Jahrgang 2014 Nummer 16

Heiliger Werner, Knabe und Martyrer

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Werner (Wernher), Sohn armer Eltern zu Wammerath bei Bacharach am Rhein, verlebte seine Kindheit gottesfürchtig. Wer ihn kannte, liebte ihn. Aber nun bekam er einen Stiefvater, der ihn arg peinigte; deshalb entfloh der Knabe, irrte eine Zeit lang umher, und Hirten gaben ihm Brot. In Oberwesel bekam er Arbeit, indem er beim Ausgraben des Grundes zu einem Hause Erde wegtrug. Werner, noch nicht ganz 14 Jahre alt, empfing am Gründonnerstage die heiligen Sakramente mit größter Andacht. Unter dem Vorwande von Arbeit lockten ihn Juden am selben Tage in ihr Haus. Gleich ergriffen sie ihn, verstopften ihm den Mund mit einer Bleikugel, hängten ihn mit dem Kopfe unten an einer hölzernen Säule auf, um die heilige Hostie zu erhalten. Als dies nicht mehr gelang, geißelten sie ihn. Dann öffneten sie mit einem Messer alle Adern und pressten mit Zangen alles Blut aus seinem Leibe. Und so peinigten sie den armen Werner drei Tage hindurch, indem sie den Körper immer umkehrten, bis kein Blut mehr herausquoll. Der Heilige vollendete sein Martyrium am 19. April 1287. Während der Nacht wurde der Leichnam aus der Stadt gebracht; man wollte ihn zu Schiff nach Mainz fahren. Weil aber die Bösewichter auf einmal nicht mehr weiter konnten, so warfen sie den Leichnam in eine durch Dornengestrüpp verdeckte Höhle. Aber himmlisches Licht half den heiligen Leib auffinden, welcher nun ehrerbietig in einer Kapelle zu Bacharach beigesetzt wurde. Zahlreiche Wunder geschahen durch die Anrufung des heiligen Martyrers.

Lehre. O Kinder! bereitet euch stets recht würdig vor auf die heilige Beichte und Kommunion, besonders auf die erste Kommunion – und ihr werdet immer himmlische Gnade und Kraft erlangen zu einem tugendhaften Leben.

Kirchengebet. O Gott, der du zur Erinnerung an das Leiden deines eingeborenen Sohnes dem heiligen Werner in seinem Leiden durch die ruchlosen Juden wunderbare Standhaftigkeit verliehen hast: gewähre gnädig, dass wir arme Sünder, die wir die Verdienste seines Martyriums auf Erden verehren, von dir, unserem Herrn und allmächtigen Gott, mit Ehre und Herrlichkeit im Himmel gekrönt zu werden verdienen. Amen.

 

 

Anmerkng der Redaktion:

Die Beschuldigung der Juden ist nach wissenschaftlicher Erkenntnis nicht zu halten. Der Mord wurde zu Unrecht den Juden in Oberwesel zur Last gelegt und war die Ursache einer blutigen Judenverfolgung. Seit 1963 wird Werner nicht mehr im Verzeichnis der Heiligen geführt.

 

Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

16/2014