Ostern ist mit vielen traditionellen Bräuchen verbunden
Oascheim ein beliebtes Eierspiel – Österliche Leckerbissen – Georgiritt


Oascheim – Das Beliebte Eierspiel
Wie konnte man gewöhnliche Eier von »Ostereiern« unterscheiden? Man färbte die Ostereier rot ein, ganz im Sinne der Passion, symbolisch für das Blut Christi. Erst später kamen noch andere Farben für die Ostereier hinzu, wie ein Straßburger Handwerksmeister uns im 17. Jahrhundert berichtet: »Zu Ostern werden die Ostereyer grüen, gelb, roth, schwarz und blau und andere art geferbt«.
In der Barockzeit gab es noch eine Steigerung: Zu den Farben kamen Verzierungen hinzu. Von dem beliebten Brauch berichtet uns um 1700 auch der Pfarrer Andreas Strobl aus dem Salzachgau, wo es üblich ist, zu Ostern die Eier »zu zieren, zu schmücken, zu stücken, zu färben, zu vergulden, zu mahlen«.
Viele dieser kleinen Kunstwerke können wir noch in Heimatmuseen und Ausstellungen bewundern. Doch der Geschmack änderte sich: Die einst so geschätzten Verzierungen kamen im Lauf des 18. Jahrhunderts wieder aus der Mode ebenso wie christliche Embleme und erbauliche Eiersprüche. An ihre Stelle traten oftmals Glückwünsche und gereimte Liebesbezeugungen, zum Beispiel:
»Freundschaft hab ich dir versprochen und noch nie mein Wort gebrochen. Zum Zeichen meiner Treu schenk ich dir ein Osterey«.
Bemalte und verzierte Ostereier waren schon zur Barockzeit gern gegebene Geschenke, vor allem bei verliebten jungen Leuten, konnte man damit doch allseits Freude und Sympathie erwecken. Mit Ostereiern, zumal wenn sie bunt und schön verziert sind, konnte man schon immer viel Freude bereiten. Sie lockten auch zu einem Spiel, das heute weithin in Vergessenheit geraten ist. Es war ein sehr einfaches Spiel, bei dem zwei Kinder jeweils ihr Ei mit der Spitze so lange gegeneinander schlugen, bis eines zerbrach.
Wettkampfcharakter hatte auch ein anderes Eierspiel, in dem der Charakter von Ostern als Frühlingsfest deutlich hervortrat: Es ist das Eierrollen oder Eierwalgen, besser bekannt als »Oascheim«. Dabei ließ man über zwei eng aneinanderliegende, schief gestellte Holzstiele die Eier in das junge Gras rollen. Dabei versuchte jedes Kind das Ei eines Mitspielers, das bereits im Gras lag, zu treffen und anzupicken. Traf der Spieler ein fremdes Ei, so gehörte es ihm. Erhöht wurde der Reiz des Eierspiels noch, wenn auf dem fremden Ei eine Münze lag, die dann dem erfolgreichen »Scheiber« gehörte.
Damit schließt sich der Kreis um die Ostereier. Man freut sich an ihnen, sind sie doch ein Symbol der Auferstehung Christi aus dem Grab und ein Zeichen der Hoffnung auf neues Leben, gerade jetzt im Frühling. Ostereier haben eben ihren besonderen Wert. Darauf weist schon im 18. Jahrhundert ein Pfarrer aus Kissingen hin, wenn er schreibt: »Hühner-Ey seynd alle weiß, aber die Osterayer nicht, dann sie werden unterschiedlich gefärbt oder gemahlt ...«
Österliche Leckerbissen
Ganz im Gegensatz zu den kargen Wochen der Fastenzeit war früher der Ostertisch stets reich gedeckt. Eine Spezialität war in den Klöstern ein besonderes Gebäck: der Osterfladen. Grundlage dafür waren die vielen Eier, die die abhängigen Bauern abliefern mussten. Es wurden Fladen in großer Zahl gebacken, die man aber auch an Menschen verschenkte, die den Mönchen nahe standen. So lesen wir in einer Chronik aus dem Jahre 1493 aus dem Augustiner-Chorherrenstift Indersdorf: »An dem oster abent geben wir allen unsern diener und dienerin jedem ain fladen nach gewohnhait, genant die gesind- oder gemainfladen. Aber dem richter, kramer und obristen koch geben wir den herren fladen«. Je einen Fladen erhielten zudem der Bader und der Kürschner, die Zimmerleute und andere Handwerker.
