Heiliger Vitus, Martyrer und Nothelfer
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Vitus (Veit – Führer und Wegweiser) stammte aus der Stadt Nazzara auf der Insel Sizilien. Die heilige Crescentia war seine Amme, der heilige Modestus der Gemahl derselben. Sie flüchteten sich auf das Festland hinüber, um den Nachstellungen des verblendeten, heidnischen Vaters Hylas zu entgehen, der seinen Sohn vom Christentume abzubringen suchte. Kaiser Diocletian erhielt Kunde von der Wunderkraft des heiligen Vitus und ließ ihn rufen. Der heilige Vitus kam und befreite durch sein Gebet den Sohn des Kaisers von der Besessenheit. Hiefür wurden ihm alle denkbaren Annehmlichkeiten dieser Welt angeboten, aber unter der Bedingung, dass er den Göttern opfere. Als der zwölfjährige Knabe Vitus dies verweigerte, ließ ihn der undankbare Tyrann in einen Kessel voll von siedendem Blei und Pech werfen. Der Heilige blieb unverletzt; auch ein Löwe tat ihm nichts zuleide. Alle drei wurden auf die Folter gespannt; jedoch auf das Gebet des heiligen Vitus befreit, während ein heftiges Erdbeben die Stadt durch den Zusammensturz vieler Götzentempel und Häuser erschreckte und einen großen Teil der Bewohner tötete. Die heiligen drei Martyrer wurden wunderbar an einen einsamen Ort gebracht und starben daselbst am 15. Juni 303. Ihre Seelen flogen in Gestalt von Tauben zum Himmel empor. Der heilige Vitus gehört zu den heiligen 14 Nothelfern und wird gegen den Biss wütender Hunde und giftiger Schlangen, gegen Blitz und Ungewitter und bei Viehkrankheiten angerufen. Ein Hahn ist ihm beigegeben, weil der Heilige auch Schutzpatron gegen Feuersgefahren und der Hahn ein Sinnbild der Wachsamkeit ist.
Lehre. Aus dem Leben des heiligen Vitus ist zu ersehen, was die Gnade schon bei einem Kinde vermag, wenn sie wirken kann. Welche Freude für die Eltern, wenn ihre Kinder fromm und gottesfürchtig werden. Darum sollen sie alles aufbieten, um dieses edle Ziel bei den Kindern zu fördern.
Kirchengebet. Wir bitten dich, o Herr! verleihe durch die Fürbitte deiner heiligen Martyrer Vitus, Modestus und Crescentia den Mitgliedern deiner Kirche, dass sie nicht im Geiste sich überheben, sondern in der dir wohlgefälligen Demut voranschreiten, damit sie das Böse verabscheuen und das Gute freiwillig vollbringen. Amen.
Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
24/2013