Mariä Geburt – ziehn die Schwalben furt‘
Für die »Wettervorhersage« waren früher nicht zuletzt auch die Schwalben »zuständig«
Die Zeit ist längst vorbei, in der vor allem der Mensch auf dem Land noch ohne Scheu mit allerlei »Getier« zusammen lebte.
Hatten doch besonders die Menschen in den abgelegenen, kleinen Dörfern, den Weilern und Einöden, noch den unmittelbaren Kontakt mit den Tieren und mancherlei Geziefer, aber auch dem Ungeziefer. Sowohl auf kleineren Anwesen, als auch auf den größeren Gehöften, trennte den Kuhstall – den Rossstall und auch den Ziegenstall nur ein schmaler Gang – oft auch nur eine Tür von Küche und Stube.
Da könnte man meinen, es müsse in der warmen Jahreszeit dort von Fliegen und anderem Ungeziefer »gewimmelt« haben. Doch schon im zeitigen Frühjahr, wenn noch letzte Schneeflecken auf den Wiesen und Feldern waren, sind schon die ersten Mitbewohner – die Stare angekommen. Mit ihrem unüberhörbarem Geratsche haben sie ihre Ankunft mitgeteilt. Der Mensch freute sich, wenn nach einem langen Winter endlich die leeren »Starenkobel« (Häuschen) wieder bewohnt wurden, denn im Gegensatz zu heute, wusste besonders das Landvolk, die Nützlichkeit der ganzen Tierund Vogelarten noch richtig zu schätzen.
Diese schönen, geschwätzigen Vögel mögen die Nähe des Menschen – vorausgesetzt, dass dieser sie in ihrem geschäftigen Tun nicht stört. Wenn schon nach wenigen Wochen die Jungen ihre hungrigen Schnäbel hochstrecken, dann werden Garten und Obstanger eifrig nach allem, was so »kreucht und fleucht« abgesucht, damit diese kräftig genug für ihren kommenden »Abflug« wurden.
Bald nach der Ankunft der Stare bezogen auch die niedlichen Rotschwänzchen und die »elegante« Bachstelze, ihre alten Nester an Haus und Stadel. Allesamt waren und sind sie, Gott sei Dank auch heute noch, dem Menschen willkommen, denn Würmer - Raupen - Käfer - Fliegen und noch anderes Ungeziefer mehr, gab es zur Genüge.
Erst geraume Zeit später kamen endlich die schon sehnlichst erwarteten Schwalben wieder zurück, »Mariä Geburt, ziehn die Schwalben furt – Mariä Verkundigung, kehren die Schwalben wieder um«. Diesen Spruch kannten schon unsere Urahnen. Ein Schwalbennest bedeutete von jeher viel Glück für Haus und Hof, so ist es nicht verwunderlich, dass diese lieblichen, anmutigen Vögel schon von undenklich langer Zeit her, geliebt und geschätzt wurden. Jedes Jahr freuten sich Knechte und Mägde ebenso wie die Bauernfamilie selbst, wenn »d‘Schwaibei » wieder flink und blitzschnell bei den offenen Stallfenstern aus und ein flogen und drinnen im Stall flugs ihre alten Nester begutachteten.
Aber nicht nur drinnen im Stall, auch draußen unter dem Dach und der Schupf bauten sie sorgsam ihre Brutstätten, ja sogar den großen Lampenschirm drinnen im Hausgang, suchte sich hin und wieder ein Schwalbenpärchen zum Brüten aus. Es kam auch niemand der Gedanke, dies zu verhindern, denn zum Einen bedeutet ein Schwalbennest im Haus viel Glück und Segen und zum Anderen hatte man die lästigen Fliegen im Haus drinnen los.
Weil die Schwalben all‘ ihre Nahrung im Fliegen fangen, bauen sie die Nester nur dort, wo Vieh im Stall und auf der Weide ist. Sind die Ställe leer, bleiben auch die Schwalbennester leer.
