Jahrgang 2013 Nummer 45

Heiliger Theodor, Soldat und Martyrer

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Theodor (= Geschenk Gottes) war römischer Soldat zu Amasea in Pontus (Kleinasien); er wurde bald zum Oberst befördert. Er war ebenso tapfer als Christ wie als Krieger. Zur Zeit der Christenverfolgung unter Kaiser Diocletian wurde Theodor als Christ erkannt und verhört. Er verteidigte sich glänzend und erklärte die Richtigkeit der Götter. Man gab ihm noch Bedenkzeit. Diese benützte er dazu, den Tempel der Göttin Cybele anzuzünden. Der heilige Gregor von Nyssa nennt dies ein kühnes Beginnen. Infolge dieser »Freveltat« wurde Theodor abermals verhört und erhielt die schönsten Versprechungen, wenn er vom Glauben abfallen würde. Er sprach aber so freimütig gegen den Götzendienst und selbst gegen die Kaiser (das heißt gegen deren Ungerechtigkeit als Christenverfolger), dass jede Nachsicht aufhörte. Auf der Folter wurde sein Leib zerrissen. Der Heilige Martyrer blieb jedoch standhaft und betete: »Den Herrn will ich preisen zu jeder Zeit; sein Lob soll stets in meinem Munde sein.« In der folgenden Nacht wurde das Gefängnis durch himmlischen Glanz beleuchtet; die Helle konnte selbst von außen beobachtet werden. Erschrocken eilte der Kerkermeister herbei, fand aber alles in Ordnung. Noch mehrere Peinen wurden dem heiligen Theodor zugefügt; zuletzt wurde er lebendig verbrannt und ging in den Himmel ein am 9. November 306.

Lehre. Der heilige Theodor sprach: »Unter den Bösen ist allemal der schlechtere, welcher den ersten Platz unter ihnen behauptet. Er ist der Ungerechtere unter den Ungerechten; unter den Mördern der grausamste; unter den Ausgelassenen und Wüstlingen der ausgelassenere und schamlosere.« Wer andere zum Bösen anreizt und verleitet, hat auch noch für die bösen Taten jener die Verantwortung, wozu er dieselben verführt hat.

Kirchengebet. O Gott, der du uns durch das glorreiche Bekenntnis deines heiligen Martyrers Theodorus kräftigen Schutz verleihest, gewähre uns, dass wir durch dessen Nachahmung im Guten fortschreiten und durch seine Fürbitte unterstützt werden.
Amen.

 

Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

45/2013