Jahrgang 2017 Nummer 26

Heiliger Theobald, Eremit

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Theobald (= vortrefflich) war der Sohn des Grafen Arnulph von der Champagne in Frankreich, 1017 geboren. Als Knabe las er gerne in den Lebensbeschreibungen der alten Väter und Einsiedler. Zu einer Heirat ließ er sich nicht bewegen. Da ihn der Vater an die Spitze seiner Krieger stellte, entfloh er heimlich, weil ihm jener Krieg ungerecht erschien. Mit einem Begleiter, namens Walter, kam Theobald glücklich bis nach Reims. Dort vertauschten sie ihre Kleider und gingen nach Deutschland. Zuletzt zogen sie sich in eine Wildnis bei Vicenza in Oberitalien zurück, wo Walter nach zwei Jahren starb. Theobald wurde vom Bischofe von Vicenza zum Priester geweiht; sein Ruf als Seelenführer verbreitete sich weit umher. Endlich erfuhren seine Eltern, dass der priesterliche Einsiedler von Salanigo ihr Sohn wäre. Von Sehnsucht erfasst reisten sie unverzüglich zu ihm, begrüßten ihn und baten um seinen Segen (Bild). Der Vater musste zurückkehren. Die Mutter aber durfte bleiben und führte unter Leitung ihres Sohnes in einer Einsiedlerzelle ein frommes Leben. Der Heilige erkrankte zwei Jahre vor seinem Tode. Der ganze Leib wurde mit Geschwüren bedeckt. Der Abt Petrus von Vangadicia besuchte und tröstete ihn. Am 30. Juni 1066 starb der heilige Theobald nach Empfang der heiligen Sakramente. Papst Alexander II. sprach ihn wegen erfolgter Wunder kurze Zeit nach seinem Ableben heilig. Im römischen Martyrologium wird der 1. Juli als Verehrungstag bezeichnet.

Lehre. Der Abschied von den Eltern ist schmerzlich. Wenn aber die Söhne, Töchter von Zeit zu Zeit die Eltern wieder besuchen und sich als treu in ihrem Berufe erweisen – welche Freude für die Eltern! Es darf niemand aus zu großer Anhänglichkeit bei den Eltern verbleiben, wenn der klar erkannte Beruf eine Trennung erfordert.

Gebet. O gütiger Gott! der du deinem heiligen Diener Theobald den Beruf zum einsamen Leben und die Gnade verliehen hast, alles Zeitliche zu opfern: gewähre uns deinen Beistand, dass wir durch keine sündhaften Rücksichten uns von der Erreichung des Berufes, den du uns gegeben hast, abhalten lassen mögen. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

26/2017