Heiliger Spiridion, Bischof
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Spiridion (= Säemann) war auf der Insel Cypern geboren und hütete die Schafe seines Vaters. Er trat in den Ehestand. Mehrere Kinder entsprossen dieser Ehe, darunter eine Tochter, Irene genannt, die als Jungfrau starb. Spiridion war fromm, übte frühzeitig echte Nächstenliebe und machte sein Haus zu einer Stätte des Friedens und Segens für die Seinigen, sowie für alle, die mit ihm verkehrten. Die Bewohner der Stadt Thremithontus erwählten ihn zu ihrem Bischof. Aber unter Kaiser Maximin Daja wurde der heilige Bischof zur Arbeit in den Bergwerken verurteilt und an einem Auge geblendet; auch wurde ihm die rechte Kniesehne durchschnitten. Kaiser Constantin der Große erteilte ihm die Freiheit. Auch als Bischof hatte er eine Herde und hütete manchmal dieselbe. Es brachen einmal Räuber in den Stall ein – mussten aber wie gebannt die ganze Nacht zubringen bis der Heilige kam, sie sah und befreite; er schenkte ihnen einen Widder und ließ sie ziehen. Ein Mann forderte eine ihm zum Aufbewahren anvertraute Geldsumme wieder. Der Heilige wusste nichts mehr davon, ging an das Grab seiner Tochter Irene und befragte sie; wunderbar drang die Stimme aus dem Grabe und bezeichnete den Ort, wo die Geldsumme verborgen sei. Der heilige Bischof wohnte (325) dem allgemeinen Konzile von Nicäa an und bekehrte durch sein überzeugungsvolles Wort einen heidnischen Philosophen. Seine Wissenschaft hatte er mehr durch Gebet als durch Studieren von Gott erlangt. Liebreich unterstützte er Arme, Kranke und Fremdlinge und war ungemein demütig. Einmal verwandelte er eine Schlange in Gold, damit die Leute Samengetreide kaufen konnten. Der heilige Spiridion starb in hohem Alter. Sein Grab wurde durch Wunder berühmt. Sein Verehrungstag ist der 14. Dezember etwa um 354.
Lehre. Durch Gebet erlangte der heilige Spiridion die nötige Wissenschaft. Bete eifrig, o Christ! Durch das Gebet erlangt man alles von Gott. Johann Trithemius sagt: »Das Gebet ist eine Hilfe für den Menschen, ein Opfer für Gott, eine Geißel für den Teufel.«
Kirchengebet. Beschütze uns, o Herr! durch die Feier deines heiligen Bischofs Spiridion und gib uns deinen Beistand, dass wir seinem Beispiele nachfolgen und durch dessen Fürbitte und Verdienste zur Herrlichkeit des Himmels gelangen. Amen.
Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
50/2013