Jahrgang 2014 Nummer 48

Heiliger Saturninus, Bischof und Martyrer

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Saturninus (= Säemann) wurde vom heiligen Papste Fabian nach Frankreich gesendet. Neben dem Kapitol zu Toulouse nahm er eine Wohnung; in einiger Entfernung war ein Kirchlein, worin er die heiligen Geheimnisse feierte. Auf dem Wege dahin musste er vor dem Kapitol vorbeigehen. Der Betrug der Götzenpriester war bereits aufgedeckt, und täglich wuchs die Zahl der Christen. Die Götzenpriester verkündeten keine Orakel mehr unter dem Vorwande, dass die Gegenwart und das öftere Vorbeigehen eines ihrer ärgsten Feinde die Götter zum Schweigen bewogen hätte. Allgemeine Unruhe entstand. Man sprach von der im Finstern schleichenden Sekte. Der Bischof Saturnin sei ihr Oberhaupt. Sollten die Götter wieder zu Ehren kommen, so müsse er sterben. Der heilige Bischof wurde eines Tages erkannt und ergriffen. Zur Probe sollte er den Göttern opfern. Aber der Heilige sprach: »Ich kenne nur den Einen wahren Gott; ihm bringe ich das Opfer des Lobes dar. Euere Götter sind Teufel, die ihr vergeblich ehret nicht bloß durch das Blut der Opfertiere, sondern durch den Tod eurer Seelen! Wie kommt ihr denn dazu, dass ihr von mir verlangt, ich solle sie fürchten, da ihr doch selbst saget, wie ich vernehme, dass sie mich fürchten?« Über diese Rede geriet das Volk in Wut. Der schon zum Schlachten hergerichtete Opferstier wurde freigemacht, der Heilige mit den Füßen an das Ende seines Schweifes gebunden, und dann der Stier mit eisernen Stacheln zum schnellen Laufe auf den Steintreppen des Kapitols hinabgetrieben. Schon bei den ersten Stufen wurde der heilige Bischof derart zerschmettert, dass sein Gehirn herausfloss; das Genick wurde gebrochen, der Leib ganz zerschunden. Der Heilige starb am 29. November 250.

Lehre. Welches Glück für uns, dass wir Christum kennen! Der heilige Anton von Padua sagt: »Christus ist eine leuchtende Sonne bei seiner Geburt, ein glühender Stern bei seinen Predigten, erweckend bei seinen Wundertaten, entzündend in seinem Leiden gewesen.«

Gebet. O Gott, der du deinen heiligen Bischof Saturninus für seine Arbeiten und Leiden im Himmel belohnt hast: verleihe uns durch die Fürbitte, dass wir für die Heiligkeit deiner Lehre in Wort und Tat mutig Zeugnis geben. Amen.


Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

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