Servatius (= Erhalter) reiste nach Vollendung seiner Studien nach Palästina, wurde dann zum Priester geweiht und predigte an verschiedenen Orten in Frankreich. Er wurde hierauf Bischof von Tongern (Lüttich in Belgien). Ein Mann von hervorragender Heiligkeit, wachte und fastete er immer und rief unter häufigen Tränen die Barmherzigkeit des Herrn über sich und seine Herde herab. Zweimal pilgerte der Heilige nach Rom. Es wurde ihm geoffenbart, dass die Hunnen auch in sein Bistum einfallen und es verwüsten würden. Ungeachtet alles Flehens konnte er nur soviel von Gott erlangen, dass die Strafe erst nach seinem Tode kommen sollte. Als er auf der Rückkehr am heißen Mittage ausruhte, breitete ein Adler seine Flügel aus und spendete ihm erquickenden Schatten. Ein anderes Mal war der Heilige vom Durste gepeinigt. Auf sein Gebet hin sprudelte eine frische Quelle aus dem dürren Boden und ein Engel brachte ihm ein Trinkgefäß (Bild). Dieses ist noch vorhanden. Es wird erzählt, dass viele Fieberkranke, die daraus getrunken haben, vom Fieber befreit worden sind. In Tongern nahm der Heilige von den Seinen rührenden Abschied, indem er ihnen sagte, er müsse nach Maastricht gehen und sich auf den Tod vorbereiten. Daselbst erkrankte er an einem Fieber und starb im Frieden des Herrn am 13. Mai 384 im Alter von 96 Jahren. Die Hunnen kamen wirklich sieben Jahre nach seinem Tode und richteten ungeheuere Verheerungen an. Der heilige Servatius gilt als Schutzpatron gegen Fieber und in Verbindung mit den Heiligen Pancratius und Bonifacius als Patron gegen schlimmes Wetter.
Lehre. Der heilige Bonaventura sagt: »Wehe den Rechtgläubigen, welche Gott nicht nach ihrem Glauben dienen und ihn ehren. Sie werden strenger bestraft werden, als alle Ungläubigen«. Diese ist eine ernste Mahnung, dem Sündenleben zu entsagen, um die strenge Rechenschaft bestehen und den ewigen Strafen entgehen zu können.
Kirchengebet. O Gott, der du deinem Volke den heiligen Servatius zum Prediger gegeben hast: wir bitten dich, verleihe, dass wir durch die Fürbitte eines so großen Bischofs überall von allen Widerwärtigkeiten befreit werden, der Ruhe und des Glückes uns erfreuen und dich lobpreisen mögen. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
19/2017