Johannes im lateran, Maria Maggiore und St. Paul, an dem päpstlichen Palast Casal Gandolfo und an den Palästen, in denen die Kurialbehörden untergebracht sind. Der Vatikanstaat hat den Charakter einer absoluten Wahlmonarchie die Person des Papstes gilt als heilig und unverletzlich.

Die geringe Auflagenhöhe der vom Vatikan geprägten Münzen macht die Stücke natürlich für die Sammler äußerst interessant. Das gilt auch für seine Euro-Münzen, die zum 1. Januar 2002 als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt wurden. Geprägt wurden sie von der italienischen Münze in Rom. Sie zeigen auf der Vorderseite ein Bild von Papst Johannes Paul II. Die vatikanischen Euromünzen gelangen praktisch nicht in den Umlauf, weil sie sofort von Sammlern vom Markt genommen werden. Kein Wunder, dass die Kursmünzensätze des Vatikans in kurzer zeit die teuersten Euro-Sätze überhaupt geworden sind.

Die Staatliche Münzsammlung in München verfügt über einen der weltweit bedeutendsten Bestand von Münzen des Kirhenstaats vom frühen 9. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Die wichtigsten Stücke wurden von König Ludwig I. erworben, der ein begeisterter Sammler war. Eine repräsentative Auswahl aus dieser kostbaren Sammlung ist bis 18. Januar im Ausstellungsraum in der Münchner Residenz zu besichtigen. Neben Münzen werden dabei auch päpstiliche Medaillen und Siegel gezeigt.

Das älteste Stück ist ein Bleisiegel von Papst Paschalis I., die älteste Papstmünze ein Silberdenar, den Papst Eugen II. prägen ließ. Das Begleitheft zur Ausstellung (10 Euro) enthält neben zahlreichen Abbildungen einen Abriß der Papstgeschichte, der die einzelnen Exponate in den jeweiligen historischen Kontext einreiht und erläutert.

»Die Päpste spiegeln das Menschsein wieder«, betont Dr. Gerd Stumpf, der Kurator der Ausstellung. »Es gab starke und schwache Persönlichkeiten auf dem Stuhl Petri, sittlich-moralich lautere und integre neben solchen mit verwerflichem Lebenswandel, die ihr Amt mißbrauchten; erinnert sei etwa an den über lange Zeit üblichen Nepotismus, der zu Vermehrung von Macht und Reichtum einzelner Familien praktiziert wurde. Letztendlich hat das Papsttum aber aller Krisen und Rückschläge dank starker Persönlichkeiten überwunden und überstanden.«

JB



45/2003