Jahrgang 2013 Nummer 51

Heiliger Thomas, Apostel

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Thomas, auch Didymus (= Zwilling) genannt, war gebürtig aus Galiläa und ein Fischer. Er folgte dem göttlichen Heilande nach und wurde von ihm zum Apostel erwählt. Seine Liebe zu Jesus zeigte sich, als die Apostel den Herrn von seiner Reise nach Jerusalem nicht abhalten konnten. Da sprach er: »Auch wir wollen mit ihm gehen und mit ihm sterben.« Thomas gab auch Anlass zu dem schönen Ausspruche Jesu: »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.« Nach der Auferstehung Christi blieb er einige Zeit ungläubig, bis er selbst bei einer Erscheinung Christi zugegen war, und ihm der göttliche Heiland befahl, er sollte seine Finger in seine Wundmale und seine Hand in die Seitenwunde legen; er sprach auch zu ihm: »Weil du gesehen hast, Thomas, hast du geglaubt; sei nicht mehr ungläubig, sondern gläubig!« Tief erschüttert rief Thomas aus: »Mein Herr und mein Gott!« Der heilige Gregorius der Große sagt: »Dieser Apostel hat durch seinen Unglauben unserem Glauben mehr genützt, als die übrigen Apostel durch ihren Glauben:« Nach dem Pfingstfeste predigte der heilige Thomas in Äthyopien und Abyssinien das Evangelium. Auch den Parthern und Medern soll er den heiligen Glauben verkündet und den drei Weisen (Könige: Caspar, Melchior, Balthasar) in ihrer Heimat aufgesucht, unterrichtet und getauft haben. Der heilige Apostel war besonders in Ostindien ungemein tätig und starb den Martyrtod, indem er bei der Stadt Meliapur (jetzt St. Thomas genannt) mit einer Lanze durchbohrt wurde. Sein Verehrungstag ist der 21. Dezember.

Lehre. Nachdem der heilige Thomas sich demütig glaubend dem lieben Heilande hingegeben hatte, hielt er in diesem Glauben an seine Auferstehung selbst fest und bezeugte ihn selbst mit seinem Blute. Der heilige Laurentius Justiniani gibt die schöne Lehre: »Das Band des Glaubens, der Hoffnung und Liebe hält die Herzen der Demütigen gebunden und lässt sie nicht stolz werden, noch von dem Wege der Tugend abweichen. Es hebt sich vielmehr in die Höhe, vereinigt sie mit Gott und lässt sie einen Vorgeschmack der ewigen Freuden empfinden.«

Kirchengebet. Wir bitten dich, o Herr! verleihe uns, dass wir uns am Feste deines heiligen Apostels Thomas erfreuen: damit wir stets durch dessen Fürbitte Hilfe erlangen und mit gebührender Andacht seinem Glauben nachfolgen. Amen.

 

Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

51/2013