Jahrgang 2017 Nummer 33

Heiliger Sebaldus, Eremit

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Sebald (= stark, tapfer zur See) war von hoher Abstammung und machte seine Studien in Paris. Er verließ am Hochzeitstage seine Braut mit deren Einwilligung und lebte 16 Jahre als Einsiedler. Dann pilgerte er nach Rom. Papst Gregor III. soll ihm den Auftrag gegeben haben, in Deutschland das Evangelium zu predigen. In der Nähe von Vincenza in Italien verweilte Sebaldus einige Zeit und verkündete den wahren Glauben. Ein Irrgläubiger (Arianer) widersprach ihm. Der Heilige betet zu Gott um Hilfe – und siehe! der Irrgläubige versank in die Erde bis zum Halse; da ging er in sich und bekannte laut den christlichen Glauben. Dann reiste der Heilige nach Regensburg. Auf seinem Mantel setzte er über die Donau (siehe Bild!). Endlich lebte er im Walde bei Nürnberg wieder als Eremit und predigte den heiligen Glauben. Der Heilige starb im Ägidiuskloster zu Nürnberg den 19. August um das Jahr 801. Gott verherrlichte ihn im Leben und nach dem Tode durch Wunder. Zur Bahre des Heiligen trat ein gottloser Mann, griff in seinen Bart und sprach: »Du alter Greis, wie viele Menschen hast du während deiner Lebtage betrogen!« Da erhob der Heilige die Hand und schlug dem Frevler ein Auge aus. Dieser tat nun Buße, betete Tag und Nacht um Gnade und erhielt plötzlich sein gesundes Auge wieder. Im Jahre 1424 bestätigte Papst Martin V. auf Ansuchen der Stadt Nürnberg die Verehrung des Heiligen. Die Stadt ließ zu seiner Ehre eine herrliche Kirche erbauen (Sebalduskirche) und durch den berühmten Künstler Peter Vischer einen Sarkophag fertigen, der ein großes Kunstwerk ist. Derselbe wurde 1517 aufgestellt, und die Reliquien des Heiligen wurden darin beigesetzt.

Lehre. Ist auch die Verehrung des Heiligen Sebald in Nürnberg so ziemlich erloschen, so wird sein Andenken doch von vielen Christen gefeiert. Wenn auch Menschen den Heiligen die Ehre versagen, so ehrt die heilige Kirche stets dieselben und sie genießen im Himmel unendliche Ehre und Seligkeit.

Kirchengebet. Allmächtiger, ewiger Gott! der du deinem heiligen Bekenner Sebaldus geholfen hast, in den Widerwärtigkeiten dieser Welt ein frommes Leben zu führen; wir bitten dich, du wollest durch dessen Fürsprache deinem Volke Gnade und Schutz verleihen und dasselbe nach vollendeter Lebenszeit in das Himmelreich aufnehmen. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

33/2017