Neben den Vögeln hatten aber vor allen auch die Igel noch vielerlei Möglichkeiten, sich ein warmes, trockenes Quartier für den langen Winter einzurichten. So etwa war die große Holzhütte neben oder hinter dem Stadel, in der die Holzscheitel und Reisigbündel für den Winter gelagert wurden, für einen ruhigen, trockenen Winterschlaf bestens geeignet. Aber auch unter den vielen Stauden und Sträuchern, die um jedes Gehöft, ob größer oder kleiner, wuchsen, boten gute Wohn- und Schlafmöglichkeiten.
Neben den verschiedensten Obst und Beerenabfällen, gab es auch noch genügend kriechendes Getier auf der Wiese, das dem Igel als Nahrung willkommen war. Deshalb hatte auch der kleine, putzige Nachwuchs keine Gewichtsprobleme und konnte die langen und strengen Winter gut überstehen.
Wenn die ersten warmen Strahlen der Frühlingssonne die Igelfamilie wieder aus ihrem Schlaf weckte, begann sogleich die Nahrungssuche. Da sind die Schnecken, die ebenfalls nach Fressbarem suchend, aus der Erde ans Tageslicht gekommen waren, eine willkommene, sättigende Nahrung gewesen.
Für die »Wettervorhersage« waren früher nicht zuletzt auch die Schwalben »zuständig«: »D‘Schwaibe fliag‘n so nieda‘, da werd‘s schlecht Wetta‘«, oder: »D‘Schwaibe fliag‘n heit‘ ganz hoch drobn, da bleibt s‘Wetta‘ no‘ schön«.
Die Menschen auf dem Land beobachteten besonders im »Hochsommer «, wenn es galt, die Ernte gut und trocken heimzubringen, diese fast immer zutreffende Wetterregel ganz genau.
Unsere heimischen Vögel sind aber nicht nur von großem Nutzen für uns Menschen, sie gehören vielmehr zu dem anmutigen Bild unserer Landschaft dazu. Und sie mögen die menschliche Nähe – würden sie sonst in unserer unmittelbaren Umgebung ihre Jungen aufziehen?
Elisabeth Mader
35/2011
Hatten doch besonders die Menschen in den abgelegenen, kleinen Dörfern, den Weilern und Einöden, noch den unmittelbaren Kontakt mit den Tieren und mancherlei Geziefer, aber auch dem Ungeziefer. Sowohl auf kleineren Anwesen, als auch auf den größeren Gehöften, trennte den Kuhstall – den Rossstall und auch den Ziegenstall nur ein schmaler Gang – oft auch nur eine Tür von Küche und Stube.
Da könnte man meinen, es müsse in der warmen Jahreszeit dort von Fliegen und anderem Ungeziefer »gewimmelt« haben. Doch schon im zeitigen Frühjahr, wenn noch letzte Schneeflecken auf den Wiesen und Feldern waren, sind schon die ersten Mitbewohner – die Stare angekommen. Mit ihrem unüberhörbarem Geratsche haben sie ihre Ankunft mitgeteilt. Der Mensch freute sich, wenn nach einem langen Winter endlich die leeren »Starenkobel« (Häuschen) wieder bewohnt wurden, denn im Gegensatz zu heute, wusste besonders das Landvolk, die Nützlichkeit der ganzen Tierund Vogelarten noch richtig zu schätzen.
Diese schönen, geschwätzigen Vögel mögen die Nähe des Menschen – vorausgesetzt, dass dieser sie in ihrem geschäftigen Tun nicht stört. Wenn schon nach wenigen Wochen die Jungen ihre hungrigen Schnäbel hochstrecken, dann werden Garten und Obstanger eifrig nach allem, was so »kreucht und fleucht« abgesucht, damit diese kräftig genug für ihren kommenden »Abflug« wurden.
