Hl. Agnes von Montepulciano, Jungfrau
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Agnes wurde zu Montepulciano im Gebiete von Toskana in Italien geboren. Mit 9 Jahren wurde sie Nonnen zur Erziehung übergeben. Mit Freuden vollbrachte sie alle klösterlichen Übungen und wurde bald ein Muster aller Tugenden. Nun kam Agnes in ein Kloster der Dominikanerinnen und wurde nach eingeholtem Befehle des Papstes Nikolaus IV. ungeachtet ihres Sträubens und kaum 15 Jahre alt zur Priorin ernannt. Sie schlief auf bloßem Boden; ein Stein war ihr Kopfkissen. Sie fastete 15 Jahre lang bei Wasser und Brot. Oft wurde die Heilige beim Gebete über die Erde erhoben und ihr Mantel mit glänzenden Tautropfen in Form von Kreuzlein überschüttet. Auf dem Platze, wo sie gekniet, entsprossen plötzlich die herrlichsten Blumen. Von der Mutter Gottes erhielt die Heilige das Jesuskind in ihre Arme. Auch empfing sie mehrmals durch einen Engel die heilige Kommunion. Gott verlieh seiner Dienerin die Gaben der Wunder und Weissagungen. Durch den Glanz ihrer Tugenden bewogen, wollten ihre Landsleute die Heilige um jeden Preis in ihrer Mitte haben und boten ihr ein neuerbautes Kloster an. Agnes nahm das Angebot an, kehrte in ihre Vaterstadt Montepulciano zurück und führte Dominikanerinnen in jenes Kloster ein. Die Heilige ertrug eine anhaltende Kränklichkeit geduldig und ging im 40. Lebensjahr am 20. April 1317 in den Himmel ein. Papst Benedikt XIII. sprach sie 1726 heilig.
Lehre. Der heilige Augustin sagt: »Diejenigen, welche beten, sollen mit ihren Gliedern sich verhalten wie jene, die einem großen Herrn eine Bittschrift überreichen und dabei entweder ihre Knie beugen, die Hände ausstrecken oder gar sich auf die Erde niederwerfen.«
Kirchengebet. O Gott, der du deine hl. Jungfrau Agnes mit himmlischen Tau zu erquicken und ihre Gebetsorte mit verschiedenen emporsprossenden Blumen zu schmücken dich gewürdigt hast: verleihe gnädig, dass wir auch ihre Fürsprache stets mit dem Tau deines Segens besprengt zu werden und die Früchte der ewigen Seligkeit zu genießen gewürdigt werden mögen. Amen.
Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
16/2013