Jahrgang 2014 Nummer 29

Heiliger Vincenz von Paul, Ordensstifter

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Vincentius (= Sieger) wurde 1576 zu Ranquines in Frankreich geboren. Seine Eltern, reiche Landleute, hießen Johann Wilhelm von Paul und Bertranda von Moras. Vincenz studierte bei den Franziskanern in B' Acqs, ließ sich in den dritten Orden des heiligen Franziskus aufnehmen und wollte wie dieser allen alles werden. Der König ernannte ihn zu seinem Großalmosenier; nun nahm er sich der unglücklichen Galeerensträflinge an und verkündete ihnen die Lehren des Heiles. Dann errichtete Vincenz Zufluchtsstätten für Findel- und Waisenkinder, für Arme, alte Leute, Kranke und Irrsinnige. Er gründete auch Vereine zur Unterstützung hilfsloser Landwerker und verschämter Hausarmen (= Vincenzvereine). Er rief Seminarien, Konferenzen und Exerzitien für den Klerus ins Leben. Auch leitete er lange Zeit auf Wunsch des heiligen Franz von Sales als Subprior den Orden von der Heimsuchung (Salesianerinnen) und linderte die Leiden des Krieges. Endlich stiftete der Heilige die Kongregation der Missionspriester (= Lazaristen) und jene der Töchter der Liebe (= Barmherzige Schwestern). Ausgezeichnet in allen Tugenden entschlief der heilige Vincenz selig im Herrn den 27. September 1660. Wegen der vielen Wunder sprach ihn Papst Benedikt XIII. 1729 selig, und Clemens XII. 1737 heilig. Seine Reliquien ruhen zu St. Lazarus in Paris; sein Herz ist in Lyon. Als Verehrungstag des Heiligen wurde der 19. Juli bestimmt.

Lehre. Beherzigen und befolgen wir die Mahnung des Heiligen Vincenz: »Lasset uns gutes tun, so lange wir können!« Üben wir wie dieser Heilige die Werke der leiblichen und geistigen Barmherzigkeit, damit wir der Verheißung Christi teilhaftig werden: »Selig die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen«.

Kirchengebet. O Gott, der du deinen heiligen Bekenner Vincentius mit der Gabe einer wunderbaren Barmherzigkeit ausgezeichnet hast, damit er so vielfachem Elende der Menschen zu Hilfe kommen könnte: verleihe gnädig, dass wir an seinem Feste jene Nächstenliebe, die noch jetzt seinen heiligen Gebeinen entströmt, mit glücklicher Eifersucht anstreben und an den Früchten derselben um so reichlicher teilzunehmen verdienen. Amen.

 

Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

29/2014