Bald nach der Ankunft der Stare bezogen auch die niedlichen Rotschwänzchen und die »elegante« Bachstelze, ihre alten Nester an Haus und Stadel. Allesamt waren und sind sie, Gott sei Dank auch heute noch, dem Menschen willkommen, denn Würmer - Raupen - Käfer - Fliegen und noch anderes Ungeziefer mehr, gab es zur Genüge.
Erst geraume Zeit später kamen endlich die schon sehnlichst erwarteten Schwalben wieder zurück, »Mariä Geburt, ziehn die Schwalben furt – Mariä Verkundigung, kehren die Schwalben wieder um«. Diesen Spruch kannten schon unsere Urahnen. Ein Schwalbennest bedeutete von jeher viel Glück für Haus und Hof, so ist es nicht verwunderlich, dass diese lieblichen, anmutigen Vögel schon von undenklich langer Zeit her, geliebt und geschätzt wurden. Jedes Jahr freuten sich Knechte und Mägde ebenso wie die Bauernfamilie selbst, wenn »d‘Schwaibei » wieder flink und blitzschnell bei den offenen Stallfenstern aus und ein flogen und drinnen im Stall flugs ihre alten Nester begutachteten.
Aber nicht nur drinnen im Stall, auch draußen unter dem Dach und der Schupf bauten sie sorgsam ihre Brutstätten, ja sogar den großen Lampenschirm drinnen im Hausgang, suchte sich hin und wieder ein Schwalbenpärchen zum Brüten aus. Es kam auch niemand der Gedanke, dies zu verhindern, denn zum Einen bedeutet ein Schwalbennest im Haus viel Glück und Segen und zum Anderen hatte man die lästigen Fliegen im Haus drinnen los.
Weil die Schwalben all‘ ihre Nahrung im Fliegen fangen, bauen sie die Nester nur dort, wo Vieh im Stall und auf der Weide ist. Sind die Ställe leer, bleiben auch die Schwalbennester leer.
Neben den Vögeln hatten aber vor allen auch die Igel noch vielerlei Möglichkeiten, sich ein warmes, trockenes Quartier für den langen Winter einzurichten. So etwa war die große Holzhütte neben oder hinter dem Stadel, in der die Holzscheitel und Reisigbündel für den Winter gelagert wurden, für einen ruhigen, trockenen Winterschlaf bestens geeignet. Aber auch unter den vielen Stauden und Sträuchern, die um jedes Gehöft, ob größer oder kleiner, wuchsen, boten gute Wohn- und Schlafmöglichkeiten.
Neben den verschiedensten Obst und Beerenabfällen, gab es auch noch genügend kriechendes Getier auf der Wiese, das dem Igel als Nahrung willkommen war. Deshalb hatte auch der kleine, putzige Nachwuchs keine Gewichtsprobleme und konnte die langen und strengen Winter gut überstehen.
Wenn die ersten warmen Strahlen der Frühlingssonne die Igelfamilie wieder aus ihrem Schlaf weckte, begann sogleich die Nahrungssuche. Da sind die Schnecken, die ebenfalls nach Fressbarem suchend, aus der Erde ans Tageslicht gekommen waren, eine willkommene, sättigende Nahrung gewesen.
Für die »Wettervorhersage« waren früher nicht zuletzt auch die Schwalben »zuständig«: »D‘Schwaibe fliag‘n so nieda‘, da werd‘s schlecht Wetta‘«, oder: »D‘Schwaibe fliag‘n heit‘ ganz hoch drobn, da bleibt s‘Wetta‘ no‘ schön«.
Die Menschen auf dem Land beobachteten besonders im »Hochsommer «, wenn es galt, die Ernte gut und trocken heimzubringen, diese fast immer zutreffende Wetterregel ganz genau.
Unsere heimischen Vögel sind aber nicht nur von großem Nutzen für uns Menschen, sie gehören vielmehr zu dem anmutigen Bild unserer Landschaft dazu. Und sie mögen die menschliche Nähe – würden sie sonst in unserer unmittelbaren Umgebung ihre Jungen aufziehen?
Elisabeth Mader
35/2011