Von Osterfladen, die sich stets großer Beliebtheit erfreuten, wird bereits im 16. Jahrhundert aus den Klöstern Ramsau, St. Mang in Füssen, Ensdorf in der Oberpfalz, Schäftlarn und aus dem Heilig-Geist-Spital in München berichtet.
Wie in den Klöstern verstand man es schon vor 500 Jahren in bürgerlichen Kreisen, das Osterfest mit Gaumengenüssen zu feiern. Was genau auf den Tisch kam, wissen wir aus dem kleinen Städtchen Volkach am Main, wo beim gemeinsamen Ostermahl des Rates »Lämlin, schunken, fladen und eyerkuchen« serviert wurden. Mit Fladen hat man sogar in zwei nahe gelegene Dörfer eine Prozession durchgeführt. Eine solche Fladenprozession führte auch auf eine Burg, wo auf Rechnung des Schlossbesitzers neben Wein, Brot und Kuhkäse auch Fladen verteilt wurden.
Der Osterfladen war auch dem Münchner Lorenz von Westenrieder, einem Geistlichen und aufgeklärten Historiker am Ende des 18. Jahrhunderts, eine Erwähnung wert, wenn er schreibt: »Sein Leibbrod welcher mit feinem, weißem Mehl und Eyern gebacken, und nebst einem geräucherten Fleisch, harten Eyern, Kreen und Salz am Ostersonntag in der Früh nach der Kirche getragen, vor dem gewöhnlichen Mittagsmahl aufgesetzt«.
Georg – Hoch verehrter Pferdepatron
Nach der Legende stammte Georg aus Kappadokien am Schwarzen Meer und kämpfte als Legionär für den römischen Kaiser. Da er Christ war, soll er um 300 unter Diokletian (284 bis 305) den Martertod gestorben sein. Sein Grab wird in Lod, einer kleinen Stadt in Israel, vermutet. Durch den englischen König und Kreuzritter Richard Löwenherz kam die Georgslegende im 12. Jahrhundert nach England, wo man Georg zum Patron des Königshauses machte. Am bekanntesten ist die mittelalterliche Legende vom Drachentöter, in der vorchristliche Mythen mitschwingen: Einst bedrohte in Libyen ein furchterregender Drache die Stadt Silena. Täglich mussten ihm die Bewohner zwei Schafe und später Menschen opfern. Als eines Tages das furchtbare Los auf die junge Königstochter fiel, tauchte am Ufer sogleich das Ungeheuer auf. Doch da erschien Georg als Rittersmann und tötete es mit seiner Lanze. Nun ließen sich der König, seine Tochter und alle Einwohner von Silena taufen. Wie in anderen ähnlichen Legenden verkörpert der Drache das Böse, das Unheimliche, das Dämonische, das durch den Glauben an Christus besiegt wird.
Die Verehrung des heiligen Georg gelangte von der Ostkirche in das Abendland. Kaiser Heinrich II. weihte ihm in seinem Bamberger Dom den Ostchor. In Bayern und Österreich weisen viele Ortsnamen sowie Kirchen und Kapellen auf den Heiligen hin. Besonders imposant ist in der Klosterkirche von Weltenburg die Darstellung von St. Georg über dem lichtdurchfluteten Hochaltar, einem Meisterwerk von Egid Quirin Asam. Sie zeigt den Kirchenpatron, wie er den Drachen tötet und damit die von ihm bedrohte Königstochter befreit. Nach einer alten Tradition finden zu Ehren von St. Georg Pferdeumritte statt, so im niederbayerischen Aidenbach und in Aigen am Inn sowie in Ascholding und in Hausen in der Oberpfalz und in Effeltrich in Oberfranken. Am bekanntesten ist der Georgiritt in Traunstein. Dort ziehen am Ostermontag viele Reiter vom Stadtplatz zum nahe auf einer Anhöhe gelegenen Ettendorfer Kircherl, wo Pferde und Reiter gesegnet werden.
Georg ist der Patron der Soldaten und Schützen, der Bauern und Reiter, der Gefangenen und Pfadfinder, der Pferde und des Viehs. Im Mittelalter sollte er die Ritter und Kreuzfahrer beschützen. Er zählt zum Kreis der beliebten vierzehn Nothelfer und ist bis heute neben St. Leonhard der große Bauernund Viehpatron.
Dr.Albert Bichler
13/2013